Der perfekte Abgeordnete

Von | 5. September 2014
Krawatte

Eine hübsche Krawatte und ein gut sitzender Knoten gehören beim männlichen Abgeordneten dazu. | Foto: Masked-Bob - CC BY 2.0

In Umfragen nach der Achtung vor unter­schied­li­chen Berufsgruppen schnei­den Politikerinnen und Politiker immer wie­der schlecht ab. Wenn die Teilnehmer aus einer Liste von Berufen die fünf aus­su­chen sol­len, vor denen sie am meis­ten Achtung haben, dann wäh­len nur wenig Berufspolitiker. Von Anfang der 1970er Jahre 27 Prozent bei Westdeutschen auf heu­te 6 Prozent in Westdeutschland und 7 Prozent in Ostdeutschland sind die Werte inzwi­schen gesun­ken. Dabei ste­hen die Abgeordneten unter einem erheb­li­chen Erwartungsdruck.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sag­te über den „Perfekten Abgeordneten” in sei­nem Buch „Einigkeit. Und Recht. Und Freiheit.: 20 Blicke auf unser Land”:

„Selbstverständlich gibt es ihn, den per­fek­ten Abgeordneten – jeden­falls in der Vorstellung der Öffentlichkeit. Er ist täg­lich 24 Stunden aktiv, 365 Tage im Jahr. Er ist sowohl in Berlin als auch in sei­nem Wahlkreis prä­sent, er nimmt an sämt­li­chen Arbeitsgruppen-, Ausschuss-, Fraktions- und Plenarsitzungen teil, simul­tan aber auch an jedem Schützenfest und jeder Vereinsversammlung sei­nes Wahlkreises, und neben­bei hat er für jeden jeder­zeit ein offe­nes Ohr. Er kennt sich aus in der Arbeitswelt und hat den Bezug zur Praxis nie ver­lo­ren, geht aber kei­ner Nebentätigkeit nach. Er hat den direk­ten Draht zur Wirtschaft, zu den Kirchen, zu den Verbänden und Gewerkschaften, aber er pfleg­te größ­te Distanz. Er hat die Selbstlosigkeit eines Missionars, die Genialität eines Nobelpreisträgers, die Geduld einer Gouvernante und das dicke Fell eines Nilpferdes. So ähn­lich soll­te er schein­bar sein. Aber sol­che Leute gibt es nicht. Und ich füge hin­zu: Gott sei Dank nicht. Ob das Bild der Parlamentarier bes­ser wäre, wenn sie so ähn­lich wären, wie hier beschrie­ben, weiß ich nicht. Dass die Parlamente nicht bes­ser wären, das weiß ich ziem­lich bes­ser.”

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