Auch Spitzenkandidaten machen Briefwahl

Von | 30. April 2012

Landtagspräsident Torsten Geerdts hat heu­te (Montag 30. April) die wahl­be­rech­tig­ten Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner auf­ge­ru­fen, am 6. Mai an der Landtagswahl teil­zu­neh­men: „Immerhin geht es um den poli­ti­schen Kurs unse­res Landes in den kom­men­den Jahren“. Ich rate, dass die meis­ten Leser des Landesblogs regel­mä­ßi­ge Wähler sind. Falls nicht: Geht wäh­len! Es gibt eine brei­te Auswahl an Parteien mit unter­schied­li­chen Ideen. Und eine Wahl ist kein Eheversprechen oder Glaubensbekenntnis, son­dern gilt nur für maxi­mal fünf Jahre.

Wollte ich Haare spal­ten, dann wie­se ich dar­auf, dass wir nicht am 6. Mai an der Landtagswahl teil­neh­men sol­len, son­dern an der Landtagswahl am 6. Mai. Wählen kann man schon vor­her. Ich z.B. habe schon per Briefwahl gewählt, da ich am eigent­li­chen Wahltag erst abends wie­der in Kiel sein wer­de. Schon seit Jahren muss man kei­ne Gründe mehr ange­ben. Der Anteil der Briefwähler steigt per­ma­nent. In den Großstädten liegt er heu­te bei 25 Prozent.

Dennoch gehört zum media­len Bilderritual am Wahlabend ein kur­zer Bildausschnitt, der die Spitzenkandidaten, beglei­tet von seiner/​ihrer Partner/​in, bei der Stimmabgabe „im hei­mi­schen Wahlkreis“ zeigt. Personenschützer und Entourage drän­gen sich ver­geb­lich hin­ten aus dem Bild. Solche Bilder mag nie­mand mehr sehen. Sie zei­gen nie was Neues. Sie sind sinn­leer. Und die lächeln­de Zuversicht glaubt oder glaubt man eh nicht – je nach Parteipräferenz. Und seit­dem sich auch fern-öst­li­che oder nah-süd­li­che Diktatoren und Potentaten beim Wahlakt fil­men las­sen (und die TV-Sender das brav sen­den), ist das Bild nicht mal mehr „na ja”.

Das wird jetzt anders. Torsten Albig, der Kandidat der SPD für das Amt des Ministerpräsidenten, gibt sei­ne Stimme zur Landtagswahl am 2. Mai 2012 im Wahlbüro im Kieler Rathaus ab, teil­te die SPD heu­te (30. April) mit.

Mir fällt nicht ein, dass das ein Spitzenkandidat schon mal gemacht hät­te. Warum aber auch nicht. Wen Torsten Albig und Jost de Jager wäh­len, ahnen wir eh schon. Die bei­den sind die Letzten, von denen wir glau­ben, dass sie zu den Unentschlossenen gehö­ren könn­ten.

So haben wir also schon am Abend des 2. Mai das ers­te beweg­te Bild eines zuver­sicht­lich lächeln­den Kandidaten. Das eröff­net uner­war­te­te Möglichkeiten für die Berichterstattung am frü­hen Abend des 6. Mai. Wie wer­den die zur Ausgewogenheit ver­damm­ten Sender reagie­ren? Zeigen Sie nur Jost de Jager? Zeigen sie auch Torsten Albig? Steht dann „Archivbild“ drun­ter? Oder gar Ralf Stegner? Oder setzt sich die Erkenntnis durch, dass alle Stimmen gleich sind und wir sehen eine Wählerin/​einen Wähler, kein Symbolbild.

Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

Ein Gedanke zu “Auch Spitzenkandidaten machen Briefwahl”:

  1. Martin Ballhorn

    Tja — nur scha­de, dass ich z. B. (wohl­ge­merkt: trotz Wahlberechtigung!) nicht wäh­len kann, da der Postweg hier­her (Addis Abeba/​Äthiopien) für mei­ne Briefwahlunterlagen zu lang gedau­ert hat. Vielleicht mal ein Tipp für’s Landeswahlgesetz/​Landeswahlordnung: Briefwahlunterlagen online abruf­bar machen. Das spart dann einen der bei­den bis­her nöti­gen Postlauf-Wege…

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