Kein schöner Land in dieser Zeit

Von | 4. Mai 2011

Betont posi­tiv und frei von per­sön­li­chen Angriffen auf den Gegner hat sich Torsten Albig, Ministerpräsidentenkandidaten der SPD, heu­te auf den Weg in den Wahlkampf gemacht. In den Räume des SPD-Landesverbandes skiz­zier­te er die Grundzüge sei­nes Wahlkampf[stil]s.

Der Landesvorsitzende der SPD, Ralf Stegner, berich­te­te vor den Journalisten von den ers­ten Entscheidungen des neu­en Landesvorstandes: Wie schon im Wahljahr 2009 soll die Umsetzung der Kampagne durch die „KAMPA Nord“, die Wahlkampfzentrale der Landes-SPD, erfol­gen; eine Agentur wer­de nicht beauf­tragt wer­den. Der Etat des Wahlkampfes soll unter einer Million Euro lie­gen.

Der Kieler Oberbürgermeister Torsten Albig, der sich in einem Mitgliederentscheid sou­ve­rän gegen drei ande­ren Kandidaten als Spitzenkandidat durch­ge­setzt hat­te, wird auf einem Landesparteitag am 20. und 21. Januar 2012 für Platz 1 der Landesliste kan­di­die­ren. In einem Wahlkreis will er nicht kan­di­die­ren. Sein Wahlziel sind min­des­tens 40 Prozent und eine Mehrheit mit den Grünen. Widrigenfalls wol­le er als Oppositionsführer in den Landtag ein­zie­hen.
Ralf Stegner, der Albig im Mitgliederentscheid über­ra­schend deut­lich unter­le­gen war, woll­te sich nicht fest­le­gen, für wel­chen Listenplatz er kan­di­die­re. In sei­nen Wahlkreis (augen­blick­lich Wahlkreis 12, Rendsburg-Süd) wol­le er aber auf jeden Fall wie­der antre­ten.

Demokratie-Sommer

Auf dem Parteitag soll auch das Regierungsprogramm der SPD ver­ab­schie­det wer­den. Für die Diskussion um das Regierungsprogramm will der Spitzenkandidat sich viel Zeit neh­men. In einem Demokratie-Sommer will er vor Erstellung des Regierungsprogramms mit den Schleswig-Holsteinern ins Gespräch kom­men, sich einem „Realitäts-Check“ unter­zie­hen. In 15 Veranstaltungen, die an „unge­wöhn­li­chen Plätzen“ und damit mög­lichst nicht in „dunk­len Sälen” statt­fin­den sol­len, soll es um Beteiligung der Bürger gehen. Er ver­steht das als Signal: „Wir wer­den auch in Regierungsverantwortung die Bürgerinnen und Bürger an Planungen und Entscheidungen aktiv ein­be­zie­hen und betei­li­gen. Damit fan­gen wir bei der Erarbeitung unse­res Regierungsprogramms an“. Höhepunkt und Abschluss der Tour soll im September ein Bürgerparteitag sein, auf dem sich die Menschen im Land und „Kirchen, Sozialverbänden, Sportvereinen, Kleingärtner und Kleingärtnerinnen“ in die Debatte um die „zen­tra­len Themen der Landespolitik“ ein­zu­brin­gen kön­nen. Zentrales Thema des Wahlprogramms wird nach sei­ner Vorstellung Schleswig-Holstein und sei­ne Zukunft sein.

Kein schöner Land in dieser Zeit

Er ver­lor kaum ein Wort über die poli­ti­schen Gegner, such­te intra­si­ti­ve Verben, beton­te die posi­ti­ven Seiten des nörd­lichs­ten Bundeslandes. Schon der Titel zeigt die posi­ti­ve Grundstimmung an, die der Kandidat ver­brei­ten möch­te: „Das Stärkste am Norden“. Unter die­sem Titel will er Orte besu­chen, dort den „gesell­schaft­li­chen Reichtum des Landes“ aus­fin­dig machen: „Ich freue mich dar­auf, die Menschen und die Orte noch bes­ser ken­nen zu ler­nen, die unser schö­nes Land prä­gen. Das Engagement, der Ideenreichtum und die Erfahrung unse­rer Bürgerinnen und Bürger sind es, die unser Land stark machen“.

Erst dann soll es ans Eingemachte gehen. Unter Leitung von der Elmshorner Bürgermeisterin Brigitte Fronzek, die sich wie Stegner ver­geb­lich um die Spitzenkandidatur bewor­ben hat­te, und Ex-Justizminister Uwe Döring, der jüngst auf dem Landesparteitag gegen Ralf Stegner im Kampf um den Landesvorsitz ver­lo­ren hat­te, soll das Regierungsprogramm erstellt wer­den. Dabei sol­len nicht kon­kre­te Einsparvorschläge oder die Benennung von Wohltaten im Mittelpunkt ste­hen son­dern das Große und Ganze.

Man konn­te fast den­ken, da will einer par­tout nicht buch­hal­ten son­dern Visionen ent­wi­ckeln.

Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

3 Gedanken zu “Kein schöner Land in dieser Zeit”:

    1. Swen Wacker Post author

      :-) Das kommt davon, wenn man den Bus krie­gen will/​muss und den Text des­halb has­tig über­fliegt. Danke für den Hinweis, ich habe den Keiler wie­der auf den Wald geschickt.

      Reply
  1. Ulf Kämpfer

    Dass Albig aus­schließ­lich auf der Landesliste kan­di­die­ren will, ist nicht ohne Risiko.
    Zwar muss anders als in NRW der Ministerpräsident in SH nicht „aus der Mitte des Landtages” gewählt wer­den. Bekommt die SPD aber wirk­lich wie von Albig anvi­siert über 40 Prozent der Stimmen, wür­de die Landesliste schon dann nicht „zie­hen”, wenn die SPD 28 der 35 Direktmandate (rd. 80 %) erhält. Das ist, wenn die CDU sich im Vergleich zur letz­ten Wahl nicht ver­bes­sert, alles ande­re als unwahr­schein­lich. Träte Albig als MP zurück oder bil­det die Landtagsmehrheit eine Regierungskoalition ohne die SPD (z.B. Schwarz-Grün), hät­te Albig kein Landtagsmandat und somit auch nicht die Möglichkeit, Fraktionsvorsitzender und Opositionsführer zu sein.

    Reply

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert