Mein Briefkasten gehört mir

Von | 13. April 2012

Die Bildzeitung liebt Superlative — davon kann man sich fast täg­lich über­zeu­gen, wenn man sich die rie­si­gen Überschriften auf der Titelseite anschaut, an denen man in kei­nem Supermarkt, Bäcker oder Zeitungsladen vor­bei­kommt. Nun will der Springer-Verlag ein­mal mehr mit einem Superlativ auf­war­ten, die­ses Mal in Sachen Werbung. Der Konzern plant im Juni eine gigan­ti­sche Werbemaßnahme, bei der jeder der etwa 41 Millionen Haushalte in Deutschland ein Gratisexemplar der Zeitung erhal­ten soll. Damit sol­len die Verkäufe des deutsch­land­weit auf­la­ge­stärks­ten Blattes, bis­her über 2,5 Millionen Exemlaren täg­lich, noch wei­ter gestei­gert wer­den. Die Recherchemethoden und die Berichterstattungen der Bildzeitung wer­den nicht erst seit ges­tern kri­ti­siert, auch der Deutsche Presserat rügt das Blatt regel­mä­ßig, weil es gegen den Pressekodex ver­tößt, indem Persönlichkeitsrechte oder die Menschenwürde miss­ach­tet wer­den.

Um die­je­ni­gen zu unter­stüt­zen und zusam­men­zu­füh­ren, die nicht begeis­tert sind von der besag­ten Werbekampagne des Verlages, hat campact.de eine Aktion gestar­tet, die zum einen ein Statement set­zen und zum ande­ren die logis­ti­sche Ausführung der Werbeaktion stö­ren soll. Ziel ist es, mög­lichst vie­le Menschen zu mobi­li­sie­ren, die die Jubiläums-Ausgabe ver­wei­gern und die­ses Werbegeschenk nicht in ihren Briefkästen haben wol­len. Auf einer Unterseite kann der Zustellung der Bild-Zeitung wider­spro­chen wer­den. Über die­se und ander Kampagnen von campact.de kann man sich auch auf deren Facebookpräsenz infor­miert. Laut Counter haben bereits über 55.000 Personen bis jetzt an der Aktion teil­ge­nom­men.

Natürlich lau­fen im Web mitt­ler­wei­le die Nachrichten über die­se Aktion heiß und es kom­men stünd­lich neue Hintergründe dazu. So soll laut sueddeutsche.de eine Anzeige für Werbekunden in der Jubiläumsausgabe, die über eine gan­ze Seite geht vier Millionen Euro kos­ten. Damit wür­de der Springer-Verlag nicht nur in Sachen Eigenwerbung einen Treffer lan­den, son­dern lässt sich die­se auch noch sehr gut bezah­len. Doch auch der Konzern hin­ter der Bild-Zeitung reagier­te bereits auf die Kampagne von campact.de und sieht die gan­ze Sache eher gelas­sen. Gegenüber horizon.net, einem Portal für Marketing, Werbung und Medien, sag­te ein Sprecher des Springer-Verlages, dass noch gar nicht ent­schie­den sei, „ob die Jubiläumsausgabe über­haupt pro­du­ziert wer­de. Derzeit lau­fen Gespräche mit poten­zi­el­len Anzeigenkunden. Berichte, das Projekt ste­he wegen man­geln­den Zuspruchs auf der Kippe, weist Springer zurück. Sollte die Jubiläumsausgabe pro­du­ziert wer­den, wer­de man aber alle Widersprüche beim Vertrieb beach­ten.”

Von:

Melanie Richter lebt seit mehr als 20 Jahren in Kiel, ist parteilos, seit 2010 Mitglied im Verein für Neue Medien Kiel e.V. und arbeitet in einer Kieler Gemeinschaftsschule.

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