Alle gegen Fracking

Von | 5. Juli 2014
Amerikanische Anti-Fracking-Aktivisten

Amerikanische Anti-Fracking-Aktivisten / https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de

Dieser Tage über­trump­fen sich gera­de Politik und Organisationen damit, wer am meis­ten gegen Fracking ist. Bundesumweltministerin Hendricks (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Gabriel (SPD) wol­len das „unkon­ven­tio­nel­le Fracking” ver­bie­ten. Umweltminister Habeck (Bündnis 90/​Die Grünen) geht das nicht weit genug. Und auch Campact darf da nicht feh­len, wo vie­le Leute auf­ge­bracht sind. Eigentlich gibt es nie­man­den, der dazu kei­ne Meinung hat und eigent­lich sind alle dage­gen. Aber um was geht es da eigent­lich?

Es gab mal eine Zeit, da war „Erdgas” so eine Art Öko-Energie. Man konn­te ab und zu Autos sehen, auf dem ein Aufkleber sag­te: „Ich fahr mit Erdgas”. 1995 zum Beispiel stell­ten die Basler Verkehrs-Betriebe ihre Bus-Flotte auf Erdgas um. Und „Der Gemeinderat” berich­tet, dass Deutschlandweit ca. 1500 sol­cher Busse im Einsatz sind: „Der Ausstoß von Stickoxid, Ruß und ande­ren Partikeln wer­de bei Erdgas nahe­zu ver­mie­den, heißt es in einem Gutachten der Unternehmensberatung Pricewaterhouse-Coopers (PwC), das für die Energieversorgungsinitiative Erdgas mobil ‚die nach­hal­ti­gen wirt­schaft­li­chen Aspekte der Umrüstung auf den alter­na­ti­ven Erdgas-Antrieb’ beleuch­tet.”

Warum ist die Erdgasförderung jahr­zehn­te­lang in Deutschland gar kein Thema und sogar ein posi­tiv besetz­tes Thema gewe­sen. Und war­um ist es das nicht mehr? Henning Baethke von shz.de erklärt:

„Beim Fracking wird mit Chemikalien ver­setz­tes Wasser mit hohem Druck in die Erde gepresst, um den Weg für Bohrungen frei­zu­ma­chen. Während beim seit Jahrzehnten übli­chen Fracken nach  kon­ven­tio­nel­len Öl- und Gasvorkommen nur senk­recht tief nach unten gebohrt wird, ist das Fördern von unkon­ven­tio­nel­len Schiefergasen auf­wen­di­ger und erfor­dert auch waa­ge­rech­te Bohrungen und mehr Energie und Chemie. Gegner befürch­ten dadurch Gefahren fürs Trink- und Grundwasser.”

Aha! Man bohrt jetzt auch waa­ge­recht. Das ist natür­lich schlimm. Naja, gut, da steht auch noch etwas von Chemikalien und wir haben alle die­se Videos von bren­nen­den Wasserhähnen in Fracking-Gebieten gese­hen. Das will natür­lich tat­säch­lich nie­mand. Aber war­um brennt mein Wasser zu Hause nicht, wenn hier schon so lan­ge Gas geför­dert wird?

Konventionelles Fracking

Soweit ich das ver­ste­he gibt es kon­ven­tio­nel­le und unkon­ven­tio­nel­le Gaslagerstätten. Konventionell sind grob gesagt unter­ir­di­sche Gasblasen. Da reicht es mehr oder weni­ger, wenn man ganz mecha­nisch die Blase ansticht. Wenn man dann Wasser in den Hohlraum lau­fen lässt, ent­weicht das Gas nach oben — Hydraulic Fracturing aka „Fracking”. Das ist wohl die Art, wie man sich klas­si­sche Gasförderung vor­stellt und wie es wohl bis­her auch schon seit 1961 in Deutschland vor allem in Niedersachsen gemacht wird.

Dabei wird wohl auch Chemie genutzt. Aber wesent­lich weni­ger. Ich bin dafür ja nun auch kein Spezialist. Aber wenn ich mich recht an die Schule erin­ne­re, bedeu­tet „Chemie” nicht immer gleich „töd­li­cher Cocktail”.

Unkonventionelles Fracking

Bei unkon­ven­tio­nel­len Lagerstätten ist das Gas im Gestein gebun­den. Das muss man erst mit die­sem Chemiecocktail lösen, um es dann erst för­dern zu kön­nen. In die­se Filmen mit den bren­nen­den Wasserhähnen brennt dann auch nicht das Wasser. Da die Leute da sehr länd­lich leben, bezie­hen sie das Wasser direkt aus einem eige­nen Brunnen. Durch das Fracking wird das Gas aus dem Gestein gelöst und dringt in die Brunnen ein und steigt dann wei­ter in den Wasserleitungen auf. In dem Video hier brennt offen­sicht­lich nicht das Wasser, son­dern das Gas in den Momenten, in denen Gas statt Wasser aus der Leitung kommt.

Beim Fracking in unkon­ven­tio­nel­len Lagerstätten wird aber offen­bar mit Chemikalien gear­bei­tet, die tat­säch­lich ziem­lich gif­tig sind. Und nicht nur in einem dicht besie­del­ten Land wie Deutschland ist es sinn­voll das nicht zuzu­las­sen.

Die SPD hat­te in ihrem Wahlprogramm geschrie­ben:

„Es feh­len noch vie­le und grund­le­gen­de Informationen, um die Auswirkungen und Risiken der Fracking-Technologie zu beur­tei­len. Wir set­zen uns für einen Verzicht des Einsatzes von Fracking ein, bis alle Risiken für Gesundheit und Umwelt bewer­tet und aus­ge­schlos­sen wur­den. Dieses Moratorium soll so lan­ge gel­ten, bis Fracking-Methoden ohne den Einsatz gif­ti­ger Chemikalien, die zu einer schäd­li­chen Veränderung des Grund- und Trinkwassers füh­ren, zur Verfügung ste­hen.”

Und auch bei der CDU stand im Wahlprogramm:

„Im Hinblick auf eine Gewinnung von Gas durch das soge­nann­te Fracking ist für CDU und CSU klar: Gefahren für die Menschen und unser Trinkwasser müs­sen dabei aus geschlos­sen wer­den. Die Sicherheit hat für die Union abso­lu­ten Vorrang. Eine Gasgewinnung mit­tels gesund­heits­ge­fähr­den­der Chemikalien leh­nen wir ab.”

Und so steht im Koalitionsvertrag der Großen Koalition auch: „Den Einsatz umwelt­to­xi­scher Substanzen bei der Anwendung der Fracking-Technologie zur Aufsuchung und Gewinnung unkon­ven­tio­nel­ler Erdgaslagerstätten leh­nen wir ab.” Man wol­le aber an dem Thema for­schen las­sen, ob sich nicht noch ein ver­träg­li­che­rer Weg fän­de. Jetzt ist ein Gesetz auf dem Weg, dass unkon­ven­tio­nel­les Fracking min­des­tens mit 2021 prin­zi­pi­ell ver­bie­tet.

Man kann natür­lich Erdgas grund­sätz­lich kri­ti­sie­ren, weil es kei­ne erneu­er­ba­re Energieform ist. Und des­we­gen soll­te man auch nicht all­zu viel Kraft dar­auf ver­schwen­den, doch noch Wege zu fin­den, auch das letz­te Gas aus den Steinen zu waschen. Aber die Hysterie, mit der die Diskussion über Fracking in Deutschland geführt wird, ist ihrem Stand eigent­lich nicht ange­mes­sen.

Siehe auch

10 Gedanken zu “Alle gegen Fracking”:

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