Der wöchentliche Streifzug durch unseren Kalender.
Der Montag steht auch in dieser Woche im Zeichen des HSH-Untersuchungsausschusses. Gleich zwei Auskunftspersonen sollen vernommen werden: um 10.00 Uhr wollen die Ausschussmitglieder Hans-Peter Krämer, ehemaliges Aufsichtsratsmitglied der HSH Nordbank, befragen. Und ab 14.00 Uhr soll die Vernehmung von Finanzminister Rainer Wiegard fortgesetzt werden.
„Auskunftsperson” und „Vernehmung” hört sich ziemlich dramatisch an, ist es aber nicht. Auskunftspersonen sind, so sagt uns das Untersuchungsausschussgesetz, Zeuginnen und Zeugen sowie Sachverständige. Ich glaube nicht, dass die beide als Sachverständige vernommen werden sollen. Krämer, gebürtiger Kieler, in Köln lange Jahre Vorstandsvorsitzender der dortigen Kreissparkasse und vielen noch durch sein Engagement beim VfL Gummersbach bekannt, hat Ende September bei seiner Aussage vor dem Hamburger Untersuchungssausschuss den Finger in die Wunde gelegt, als er die Frage, ob die Anteilseigner Vorgaben für die Renditeziele der Bank gaben, eindeutig bejahte. Zur Erinnerung: Nicht wenige Kritiker sehen in dem Missverhältnis zwischen hohen Renditezielen einerseits und der eher noch in der Region verwurzelten „Mannschaft” der Bank anderseits einen Grund für das spätere Desaster.
Die CDU in Schleswig-Holstein hat schon ein Spitzenkandidaten für die nächste Landtagswahl. Deshalb versucht die Partei, mit einem Sachthema auf Tour durch ihre Kreisverbände zu gehen: Bildungsland Schleswig-Holstein ist das Motto der Rundreise, die heute Abend um 19.00 Uhr in Norderstedt beginnt. Für Christian von Boetticher stehen die Schulpolitik und das neue Schulgesetz im Mittelpunkt. Dass Ekkehard Klug sich revanchiert und mit dem Thema „Heimatschutzpflicht” auf die Walz gehen will, ist bislang nur ein Gerücht.
Wenn Lars Büchel, erfolgreicher deutscher Autor, Filmproduzent und Regisseur mit Wurzeln in Eutin, am Dienstag in aller Frühe um 9.00 Uhr in einem schleswig-holsteinischen Kino etwas über Kino, Filme und sein Werk Lippels Traum sagt, dann werden die dort sitzende Schüler nicht etwas schwänzen, sondern aktiv an der diesjährigen Schulkinowoche teilnehmen, die von Montag bis Freitag auch in Schleswig-Holstein stattfindet.
Manchmal ist es schon ein Erfolg, wenn ein Bericht unspektakulär daherkommt und eben nicht schon im Vorfeld für medialen Aufregung sorgt. Jugendkriminalität ist so ein Thema. Der Innen- und Rechtsausschuss trifft sich am Mittwoch zu einer öffentlichen Sitzung im Landeshaus, um eine Anhörung zum Thema Jugendkriminalität /Jugend-Taskforce durchzuführen. Der Bericht der Landesregierung, der Anlass für die Anhörung ist, ist erst Teil I. Der zweite Teil, in dem die Arbeit der Taskforce Jugend näher beschrieben werden und ein Programm zur Optimierung der Bekämpfung der Jugendkriminalität vorgelegt soll, liegt noch nicht vor.
Der Europaausschuss fällt aus. Das ist schade, hatte sich das Landesblog doch schon auf die Netzpolitik gefreut.
Der eine fuhr schon von Bad Bramstedt aus bis zum Südpol, ging dabei die letzten 2.750 Kilometer zusammen mit Reinhold Messner zu Fuß, durchquerte das grönländische Inlandseis und kennt selbst den Nordpol aus der Perspektive des Fußgängers. Der andere hat eine Zeit lang in den USA studiert, fährt regelmäßig von Bordesholm nach Kiel und einmal die Woche sogar nach Berlin. Ralf Stegner trifft Arved Fuchs
Am Donnerstag wirft die im Dezember anstehende Debatte um den Landeshaushalt 2011 / 2012 seine Schatten voraus. Die Landesregierung hat ein letztes Mal ihren Haushaltsentwurf nachjustiert und die seit der Vorlage im Sommer entstandenen Änderungen eingearbeitet. Das Ganze nennt sich „Nachschiebeliste” und ist Thema in der öffentlichen Sitzung des Finanzausschuss.
Die Diskussion um Stuttgart 21 hat auch schon das Landesblog beschäftigt. Der Soziologe und Politikwissenschaftler Oscar Gabriel, Professor an der Uni Stuttgart, kennt Stuttgart 21 seit Jahren nicht nur aus räumlicher Nähe, sondern beschäftigt sich mit dem Projekt auch als Wissenschaftlicher schon seit Jahren. Man kann gespannt sein, ob diese Nähe seine Blick geschärft oder getrübt hat, wenn er am Abend als Referent auf einer Veranstaltung der Landeszentrale für politische Bildung in der Herman Ehlers Akademie zu dem Thema „Versagt die Kommunikation zwischen Parteien und Bürgern?” spricht.
Abgeordneten dürfen, rein rechtlich, nicht vorlesen. Das sagt die Geschäftsordnung des Landtages im § 56: „Die Abgeordneten sprechen in der Regel in freiem Vortrag. Sie können dabei stichwortartige Aufzeichnungen benutzen.” Rein praktisch ist das eher theoretisch. Viele lesen vom Blatt ab und manche behaupten sogar hinter vorgehaltener Hand, das sei gut so und verhindere Schlimmeres. Dabei ist Vorlesen nicht wirklich was Schlimmes. Wer gehört hat, wie Rufus Beck aus Harry Potter vorliest, der weiß auch, dass das Zuhören dann richtig Spaß bringen kann. Am Freitag ist der bundesweite Vorlesetag. Das ist keine Fortbildungsveranstaltung von Rufus Beck für Schleswig-Holsteinisch Abgeordnete. Dem Tag liegt eine viel einfachere Idee zugrunde: Jeder, der Spaß am Vorlesen hat, liest an diesem Tag anderen vor – zum Beispiel in Schulen, Kindergärten, Bibliotheken oder Buchhandlungen … In Parlamenten also nicht! 46 Schleswig-Holsteiner, unter ihnen 18 Schleswig-Holsteinische Politiker aus Landtag und Bundestag, sind dabei.
Hoffentlich wenig vorgelesen, dafür aber viel debattiert wird am Samstag und am Sonntag im Plenarsaal des Landtages. Jugend im Landtag will jungen Menschen helfen, eigene Erfahrungen mit politischer Arbeit zu machen. Die meisten von ihnen werden nicht unbeleckt sein, denn es sind in erster Linie die Verbände im Landesjugendring und die Landesschülervertretungen, die Delegierte entsenden. Wer keinen Verband angehört und von der Veranstaltung wusste, konnte sich aber auch als „freier” Kandidat um einen der knapp 100 Plätze bewerben. Sie werden, wie schon in den 23 vorherigen Veranstaltungen, Anträge erarbeiten, diskutieren, Reden halten, Kompromisse finden und Beschlüsse fassen. Nur Diäten erhalten sie nicht, was der Veranstaltung nicht schadet — ich kann das beurteilen, ich war Mitte der 80 Jahre (1987?) auch mal Jugend und im Landtag. Nach heutigen Maßstäben dürfte ich (ich war damals schon Mitte 20) allerdings nicht dabei sein: 16 bis 21 Jahre sind die knapp 100 jungen Menschen. Und freie Bewerber gab es damals meines Wissens auch nicht. Wenigstens zwei Dinge also, die besser sind als früher. Früher war gar nicht alles besser. So.