Wir verdienen unterdurchschnittlich…

Von | 29. Juli 2014
Euro Münzen

Geld | Foto: Adrian Korte - CC BY 2.0

28,24 Euro kos­te­te eine Stunde Arbeit in Schleswig-Holstein im Durchschnitt im Jahr 2012. Das Bundesland liegt damit 12 Prozent unter dem Durchschnitt der Westbundesländer. Im Gesamtvergleich liegt Schleswig-Holstein immer noch 8 Prozent unter dem Durchschnitt. Das hat das Statistikamt Nord bekannt gege­ben.

Die vom Statistikamt Nord erho­be­nen Arbeitskosten set­zen sich aus dem Bruttoverdienst und den Lohnnebenkosten zusam­men. Die Unterschiede in den Kosten für eine Arbeitsstunde zwi­schen den Bundesländern las­sen sich vor allem durch die unter­schied­lich hohen Gehälter erklä­ren. Sprich: In Schleswig-Holstein ver­die­nen die Menschen im Durchschnitt weni­ger als anders­wo.

Andere Länder, andere Jobs

Das klingt zunächst nach einer inter­es­san­ten Erkenntnis und immer wie­der wer­den mit die­sen Zahlen Botschaften ver­bun­den: „In Ostdeutschland liegt der monat­li­che Bruttolohn noch weit unter dem bun­des­wei­ten Durchschnitt,” schrieb zum Beispiel die FAZ vor Kurzem. Allerdings las­sen sich die­se Zahlen gar nicht so leicht ver­glei­chen: Da der Durchschnitt aus allen Branchen errech­net wird, muss man beach­ten, dass die Bundesländer über unter­schied­li­che Branchenstrukturen ver­fü­gen. In den meis­ten Bundesländern gibt es  wesent­lich mehr pro­du­zie­ren­des Gewerbe, wäh­rend Schleswig-Holstein mit einem Anteil von rund 77 Prozent einen der größ­ten Dienstleistungssektoren der Flächenbundesländer hat. Die Menschen arbei­ten also ten­den­zi­ell in ganz unter­schied­li­chen Branchen. Und die Bundesländer mit den höchs­ten Durchschnittsgehältern — Bayern und Baden-Württemberg haben wie­der­um viel mehr pro­du­zie­ren­des Gewerbe. Und dann ver­gleicht man Facharbeiter im Autobau mit Kellnern im Tourismus.

Wo mehr erwirtschaftet wird, kann auch mehr verteilt werden

Weiterhin erwirt­schaf­tet zum Beispiel Bayern ein Bruttoinlandsprodukt von rund 470 Mrd. Euro (2012) bei 6,6 Mio. Beschäftigten. Schleswig-Holstein hat dage­gen nur ein Bruttoinlandsprodukt von knapp 78 Mrd. Euro (2012) bei knapp 1,4 Mio. Beschäftigten. Während also pro baye­ri­schem Arbeitnehmer knapp 72000 Euro erwirt­schaf­tet wer­den, sind es bei uns nur rund 54000 Euro. Auch das deu­tet dar­auf hin, dass in Schleswig-Holstein gar nicht die Branchen so stark ver­tre­ten sind, in denen man viel Geld ver­die­nen könn­te. Von den 30 größ­ten und umsatz­stärks­ten Unternehmen, die im DAX auf­ge­führt sind, hat kei­nes ihren Sitz in Schleswig-Holstein und nur die Deutsche Post, Deutsche Telekom und eine Hand voll ande­rer DAX-Unternehmen gehö­ren hier zu den 100 größ­ten Arbeitgebern. Viele der größ­ten Unternehmen in Schleswig-Holstein sind Kliniken, bei denen bekannt ist, dass nicht jeder Mitarbeiter mit einem Chefarzt-Gehalt nach Hause geht.

Zumindest die­se Zahlen zum Durchschnittseinkommen sagen nichts dar­über aus, ob zum Beispiel ein Automechaniker in Schleswig-Holstein weni­ger ver­dient als in Bayern. Und nur das ist doch eigent­lich eine Zahl, mit der Menschen etwas anfan­gen kön­nen. Eigentlich müss­te man auch noch dage­gen hal­ten, wie teu­er das Leben in Schleswig-Holstein ist — wie viel Geld braucht man im Vergleich zum Rest der Republik? Man kann jeden­falls die Zahlen dre­hen und wen­den — Am Ende darf man nicht ver­ges­sen was wich­tig ist: In Schleswig-Holstein leben die glück­lichs­ten Menschen. Geld ist eben nicht alles.

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