Manchmal haben unsere Genies schon mal das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Rhetorik war über 2.000 Jahre ein angesehenes Ding und gehörte zu den sieben freien Künsten. Dann kam das Genie Goethe daher und meinte, (Zitate aus Wikipedia) Rhetorik fördere das Aufwieglertum und ermögliche es dem Redner, „gewisse äußere Vorteile im bürgerlichen Leben zu erreichen“. Immanuel Kant haute in die gleiche Kerbe und fand sie „gar keiner Achtung würdig“. Schwupps, weg war sie. Das Projekt Jugend debattiert fördert seit 10 Jahren sprachlich-politische Bildung an Schulen, bringt die Rhetorik dorthin zurück. Am Montag wird Landtagspräsident Torsten Geerdts um 14.00 Uhr die Teilnehmer des Landesfinales „Jugend debattiert” im Plenarsaal, wo auch sonst, begrüßen.
Die verheerende Katastrophe in Atommeiler Fukushima-Daiichi scheint eingedämmt. Sie hat vielen Menschen auch hier in Deutschland vor Augen geführt, dass ein Restrisiko keine theoretische, und damit harmlose Größe ist. Atomenergiebefürworter können wir seit letzter Woche wohl getrost auf die Liste der aussterbenden Worte packen. Laut http://www.ausgestrahlt.de/ treffen sich am Montag Abend in Ahrensburg, Bad Segeberg, Bargteheide, Bordesholm, Brunsbüttel, Eckernförde, Elmshorn, Eutin, Eutin, Flensburg, Geesthacht, Gettorf, Glückstadt, Heide, Husum, Itzehoe, Kiel, Kronshagen, Lübeck, Meldorf, Mölln, Nebel, Neustadt/H., Niebüll, Norderstedt, Norderstedt, Oldenburg/H., Osterby, Plön, Ratekau, Ratzeburg, Rendsburg, Schellhorn, Schleswig, Schönberg/H., Sehestedt, Wahlstedt und Wedel Menschen, die uns zu einer möglichst schnelle Stilllegung der Atomkraftwerke in unserer Bundesrepublik ermahnen wollen.
Am Dienstag, sitzen die Abgeordneten entweder diskutierend in Gremiensitzungen oder am Schreibtisch, um ihren Reden für die bevorstehende dreitägige Plenardebatte im Kieler Landtag den letzten Schliff zu geben. Die Christdemokraten besuchen dann am Abend im Molfsee den Frühlingsempfang der CDU-Fraktion. Die Linke aus Hamburg und Schleswig-Holstein veranstalten derweil in Brunsbüttel eine gemeinsame Fraktionssitzung.
Am Mittwoch dürfen dann die Abgeordneten zeigen, ob sie die Kunst der Debatte und der freien Rede beherrschen, wenn um 10:00 die 16. Tagung des Schleswig-Holsteinischen Landtages im Plenarsaal eröffnet wird. Der gesamte Vormittag ist reserviert für die aktuelle Debatte um die Atomkraft. Ein angemessener Zeitraum für ein Land, das gleich drei Meiler in Brokdorf, Brunsbüttel und Krümmel beheimatet.
Nach der Mittagspause steht zunächst die Zukunft der Justizvollzugsanstalten in Flensburg und Itzehoe auf der Agenda. Zum Schluss des Tages werden noch die Erfahrungen mit der Umsetzung des Gesetzes zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens in Schleswig-Holstein diskutiert – vor vier Jahren noch ein Riesenaufreger, heute fast überall gelebte und geschätzte Normalität.
Apropos Gesund und Risiko: Am Abend grußworten Landtagspräsident Torsten Geerdts und Ministerpräsident Peter Harry Carstensen auf dem Jahresempfang des Landessportverbands im Kieler Haus des Sports.
Am Donnerstag geht es im Plenum dann ab 10.00 Uhr um uns Wähler und die Verfassungsmäßigkeit der nächsten Landtagswahl, das Landesblog glaskugelte neulich recht erfolgreich darüber: Gesetzesentwürfe zur Änderung der Verfassung und zur Änderung des Wahlgesetzes für den Landtag von Schleswig-Holstein.
Angesichts der satten Mehrheit, die CDU, FDP und SPD bei der zwischen ihnen verabredeten Änderung des Wahlrechts haben, fällt es nicht in Gewicht, wenn der Abgeordnete Peter Harry Carstensen entschuldigt fehlt. Sein Job als Ministerpräsident führt ihn nach Boltenhagen, wo sich am Vormittag die Konferenz Norddeutschland trifft.
In der Mittagspause kommt der Finanzausschuss wegen eines Berichts des Finanzministers zum Abschluss einer Verwaltungsvereinbarung zum Gesetz zur Gewährung von Konsolidierungshilfen zusammen. Der sperrige Titel sollte nicht irritieren, es geht immerhin um 80 Millionen Euro.
Die zweite Hälfte des Sitzungstages beginnt um 15.00 mit einem Deutlichen Bekenntnis für die Universität Flensburg. Gegen 16.15 thematisiert der Landtag Keine anlasslose Speicherung aller Telefon- und Internetverbindungsdaten.
Und schon ist die Plenarwoche fast rum. Auch am Freitag beginnt die Plenardebatte um 10:00 Uhr. Es geht um die erleichterte Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen, Bildungs- und Berufsabschlüssen und Fachkräftepotenziale besser nutzen.
Mit dem Wunsch, das Programm “Soziale Stadt” zu erhalten, eröffnet der Freitag Nachmittag den letzten Plenarnachmittag.
Über die neue Datenkrake GEZ, das Landesblog berichtete, mag der Landtag lieber doch nicht debattieren. Die Änderung des Rundfunkstaatsvertrages wurde mit vielen anderen Themen in eine Sammeldrucksache verfrachtet. In solchen Drucksachen werden Tagesordnungspunkte ohne Aussprache gepackt, über die im Plenum kein Dissenz zu erwarten ist.
Am Abend findet in Kiel dann noch ein cineastisches Highlight statt: Das 15. Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide öffnet seine Tore. Landtagspräsident Torsten Geerdts spricht zum Auftakt um 19.30 in der Kieler Pumpe.
Ministerpräsident Peter Harry Carstensen ist derweil in Heide und nimmt am 3. Dithmarscher Maibockanstich teil.
Am Sonnabend Vormittag trifft sich die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) in der SPD zu ihrer Landeskonferenz in Eutin.
Nachmittags ist Torsten Geerdts zusammen mit Peter Harry Carstensen in Brunsbüttel. Vor 725 Jahren wurde die Industrie- und Hafenstadt an der Elbe erstmals urkundlich erwähnt: Man gelobte in einer Urkunde, die Hamburger Kaufleute nicht mehr auszurauben. Ein Auftakt nach Maß.
1942, in der Nacht zum Palmsonntag (28./29. März), bombadierte die Royal Air Force die Hansestadt Lübeck. 320 Menschen verloren ihr Leben. Weite Teile der historischen Lübecker Innenstadt wurden zerstört. Neonazis nutzen den Tag, um in einem sogenannten Trauermarsch Werbung für ihre demokratie- und verfassungsfeindlichen Ideen zu machen. Ein recht breites Bündnis aus kirchlichen, gewerkschaftlichen, antifaschistischen, linken und linksradikalen Gruppen und Organisationen will den Marsch, wie schon in Vorjahren, stoppen.
Am Sonntag werden in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz neue Landtage gewählt. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen nutzt den Tag, um den Landeskongress der Jungen Liberalen in Kiel zu besuchen.
Landtagspräsident Torsten Geerdts eröffnet die Ausstellung Franziska zu Reventlow „Alles möchte ich immer” im Schloss vor Husum. 1871 wurde die spätere grande dame der Münchner Kunstszene dort geboren. Die Ausstellung war schon im Lübecker Buddenbrookhaus und in Kiel in der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek zu sehen. Sie wird noch in Berlin und München gastieren.