Durch die Woche mit dem Landesblog 10

Von | 5. März 2012

Der wöchent­li­che Blick auf die par­la­men­ta­ri­sche Woche im Landtag. Wie ich hier erklär­te, beschrän­ke ich mich zukünf­tig in dem wöchent­li­chen Kalenderblatt auf Veranstaltungen des Parlaments, sei­ner Ausschüsse und des Präsidiums.

Wer es müde ist, immer nur in der Zeitung, im Fernsehen oder gar im Landesblog etwas über den Landtag und das Parlament zu lesen, son­dern end­lich mal wis­sen will, wie der Landtag von innen aus­sieht und der par­la­men­ta­ri­sche Alltag abläuft – und das alles am liebs­ten auf Plattdeutsch hören möch­te, der soll­te am Montag unbe­dingt um 18.00 Uhr den heu­ti­gen Informationsabend für Bürgerinnen und Bürger besu­chen. Personalausweis bit­te nicht ver­ges­sen.

Die Parlamentarische Gesellschaft Schleswig-Holstein ist ein Verein, der es sich zur Aufgabe gesetzt hat, „das Verständnis für die Arbeit des Parlamentes zu ver­tie­fen, Kontakte zwi­schen Parlament und Öffentlichkeit zu pfle­gen sowie die Mitglieder durch Gedankenaustausch und gemein­sa­me Veranstaltungen dem Parlament beson­ders zu ver­bin­den“. Heute Abend um 18.30 Uhr ist letz­te­res ange­sagt. Tim Guldimann, Botschafter der Schweizerischen Eidgenossenschaft in Berlin, refe­riert zum Thema „Verschiedene Elemente direk­ter Demokratie in der Schweizer Politik und Verfassungswirklichkeit

Am Mittwoch wird sich um 9:30 Uhr der Europaausschuss tref­fen. Auf sei­ner Agenda steh­ten zunächst das Thema Strukturfonds. Diskutiert wird ein Vorschlag der Grünen, die sich ein Engagement der Landesregierung im Bundesrat wün­schen, damit die Strukturfondsförderung zukunfts­fä­hig gestal­tet wird und die Bundesregierung wesent­li­che zukunfts­wei­sen­de Elemente des Vorschlags der EU-Kommission im Ministerrat unter­stützt. Dazu gab es in der letz­ten Sitzung eine Anhörung. Dann geht es um das Weltkulturerbe „Sprachenvielfalt der Nordseeregion“: Der Schleswig-Holsteinische Landtag for­dert die Landesregierung auf, feder­füh­rend ein Konzept mit dem Ziel zu erar­bei­ten, die sprach­li­che Vielfalt an der Nordseeküste bei der UNESCO als imma­te­ri­el­les Weltkul­tur­er­be anzu­mel­den. Schließlich küm­mert sich der Ausschuss um die Wahrung der Subsidiarität. Da bei den meis­ten Vorlagen die Beratung im Bundesrat schon pas­sier­te (die mit ungleich mehr Personal aus­ge­stat­te­ten Landtage in Bayern und Baden-Württemberg sind im Vorfeld teil­wei­se aktiv gewor­den), wird es wohl ein kraft­vol­les „nimmt zur Kenntnis“ wer­den.
So kann man sich ab 10:00 Uhr der Anhörung zur Europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie wid­men. Die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie ist eine 2008 beschlos­se­ne Richtlinie, die bis 2020 einen „guten Zustand der Meeresumwelt“ in allen euro­päi­schen Meeren errei­chen möch­te. Sie ver­pflich­tet alle euro­päi­schen Meeresanrainerstaaten, in ihren jewei­li­gen Meeresregionen hier­zu natio­na­le Strategien zu erar­bei­ten und durch­zu­füh­ren. Witzigerweise fin­det die­se Anhörung aber nicht Umweltausschuss statt, wo ich die Entwicklung natio­na­ler Strategien ver­mu­ten wür­de. Aber es ja gut, dass sich über­haupt einer im Parlament küm­mert. Als Fachleute sind da: Dietmar Wienholdt, Abteilungsleiter im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und länd­li­che Räum; Matthias Plötzke vom Verband Deutscher Reeder e.V; irgend­je­mand vom Baltic Sea Forum e. V.; Hans-Ulrich Rösner, Leiter WWF-Projektbüro Wattenmeer; Ingo Ludwichowski, Geschäftsführer des NABU Schleswig-Holstein; Dr. Martin Kruse, Leiter des Geschäftsbereichs Standortpolitik und Innovation/​Umwelt der IHK; Jochen Krambeer, Fachhochschule Flensburg. Nicht dabei sind der DGB Nord; Dr. Peter Herzig, Maritimer Koordinator der Landesregierung Schleswig-Holstein und die Arbeitsgemeinschaft Bund/Länder-Messprogramm für die Meeresumwelt von Nord- und Ostsee.

Der Innen- und Rechtsausschuss tagt um 14.30 Uhr. Ich hat­te neu­lich auf die umfang­rei­che Themenliste hin­ge­wie­sen, die er noch abar­bei­ten muss. Heute ist so ein Tag. Die Tagesordnung ist, nun ja, ambi­tio­niert:

Zu Beginn geht es auf Wunsch der SPD um den Waffenbesitz bei Rockergruppen. Danach fra­gen die Grünen nach Aufwendungen der Kreistagsfraktionen für die Öffentlichkeitsarbeit. Der Umdruck schweigt sich zum Anlass aus; das Thema war zuletzt im Zusammenhang mit einer der Äffaren um den Herrn Wulff mal hoch­ge­kocht.
Einen gro­ßen Block neh­men kom­mu­nal­po­li­ti­sche Themen ein: Dabei geht um die Gemeindeordnung, die Kreisordnung, das Gemeinde- und Kreiswahlgesetz und kom­mu­nal­ver­fas­sungs- und wahl­recht­li­che Vorschriften, Finanzausgleichsgesetz (ein­fach mal hier schau­en, was der Ausschuss noch so auf dem Zettel hat)
Der zwei­te Block nimmt sich eines Vorschlages von SPD, Grünen und SSW über ein neu­es Landesentwicklungsgrundsätzegesetz und einen Entwurf der Landesregierung zur Änderung  lan­des­pla­nungs­recht­li­che Vorschriften an.
Die Idee der Landesregierung über eine Gastgeberkurabgabe soll dis­ku­tiert wer­den. Hinter der drö­gen Formulierung Beteiligungs- und Kostenfolgeabschätzungsverfahren ver­steckt sich ein „Konnexitätsausführungsgesetz“, für Kommunalpolitiker ein Muss-Thema. Dann soll das Spielbankgesetz der Landesregierung an die Reihe kom­men. Die SPD hat schon vor län­ge­rem den Antrag gestellt, das eh ver­bo­te­ne Kennzeichen-Scanning aus dem Landesverwaltungsgesetz zu strei­chen. Und auch die von SPD, Grüne und den Linken gewünsch­te Netzneutralität in Europa kommt noch ein­mal auf die Tagesordnung.

Der Komplex Spielhallen, zu dem CDU und FDP Eckpunkte, die SPD und Grüne ihre Ideen und die Landesregierung einen Gesetzesentwurf vor­ge­legt hat­ten, soll behan­delt wer­den.
Keine anlass­lo­se Speicherung aller Telefon- und Internetverbindungsdaten hat­ten die Grünen schon vor einem Jahr gefor­dert; aktu­ell ist das Thema immer noch. Grüne und SPD wol­len den Optionszwang im Staatsangehörigkeitsgesetz abschaf­fen. Auch der 3. Opferschutzbericht für Schleswig-Holstein soll Thema der Sitzung wer­den wird. Der Vorschlag von CDU und FDP für ein Therapieunterbringungsgesetz steht eben­falls auf der Tagesordnung.
Danach steht ein wei­te­rer gro­ßer Komplex an: Die Zusammenarbeit der Länder Schleswig-Holstein und Hamburg. Dazu gibt es diver­se Anträge der Opposition (1, 2, 3) sowie den Bericht der Enquete-Kommission.
Und schließ­lich ste­hen diver­se Anträge von den Grünen, den Linken, der SPD und des SSW rund um die Einkünfte der Regierung und der Abgeordneten zur Diskussion (1, 2, 3, 4).

Vom 11. bis 13. März fin­det die 10. Parlamentsforum Südliche Ostsee in Kiel statt. Anscheinend ist das etwas, wofür man sich schä­men muss. Oder von dem alle glau­ben, dass es nie­man­den inter­es­siert? Oder dass es über­flüs­sig ist? Oder was Geheimes? Oder war­um fin­det man im Bereich des Landtages und der Fraktionen bis heu­te kei­ner­lei Hinweis dar­auf? Immerhin berich­tet der Landtag in Mecklenburg-Vorpommern dar­über; gut, dass es Nachbarn gibt.

Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

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