Eine hübsche Krawatte und ein gut sitzender Knoten gehören beim männlichen Abgeordneten dazu. | Foto: Masked-Bob - CC BY 2.0
In Umfragen nach der Achtung vor unterschiedlichen Berufsgruppen schneiden Politikerinnen und Politiker immer wieder schlecht ab. Wenn die Teilnehmer aus einer Liste von Berufen die fünf aussuchen sollen, vor denen sie am meisten Achtung haben, dann wählen nur wenig Berufspolitiker. Von Anfang der 1970er Jahre 27 Prozent bei Westdeutschen auf heute 6 Prozent in Westdeutschland und 7 Prozent in Ostdeutschland sind die Werte inzwischen gesunken. Dabei stehen die Abgeordneten unter einem erheblichen Erwartungsdruck.
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte über den „Perfekten Abgeordneten” in seinem Buch „Einigkeit. Und Recht. Und Freiheit.: 20 Blicke auf unser Land”:
„Selbstverständlich gibt es ihn, den perfekten Abgeordneten – jedenfalls in der Vorstellung der Öffentlichkeit. Er ist täglich 24 Stunden aktiv, 365 Tage im Jahr. Er ist sowohl in Berlin als auch in seinem Wahlkreis präsent, er nimmt an sämtlichen Arbeitsgruppen-, Ausschuss-, Fraktions- und Plenarsitzungen teil, simultan aber auch an jedem Schützenfest und jeder Vereinsversammlung seines Wahlkreises, und nebenbei hat er für jeden jederzeit ein offenes Ohr. Er kennt sich aus in der Arbeitswelt und hat den Bezug zur Praxis nie verloren, geht aber keiner Nebentätigkeit nach. Er hat den direkten Draht zur Wirtschaft, zu den Kirchen, zu den Verbänden und Gewerkschaften, aber er pflegte größte Distanz. Er hat die Selbstlosigkeit eines Missionars, die Genialität eines Nobelpreisträgers, die Geduld einer Gouvernante und das dicke Fell eines Nilpferdes. So ähnlich sollte er scheinbar sein. Aber solche Leute gibt es nicht. Und ich füge hinzu: Gott sei Dank nicht. Ob das Bild der Parlamentarier besser wäre, wenn sie so ähnlich wären, wie hier beschrieben, weiß ich nicht. Dass die Parlamente nicht besser wären, das weiß ich ziemlich besser.”