Fazit: Initiativen im Parlament

Von | 3. Mai 2012

 

Noch steht die eine oder ande­re Antwort auf eine Kleine Anfrage aus. Aber im wesent­li­chen kön­nen wir Bilanz zie­hen.

Die Abgeordneten, so heißt es in unse­rer Landesverfassung im Artikel 10 Absatz 2: „haben das Recht, im Landtag (…) Anträge zu stel­len“. Adressat der Anträge ist nicht allein das Parlament. Adressat ist auch, für die Opposition viel­leicht sogar in ers­ter Linie, die Regierung. Gesetzesinitiativen und Anträge der Abgeordneten wer­den als ver­teilt. Die AnträgeDringlichkeitsanträgeÄnderungsanträgeKleinen AnfragenGroßen AnfragenGesetzentwürfe oder Wahlvorschläge der Abgeordneten hei­ßen Drucksachen. Sie sind ein gutes Kriterium, um die Arbeit des Parlamentes – beson­ders sei­ner Abgeordneten – zu doku­men­tie­ren.

Die nach­fol­gen­de Tabelle zeigt, wie häu­fig die Abgeordneten in die­ser Legislaturperiode eine Initiative (Anträge, Dringlichkeitsanträge, Änderungsanträge, Kleine Anfragen, Große Anfragen, Gesetzentwürfe oder Wahlvorschläge) im Schleswig-Holsteinischen Landtag ergrif­fen hat. Die Daten wur­den am Abend des 2. Mai 2012 dem Landtagsinformationssystem (LIS-SH) ent­nom­men. Hat eine Drucksache meh­re­re Absender (z.B. 17/​1520), schreibt das LIS-SH sie bei­den genann­ten Abgeordneten zu.

Abgeordnete, die Minister sind (Peter Harry Carstensen, Dr. Heiner Garg, Dr. Ekkehard Klug, Klaus Schlie, Rainer Wiegard) sowie den Landtagspräsidenten Torsten Geerdts habe ich außen vor gelas­sen. Von ihnen sind kei­ne Tätigkeiten als Abgeordnete zu erwar­ten (was bei den Ministern in mei­nen Augen ein wei­te­rer deut­li­cher Hinweis dar­auf ist, end­lich mit der Unsitte, Abgeordnete zugleich Minister sein zu las­sen, auf­zu­hö­ren. Allein der Gedanke, dass es mög­lich sein soll, bei­den Ämtern gerecht zu wer­den, ver­höhnt die Arbeit der Abgeordneten).
Ebenfalls nicht berück­sich­tigt habe ich Abgeordneten, die nur kur­ze Zeit im Landtag ver­tre­ten sind oder waren (Christina Musculus-Stahnke (1 Antrag), Dr. Jörg Nickel (2), Jette Waldinger-Thiering (0)) sowie die lei­der ver­stor­be­ne Silke Hinrichsen (24).

Woran man bei der Bewertung den­ken soll­te:

  • „Viele“ Drucksachen muss nicht gleich­be­deu­tend mit „guten“ Drucksachen sind. Aber es hin­ter­lässt einen Eindruck.
  • Mitglieder klei­ne­rer Fraktionen wer­den ten­den­zi­ell häu­fi­ger initia­tiv wer­den als Mitglieder grö­ße­rer Fraktionen.
  • Manche Abgeordnete kon­zen­trie­ren sich auf Spezialthemen, die mal häu­fi­ger, mal sel­te­ner Gegenstand von Beratungen sind.
  • Oppositionsabgeordnete wer­den häu­fi­ger aktiv als Abgeordnete der Mehrheitsfraktionen. Letztere mögen viel­leicht häu­fi­ger fest­stel­len, dass die Arbeit der Regierung schon ihren Vorstellungen ent­spricht. Dennoch: auch Abgeordnete der Mehrheitsfraktionen tun gut dar­an, ihre Arbeit zu doku­men­tie­ren und nicht aus­schließ­lich in „Hinterzimmern“ zu erle­di­gen. Das gebie­tet der Grundsatz der Gewaltenteilung, der Anstand, der Wunsch nach Transparenz und — nicht zuletzt — die vie­len Beispiele in der par­la­men­ta­ri­schen Geschichte, wo Abgeordnete (wegen der engen Verbundenheit zu „ihrer“ Region) das Vorhaben einer Regierung aus ande­rer, viel­leicht sogar: bes­se­rer, Warte betrach­ten und Änderungen erwirkt haben.
    Wenn, wie oben schon erwähnt, eine Drucksache ein gutes Kriterium ist, um die Arbeit der Abgeordneten zu doku­men­tie­ren, dann ist keine Drucksache auch eine kla­re Aussage.

Update: In der Tabelle hat­te ich zunächst die Zahlenwerte der Abgeordneten Detlev Mathiessen Grüne) und Markus Mathießen (CDU) ver­tauscht. Die Zahl ist nun (4. Mai, 14:20 Uhr) kor­ri­giert.

NameAnzahl DrucksachenFraktion
Göttsch, Hauke0CDU
Nicolaisen, Petra0CDU
Todsen-Reese, Herlich Marie1CDU
Sönnichsen, Peter1CDU
Neve, Hans Hinrich1CDU
Klinckhamer, Klaus1CDU
Lehnert, Peter2CDU
Herdan, Marion2CDU
Jasper, Karsten2CDU
Potzahr, Mark-Oliver3CDU
Herold, Susanne3CDU
Trauernicht, Dr. Gitta4SPD
Hamerich, Hartmut4CDU
Ostmeier, Barbara4CDU
Wengler, Wilfried5CDU
Dankert, Jens-Uwe5FDP
Rathje-Hoffmann, Katja7CDU
Matthießen, Markus8CDU
Hay, Lothar9SPD
Redmann, Sandra9SPD
Herbst, Niclas10CDU
Günther, Daniel10CDU
Brodersen, Carsten-Peter11FDP
Conrad, Cornelia12FDP
Schröder, Bernd13SPD
Herdejürgen, Birgit13SPD
Franzen, Heike13CDU
Damerow, Astrid14CDU
Buder, Detlef14SPD
Müller, Hans15SPD
Rickers, Heiner15CDU
Brand-Hückstädt, Ingrid15FDP
Sellier, Marion16SPD
Dolgner, Dr. Kai16SPD
Callsen, Johannes16CDU
Streitbörger, Ellen17LINKE
Schulze, Olaf19SPD
Abercron, Dr. Michael von19CDU
Bernstein, Dr. Axel20CDU
Tenor-Alschausky, Siegrid21SPD
Höppner, Dr. Henning22SPD
Pauls, Birte25SPD
Sassen, Ursula25CDU
Beran, Andreas25SPD
Arp, Hans-Jörn26CDU
Koch, Gerrit27FDP
Langner, Anette28SPD
Klahn, Anita28FDP
Habersaat, Martin29SPD
Magnussen, Jens30CDU
Funke, Kirstin33FDP
Strehlau, Ines35GRÜNE
Stegner, Dr. Ralf35SPD
Rother, Thomas36SPD
Loedige, Katharina36FDP
Poersch, Regina37SPD
Vogt, Christopher38FDP
Heinemann, Bernd38SPD
Midyatli, Serpil38SPD
Boetticher, Dr. Christian von38CDU
Eichstädt, Peter38SPD
Meyer, Flemming40SSW
Baasch, Wolfgang41SPD
Koch, Tobias43CDU
Amtsberg, Luise43GRÜNE
Hildebrand, Günther44FDP
Kubicki, Wolfgang45FDP
Kumbartzky, Oliver45FDP
Prante, Ranka49LINKE
Fischer, Karl-Rudolf49SPD
Weber, Jürgen52SPD
Kalinka, Werner53CDU
Schippels, Ulrich67LINKE
Erdmann, Anke69GRÜNE
Matthiessen, Detlef70GRÜNE
Voß, Bernd74GRÜNE
Fritzen, Marlies75GRÜNE
Jansen, Antje78LINKE
Habeck, Dr. Robert79GRÜNE
Andresen, Rasmus83GRÜNE
Tietze, Dr. Andreas84GRÜNE
Harms, Lars91SSW
Jezewski, Heinz-Werner96LINKE
Spoorendonk, Anke99SSW
Bohn, Dr. Marret107GRÜNE
Thoroe, Björn111LINKE
Fürter, Thorsten114GRÜNE
Heinold, Monika127GRÜNE
Drucksachen der 17. Wahlperiode, sor­tiert nach MdL (Stand: 02. Mai 2012)
Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

2 Gedanken zu “Fazit: Initiativen im Parlament”:

  1. KielKontrovers

    Das mit dem abge­ord­net sein und gleich­zei­tig Minister/​in als Problem ver­ste­he ich nicht. Wenn man mal das System ein­fach mal so nimmt, wie es ist, dann erfül­len Minister ja gewis­se reprä­sen­ta­ti­ve Aufgaben und sol­len die gro­be Richtung der Ministerien vor­ge­ben. Ich finds eher pro­ble­ma­tisch, wenn Leute Minister wer­den, die nicht ein­mal demo­kra­tisch ins Parlament gewählt wur­den. Die haben dann ja qua­si null Legitimation über­haupt im Sinne der Bürger tätig zu wer­den. Wenn die dann ein­fach nur vom Ministerpräsidenten ernannt wer­den und vom Parlament bestä­tigt — da könn­te man ja gleich die Regierungsführung an Bertelsmann out­sour­cen. Oder war­um nicht gleich Wahlen abschaf­fen.

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    1. Swen Wacker

      Vielleicht hilft es Dir, wenn Du Dich ein wenig mit dem Prinzip der Gewaltenteilung aus­ein­an­der­setzt. Es gibt dazu recht gute Artikel, auch bei Wikipedia.

      In unse­rer Landesverfassung hört sich das so an: „Der Landtag ist das vom Volk gewähl­te obers­te Organ der poli­ti­schen Willensbildung. Der Landtag wählt die Ministerpräsidentin oder den Ministerpräsidenten. Er übt die gesetz­ge­ben­de Gewalt aus und kon­trol­liert die voll­zie­hen­de Gewalt.”

      Es ist offen­sicht­lich, dass die Kontrolle, die die gesetz­ge­ben­de Gewalt über die voll­zie­hen­de Gewalt aus­üben soll, ein­ge­schränkt ist, wenn Personenidentität herrscht. Stell Dir eine Regierung mit einer Einstimmenmehrheit, ein­zel­ne Wahlkreisabgeordnete sind zugleich Minister/​in). Man braucht nicht viel Phantasie, um sich Interessenkonflikte aus­zu­ma­len, wenn die Regierung ein Gesetz auf den Weg brin­gen will.

      Reply

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