Abgeordnete, die den Einzug in den Landtag verpassten

Von | 7. Mai 2012

Ich habe vor ein paar Tagen die Abgeordneten vor­ge­stellt, die nicht wie­der für den Landtag kan­di­die­ren. Nicht jeder bis­he­ri­ge Abgeordnete hat sein Wahlziel, ein Mandat zu gewin­nen, erreicht. Von 20 wei­te­ren Abgeordneten müs­sen wir uns, wenigs­tens vor­über­ge­hend, ver­ab­schie­den. Ich möch­te zwei beson­ders her­vor­he­ben. 

Da wäre Torsten Geerdts, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Torsten und ich ken­nen uns seit 1987. Ich war damals im Sozialministerium für die „Aufnahme und Unterbringung von Asylbewerbern“ zustän­dig. Er arbei­te­te beim DRK Neumünster, das in sei­ner Heimatstadt in meh­re­ren Einrichtungen als Träger aktiv war. Wir, bei­de Jahrgang 1963, stan­den jeweils einem älte­ren berufs­er­fah­re­ne­ren Kollegen zur Seite und guck­ten neu­gie­rig, „wie das geht.“ Ich, zu der Zeit noch gewerk­schaft­lich aktiv und Sozialdemokrat, wech­sel­te 1988 in die Staatskanzlei; er, CDA-Kreisvorsitzender, ging voll­ends in die Politik und wur­de 1992 in den Landtag gewählt. Ich habe, auch durch die Bekanntschaft mit ihm, gelernt, Menschen nicht allein schon wegen ihrer Parteizugehörigkeit in gute oder schlech­te Töpfe zu sor­tie­ren. Politik, zumal Sozialpolitik, kennt nicht die kla­re Grenze, die ewi­ge Streitlinie, die vor­ur­tei­lend gezo­gen wor­den, wenn ver­meint­lich wis­send von „den Politkern“ gespro­chen wird. Seine aus­glei­chen­de und den Konsens suchen­de Art, die vor­schnell mit Zaudern und Zögerlichkeit ver­wech­selt wer­den kann, ließ ihn sehr früh in ein Amt rücken, das nor­ma­ler­wei­se lebens­äl­te­ren Politikern vor­be­hal­ten ist. Mit 46 wur­de er Landtagspräsident in Schleswig-Holstein Landtag. Seine Vision von der Zukunft Schleswig-Holsteins, sei­ne Ideen zur sanf­ten Reform, viel­leicht eher: Begleitung der im Wandel befind­li­chen Parlamentsdemokratie wer­den –- jeden­falls im par­la­men­ta­ri­schen Raum – ande­re fort­set­zen müs­sen. Ich bin mir sicher, wir wer­den ihm im Parlament wie­der­se­hen. 

Ein ganz ande­rer Typ ist Werner Kalinka, Nachnachfolger von Torsten Geerdts als CDA-Landesvorsitzender. Vor knapp 35 Jahren wur­de er, gera­de 23 Jahre alt gewor­den, Landtagsabgeordneter. 1983 schied er wie­der aus dem Landtag aus, gehört ihm aber seit 2000 wie­der an. Ich habe mit ihm gespro­chen, ein­mal kurz tele­fo­niert. Dennoch hört man so viel über ihn, das man meint, ihn zu „ken­nen“. Ihn, den unbe­que­men Quertreiber und Journalist, der über­zeugt ist, dass Uwe Barschel ermor­det wur­de, über den, egal ob man Parteifreunde oder poli­ti­sche Gegner fragt, jeder erst ein­mal die Hände über den Kopf zusam­men­schlägt und des­sen Name bei jedem zwei­tem geflüs­ter­ten Gerücht über per­sön­li­cher Dinge Dritter spä­tes­tens nach dem vier­tem Satz als mög­li­che Quelle gehan­delt wird. Er scheint es sei­ner Fraktion und Partei nie leicht gemacht zu haben. Aussichtreiche Listenplatzierungen gehö­ren anschei­nend nicht zu sei­nen Stärken. Von außen und von der Ferne betrach­tet, lebt er aber die Idee des Abgeordneten, der allein sei­nem(!) Gewissen unter­wor­fen ist, der die Förderung sei­nes Wahlkreises und sei­ner poli­ti­schen Anliegen als ver­pflich­ten­de, nicht all­zu schnell nach Kompromissen rufen­de, Aufgabe betrach­tet. Das hat ja auch was. 

NameVornameParteiWohnort/​WahlkreisIm Landtag seit
AbercronMichael, Dr. vonCDUElmshorn2009
Brand-HückstädtIngridFDPPlön2009
BrodersenCarsten-PeterFDPFahrdorf2009
ConradCorneliaFDPMolfsee2009
FunkeKirstinFDPEckernförde /​ Pinneberg-Nord2009
GeerdtsTorstenCDUNeumünster1992
HerdanMarionCDUMolfsee2009
HeroldSusanneCDUFlensburg2005
JansenAntjeLinkeLübeck2009
JezewskiHeinz-WernerLinkeFlensburg2009
KalinkaWernerCDUDobersdorf1977 – 83, 2000
KochGerritFDPLübeck2009
LoedigeKatharinaFDPSegeberg-West2009
MatthiessenDetlefGrüneOsterby1996 – 2000, 2002
MatthießenMarkusCDULauenburg2009
PaulsBirteSPD Schleswig2009
PotzahrMark-OliverCDU Reinbek2009
SchippelsUlrichLinkeKiel2009
ThoroeBjörnLinkeKiel2010
Waldinger-ThieringJetteSSWEckernförde2012
Abgeordnete der 17. Wahlperiode, die ohne Erfolg für die 18. Wahlperiode kan­di­diert haben

 

Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

6 Gedanken zu “Abgeordnete, die den Einzug in den Landtag verpassten”:

  1. Patrick Ziebke

    Irgendwie schei­nen sich da Fehler ein­ge­schli­chen zu haben. Falsch sind defi­ni­tiv (nur beim kur­zen Überfliegen, kei­nen Anspruch auf Vollständigkeit)
     — Loedige, Katharina gehört zur FDP, nicht zur CDU.
     — Funke, Kirstin ist seit 2009 im Landtag gewe­sen.

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  2. Florian Lienau

    Ist Kirstin Funke nicht schon seit 2009 MdL gewe­sen? ;)

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  3. Oliver Fink

    Alle 3 ange­reg­ten Änderungen habe ich für gut befun­den und mal kurz in die Tabelle ein­ge­pflegt.

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  4. Oliver Fink

    Bei Kirstin Funke ist der alte Wahlkreis 2009 Eckernförde gewe­sen, 2012 ist sie in Pinneberg-Nord ange­tre­ten. Auch das habe ich nach­ge­tra­gen.

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