Die Verwaltung einer deutschen Großstadt, sagen wir mal Köln, völlig zu überraschen und auf dem falschen Fuß zu erwischen – das ist wahnsinnig einfach. Eine kurze Anleitung in drei Schritten: 1. Teile der Stadtverwaltung mit, dass ich in ziemlich genau 2,5 Jahren etwas ändert. 2. Führe diese Änderung termingerecht durch. 3. Voilá! (Das ist – wie Marge Simpson einst so treffend bemerkte – französisch für „Tadaaa!“.)
Seit dem 9. Juni 2010 ist bekannt, dass sich bei den Rundfunkgebühren etwas ändern wird. Insbesondere auch, dass diese Änderung nicht ausschließlich das Firmenschild am Tor der GEZ in Köln betrifft. Dieser Stichtag ist seit vier Wochen vorbei und jetzt fällt der Kölner Stadtverwaltung auf „Oha, da hat sich was geändert, was müssen wir denn jetzt da überweisen?“ Nicht dass Köln nicht versucht hätte, den seit dem 1. Januar fälligen Rundfunkbeitrag eigenständig zu ermitteln. Seit November 2012 brütet eine Mitarbeiterin über den Bestimmungen zum Rundfunkbeitrag einerseits und über den relevanten Daten der Stadt Köln andererseits. Wie viele Gebäude gibt es, wie viele Mitarbeiter arbeiten dort, wie viele Fahrzeuge besitzt die Stadt usw. usf. Weil sie das offenbar nicht geschafft hat, ist die Stadt Köln verunsichert und stellt erstmal die Zahlung des Rundfunkbeitrags ein.
Nun will ich an dieser Stelle nicht der Mitarbeiterin die Schuld an dem Debakel geben, das hat ihr Dienstherr verbockt und darum geht es jetzt auch gar nicht. Viel interessanter ist doch die Tatsache, dass die Änderung beim Rundfunkbeitrag für die Stadt Köln offenbar so überraschend kam, dass sie erst im November jemanden mit dieser Ermittlung beauftragt hat. Ähnlich stellt es sich gerade bei uns in Schleswig-Holstein dar, wobei die Kieler Stadtverwaltung immerhin schon weiß, wie viel sie an den Beitragsservice (ehemals GEZ) überweisen muss. Trotzdem wird an der Förde gestöhnt, 48.000 statt 16.000 Euro sei ja ein ganz schöner Pappenstiehl, der arme Kämmerer kann schon nicht mehr ruhig schlafen, yadda-yadda-yadda, damit konnte ja nun auch wirklich niemand rechnen.
Diese allenthalben ausbrechende Überraschung erinnert doch stark an ähnlich gelagerte Fälle wie zum Beispiel Weihnachten, Wahlen, Kieler Woche, Schleswig-Holstein Musikfestival oder den Beginn der Urlaubssaison. Kommt auch alles immer wahnsinnig überraschend. Insofern warte ich jetzt auf den Sommer und einen Zeitungsartikel, der ungefähr so geht:
Der Westerbüdelstedter Bürgermeister Jan Jansen konnte sich den plötzlichen Touristenansturm in dem Badeort auf Nachfrage nicht erklären. ‚Ich bin völlig ratlos, was wollen die denn alle hier?’, so Jansen gegenüber dieser Zeitung.