Der Landtag bilanziert sich selbst: Was passierte 2009 bis 2012?

Von | 28. Juni 2012
Foto: Landtag Schleswig-Holstein

Foto: Landtag Schleswig-Holstein

Vor knapp drei Wochen ende­te die 17. Wahlperiode des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Der Landtag hat die jüngst abge­lau­fe­ne, durch Urteil auf 2 1/​2 Jahre ver­kürz­te Legislaturperiode in Zahlen zusam­men­ge­fasst

Neben den in einer Arbeitsbilanz zu erwar­ten­den Zahlen und den nun nur noch his­to­risch rele­van­ten Eckdaten war­tet die (mit Anlagen) 41 Seiten umfas­sen­de Drucksache mit ein paar Angaben auf, an nach­denk­lich machen. Auf der ande­ren Seite feh­len Angaben, die man erwar­ten kann. 

So haben in der Zeit vom November 2009 bis Mai 2012 19 Ausstellungen 7.600 Besucher ange­lockt. Besucherliebling war die Armin-Müller-Stahl Ausstellung (zu der aller­dings auch Veranstaltungen zäh­len) mit 2.900 Besuchern. Anderen Ausstellungen waren nur rund 40 Besucher ver­gönnt. Ich bezweif­le die Besucherzahlen, auch wenn sie sicher nur als gro­be Schätzung gemeint sind: es wer­den ja kei­ne Eintrittskarten ver­kauft und so man­cher Besucher des Landtages schaut sich en pas­sant eine Ausstellung an. Es bleibt aber der Eindruck, dass die Ausstellungen im Landtag ein „gro­ßes Entwicklungspotential“ haben. Als regel­mä­ßi­ger Besucher der Ausstellungen mit Interesse an aber wenig Ahnung von Kunst glau­be ich nicht, dass die Ausstellungen ein­fach nur schlecht gemacht wären oder the­ma­tisch kom­plett neben der Spur lagen. Auch soll­te es nicht das Ziel, mög­lichst erfolg­rei­che und bekann­te Künstler oder Themen in den Landtag allein der Masse der Besucher wegen zu locken. Unbekanntere loka­le Künstler; Nachwachsende Künstlergenerationen oder in Vergessenheit gera­te­ne Künste, poli­ti­sche wich­ti­ge, his­to­risch rele­van­te, viel­leicht in der Breite der Bevölkerung nicht ange­sag­te Themenfelder sind auch loh­nens­wert, müs­sen dann aber beson­ders geschickt bewor­ben wer­den. Mir scheint, dass die Ausstellungen als sol­che ein­fach wenig bekannt sind. Vielleicht könn­ten pro­te­gie­ren­de Patenschaften von Abgeordneten den Ausstellungen nüt­zen? Oder viel­leicht fin­det sich unter den Leser/​innen des Landesblogs jemand, die/​der Lust hät­te, mehr oder weni­ger regel­mä­ßig über Ausstellungen zu berich­ten? 

Interessant fand ich auch die the­ma­ti­sche Aufteilung der 903 von den Abgeordneten an die Landesregierung gerich­te­ten Kleinen Anfragen (Anlage 6). 22,7 Prozent dreh­ten sich um Inneres und Recht, 22,4 Prozent um Wirtschaft, Technik und Verkehr. Bildung, Wissenschaft und Kultur (19,4 Prozent) und Gesellschaft und Soziales (16,7 Prozent) folg­ten mit Abstand. Umwelt und Agrar (9,4) und öffent­li­che Finanzen (7,2) neh­men abge­schla­gen die Plätze 5 und 6 ein. EU und Internationales (1,4) sowie Parlament (0,7) fin­den in Kleinen Anfragen prak­tisch nicht statt. Hier wäre es für zukünf­ti­ge Berichte viel­leicht noch mal loh­nens­wert, den Fragegegenstand genau­er zu beleuch­ten – um her­aus­zu­fin­den, wofür das Instrument der Kleinen Anfrage über­haupt benutzt wird. Kleine Anfragen schei­nen für die Abgeordneten kein Instrument für die (Vorbereitung der) Pressearbeit zu sein – dazu wer­den die Antworten zu sel­ten in Presseerklärungen benutzt. Auch ist mir nicht auf­ge­fal­len, dass die Antworten mehr oder weni­ger regel­mä­ßig in par­la­men­ta­ri­sche Initiativen mün­den. 

Vermisst habe ich in der Aufstellung eine Bilanzierung der ande­ren Gremien und Ausschüsse sowie der Reisen. Welche Abgeordneten wur­den in wel­che Gremien ent­sandt (z.B. Parlamentsforum Südliche Ostsee), wel­che Ergebnisse wur­den dort erzielt? Welche Reisen haben die Ausschüsse gemacht, wel­che par­la­men­ta­ri­schen Initiativen star­ten die Ausschussmitglieder auf­grund der dort gewon­ne­nen Erkenntnisse?

Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

3 Gedanken zu “Der Landtag bilanziert sich selbst: Was passierte 2009 bis 2012?”:

    1. Katharina Loedige

      Auch der Finanzausschuß ist nicht ver­reist. Wir haben in der 17. WP auf grö­ße­re Reisen (nur zu Grünen Woche nach Berlin ist der Umwelt- und Agrarausschuß ver­reist) mit Hinblick auf die mise­ra­ble Finanzlage des Landes SH ver­zich­tet! Dazu kann es also auch kei­nen Bericht geben.

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      1. Swen Wacker

        Ich fin­de Reise ja nicht schlimm, wenn erkenn­bar ist, was es genützt hat. Eine offe­ne Berichterstattung dar­über ver­mei­det unnö­ti­ge Vorwürfe.

        Und wenn man nicht gereist: Warum kann man nicht berich­ten, dass (und war­um) man das nicht gemacht hat? Bzw. war­um man nicht als Ausschuss son­dern als (klei­ne­re) Delegation nach Kaliningrad reis­te?

        Apropos Grüne Woche: Die Inaugenscheinnahme des Erlebnisbauernhofes. Ich ver­fol­ge die Arbeit des Umwelt- und Agrar-Ausschusses nicht im Detail — aber so spon­tan fällt mir kei­ne par­la­men­ta­ri­sche Initiative ein, die in der Folge des Besuches der grü­nen Woche erfolg­te ;-)

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