Facebook im Landtag

Von | 27. November 2010

Vor zwei, drei Jahren tob­te in den USA ein Wahlkampf, der von der Frage geprägt war, ob Barack Obama sei­ne Wahl wohl auch des­halb gewin­nen könn­te, weil er über eine erfolg­rei­che Online-Strategie und sogar ein eige­nes Netzwerk ver­fü­ge. Der Spiegel zähl­te sogar peni­bel, dass Obama im Vorwahlkampf selbst nachts signi­fi­kant mehr und schnel­ler Unterstützer, Anhänger oder Wähler mobi­li­sie­re.

Mittlerweile ist es um das Faszinosum „Online-Wahlkampf“ ruhi­ger gewor­den. Gab es zu Beginn des Jahres 2009 reich­lich neue Studien über den irgend­wie trotz­dem nicht in Fahrt kom­men­den Online-Wahlkampf, stell­te die Uni Hohenheim im April 2010 auf Basis einer Umfrage unter 1.000 Wahlberechtigten fest, dass die Bedeutung des Internets für poli­ti­sche Meinungsbildung im Wahlkampf über­ra­schend gering sei. Der Wahlkampf im Internet ist also nicht der Nachfolger des Wahlkampfes son­dern eine Ergänzung des bis­he­ri­gen Wahlkampfrepertoires? Das wäre nichts Überraschendes. Die meis­ten wer­den wohl sogar genau das als die zu erwar­ten­de Entwicklung vor­aus­ge­ahnt haben. Zugleich bleibt — ange­sichts der stei­gen­den Zahl der mit dem Internet groß gewor­de­nen, nach­wach­sen­den Wähler — die Vermutung, dass das Medium Internet eine stei­gen­de Bedeutung auch in Wahlkampfzeiten haben wird.

Mir scheint etwas anders wesent­li­cher: Die Nutzung des Internet wird zuneh­mend all­täg­li­cher, selbst­ver­ständ­li­cher, durch­dringt den übli­chen Verlauf des Tages. Zugleich ver­liert “das Internet” damit das mono­li­thi­sche Attribut, das ihm anhaf­tet. Ohne dass es wirk­lich Gefahr lie­fe zu zer­fal­len, kön­nen wir heu­te die ein­zel­nen Dienste eben­so wie die unter­schied­li­che Art der Nutzung unauf­ge­regt hin­neh­men. Ein „wal­led gar­den”, also eine mehr oder weni­ger geschlos­se­ne Benutzergruppe, die nicht für jeder­mann im glei­chem Unfang ein­sich­tig oder zugäng­lich ist, wird zwar noch kri­ti­siert, aber nicht mehr so ver­dammt, wie das noch vor weni­gen Jahren in der „Netzgemeinde” üblich gewe­sen wäre. Auch die Zeiten, in denen die Gaschkes oder Soboczynskis nen­nens­wer­tes Publikums beka­men, wenn sie ganz auf­ge­regt die Brutstätte der digi­ta­le Verdummung und des Hasses gegen Intellektuelle brand­mark­ten, gehen lang­sam zu Ende. Eine Aufgeregtheit über Googles Streetview wird sich so nicht noch ein­mal wie­der­ho­len, zu ernüch­ternd war für vie­le Kritiker die Banalität des Alltags. Die Wellen wie Täler las­sen nach und damit nor­ma­li­siert sich der Blick.

Mit die­ser Normalität und Alltäglichkeit wächst die schwei­gen­de Erwartung, einen Politiker “im Netz” zu fin­den, “dort” etwas über ihn zu fin­den (Die Anführungsstriche sol­len uns zwi­schen­durch kurz ver­deut­li­chen, dass das Internet nicht ein Platz oder eine Methode ist). Von Politikern wird also selbst­ver­ständ­lich erwar­tet, dass sie im Netz prä­sent sind.

Es gibt wohl kei­nen Politiker mehr, der nicht eine E-Mail-Adresse besä­ße. Nur noch weni­ge Politiker ver­zich­ten völ­lig auf eine Präsenz im Web. Selbst Aktivitäten in soci­al media wie Twitter oder Facebook wer­den von den tra­di­tio­nel­len Medien nicht mehr bestaunt oder mit Argwohn beäugt. Ein über­durch­schnitt­li­ches Engagement in Sozialen Netzwerken führt mitt­ler­wei­le eben­so­we­nig zu einer media­len Begeisterungswelle wie das Fehlen jeg­li­chen Präsenz zur Vorzeichen dro­hen­den Untergangs ernannt wird.

Es geht also nicht mehr um das „ob“. Dafür rückt das „wie“ in den Mittelpunkt der Wahrnehmung. Es ist nicht mehr auf­re­gend, dass Ralf Stegner bei Facebook ist und Christian von Boetticher auch. Es ist für man­che sogar mäßig über­ra­schend, dass bei­de dort mehr­fach prä­sent sind: Nämlich hier und hier und da und da. Interessant ist die Frage, ob ihre Präsenz über­zeugt. Cem Basman hat im September 2007 etwas über Blogs geschrie­ben, das wir auch auf unser Engagement bei Facebook, Twitter oder auf der eige­nen Homepage über­tra­gen dür­fen:

Was sind gute Blogs? Die Antwort ist ganz ein­fach: Gute Blogs sind authen­tisch. Nichts wei­ter. Sie sind von ech­ten Menschen geschrie­ben, haben einen glaub­wür­di­gen Inhalt und erschei­nen in einer zuver­läs­si­gen Regelmäßigkeit. Ihr Inhalt ist ori­gi­när. Sie reflek­tie­ren und kom­men­tie­ren die Welt aus einer per­sön­li­chen und ehr­li­chen Sicht. Autor und Inhalt stim­men über­ein und geben nicht vor, etwas ande­res zu sein als sie sind. Die Präsentation ihrer Inhalte ist oft schlicht und unge­küns­telt. Sie sind eben authen­tisch. So ein­fach ist das.

Nochmal kurz zurück zum „ob.” Nachdem wir im Landesblog neu­lich eine Liste der Twitterer unter den schles­wig-hol­stei­ni­schen Landtagsabgeordneten ver­öf­fent­licht hat­ten, folgt hier nun der zwei­te Teil: Eine Auflistung der Facebook-Accounts der Abgeordneten des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Ich hof­fe, ich habe alle gefun­den. Wenn nicht, bit­te ich um Hinweise in den Kommentaren oder via Mail an info@landesblog.de.

Zur Vorgehensweise: Ich habe nach den Namen der Abgeordneten bei Facebook gesucht, gele­gent­lich zusätz­lich Suchmaschine besucht. Seiten, “Pages”, habe ich nur dann auf­ge­nom­men, wenn es sich nicht allein und aus­schließ­lich um die Wiedergabe von Wikipedia-Inhalten han­delt und noch nie­mand den Anspruch erho­ben hat, dass es „sei­ne” Seite sei. Die oben genann­ten “Drittseiten” von Ralf Stegner und Christian von Boetticher (da und da) feh­len damit eben­so wie die von Peter-Harry Carstensen. Auch Gruppen habe ich aus­nahms­los drau­ßen vor gelas­sen. Der FDP-Abgeordnete Oliver Kumbartzky besitzt eine Facebook-Page zu sei­nem Bürgermeister-Wahlkampf für Brunsbüttel. Ich habe sie unten außen vor­ge­las­sen, weil sie nicht unmit­tel­bar mit sei­nem Amt im Landtag in Verbindung steht, son­dern sich auf etwas Neues rich­tet.

Es feh­len nun noch die Webseiten. Dann sind wir mit dem “ob” durch — außer, jemand fin­det, wir soll­ten noch Xing oder Diaspora oder … auf­neh­men. Mach ich glatt, wenn der Vorschlagende bit­te gleich die Recherche über­nimmt und mit das Ergebnis als Tabelle zuschickt :-)

Dann kom­men wir zum “wie”, zur Frage der Authentizität. Beispielhaftes, aber auch Unfälle im Alltag, aus denen man was ler­nen kann.

NameVornameFacebook „Profil„Facebook „Seite”
Abercron, vonErnst Michael Dr.„Profil”
AmtsbergLuise„Profil”„Seite”
AndresenRasmus„Profil”„Seite”
ArpHans-Jörn
BaaschWolfgang„Profil”
BeranAndreas„Profil”
BernsteinAxel Dr.„Profil”
Boetticher, vonChristian Dr.„Profil”
BohnMarret Dr.„Profil”
Brand-HückstädtIngrid„Profil”„Seite”
BrodersenCarsten-Peter-
BuderDetlef„Profil”
CallsenJohannes-
CarstensenPeter Harry-
ConradCornelia„Profil”
DamerowAstrid„Profil”
DankertJens-Uwe-
DolgnerKai Dr.rer.nat.„Profil”
EichstädtPeter„Profil”
ErdmannAnke„Profil”
FischerRolf-
FranzenHeike„Profil”
FritzenMarlies-
FunkeKirstin„Profil”
GargHeiner Dr.„Profil”„Seite”
GeerdtsTorsten-
GöttschHauke-
GüntherDaniel„Profil”
HabeckRobert Dr.„Profil”
HabersaatMartin„Profil”
HamerichHartmut„Profil”
HarmsLars-
HayLothar-
HeinemannBernd„Profil”
HeinoldMonika-
HerbstNiclas„Profil”
HerdanMarion-
HerdejürgenBirgit-
HeroldSusanne„Profil”„Profil”
HildebrandGünther-
HöppnerHenning Dr.-
JansenAntje„Profil”
JasperKarsten„Profil”
JezewskiHeinz-Werner„Profil”„Seite”
KalinkaWerner Erich-
KlahnAnita„Profil”
KlinckhamerKlaus-
KlugEkkehard Dr.-
KochGerrit„Profil”
KochTobias„Profil”
KubickiWolfgang-
KumbartzkyOliver„Profil”
LangnerAnette„Profil”
LehnertPeter-
LoedigeKatharina„Profil”
MagnussenJens-Christian-„Seite”
MatthiessenDetlef„Profil”
MatthießenMarkus-
MeyerFlemming„Profil”
MidyatliSerpil„Profil”
MüllerHans-
NeveHans Hinrich-
NickelJörg„Profil”
NicolaisenPetra„Profil”
OstmeierBarbara-
PaulsBirte„Profil”
PoerschRegina„Profil”„Seite”
PotzahrMark-Oliver„Profil”
PranteRanka-
Rathje-HoffmannKatja„Profil”
RedmannSandra-„Seite”
RickersHeiner-
RotherThomas„Profil”
SassenUrsula-
SchippelsUlrich„Profil”
SchlieKlaus-
SchröderBernd-
SchulzeOlafProfile
SellierMarion„Profil”
SpoorendonkAnke„Profil”„Seite”
StegnerRalf Dr.„Profil”„Seite”
StrehlauInes„Profil”
StreitbörgerEllen-
SönnichsenPeter-
Tenor-AlschauskySiegrid-
ThoroeBjörn„Profil”„Seite”
TietzeAndreas Dr.„Profil”
Todsen-ReeseHerlich Marie-
TrauernichtGitta Dr.-
VogtChristopher„Profil”
VoßBernd„Profil”
Waldinger-ThieringJette„Profil”
WeberJürgen„Profil”
WenglerWilfried-
WiegardRainer„Profil”
Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

12 Gedanken zu “Facebook im Landtag”:

  1. Swen Wacker Post author

    Eben fiel mir auf, dass Frau Ingrid Brand-Hückstädt auch bei Facebook ist — die Tücken der deut­schen Umlaute … Ich habe es nach­ge­tra­gen.

    Reply
    1. Swen Wacker Post author

      Nachtrag: Bernd Heinemann (SPD) ist nun eben­falls bei Facebook. Bei Rasmus Andresen habe ich des­sen „Seite” nach­ge­tra­gen.

      Reply
  2. Pingback: Studie: Abgeordnete angeblich Facebook-faul - AK Digitale Gesellschaft der SPD Schleswig-Holstein

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