Urlaubsbedingt komplett verspätet veröffentlicht. Aber die Woche läuft ja noch (Swen Wacker, 02.02.2010)
Am Montag nimmt der HSH-Untersuchungsausschuss noch mal kurz Fahrt auf. Auf der Agenda stehen letzte Vernehmungen von BaFin-Mitarbeiterinnen. Außerdem wird die Vernehmung von Luis Marti-Sanchez fortgesetzt. Danach geht es an den Abschlussbericht, dessen Hamburger Fassung bald vorliegt.
Am Abend wird in Tarp das Pflichtprogramm der SPD im Schaulaufen der Kandidaten für das Ministerpräsidentenkandidatenamt enden. Eine Kür wird es nicht geben. Die Wertung der Kampfrichter in Form eines Mitgliederentscheids wird am 26. Februar bekanntgegeben.
Wer es müde ist, immer nur über den Landtag und das Parlament zu lesen und endlich mal wissen will, wie der Landtag von innen aussieht und der parlamentarische Alltag verläuft, der sollte unbedingt den Informationsabend besuchen.
Am Dienstag tagt am Vormittag der Petitionsausschuss — im Gegensatz zu den anderen Ausschüssen unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Mittlerweile ist man ja fast versucht zu fragen, wie das Land es so lange ohne seinen Ehrenbürger Armin-Mueller-Stahl aushalten konnte. Landtagspräsident Torsten Geerdts begrüßt am Abend die geladenen Gäste einer Veranstaltung mit Armin Mueller-Stahl, der unter dem Motto „Die Jahre werden schneller…“ steht. Unter diesem Titel ist seine „Autobiographie in Versen und Bildern” erschienen.
Der Innen- und Rechtsausschuss trifft sich am Mittwochnachmittag, um die volle Bandbreite seiner Themen diskutieren. Der Bogen reicht von einem Bericht des Innenministeriums zu den Ergebnissen der Regionalkonferenzen und einem Antrag der Bündnis-Grünen zur Neugliederung der Verwaltung über einen Antrag der SPD zur Gemeindeordnung bis zur von der CDU und FDP vorgeschlagenen Neuausrichtung des Glücksspiels, führt uns dann noch zu einem Antrag der Linken zu Atommülltransporten, bevor er bei Anpassungen des Beamtenrechts endet.
Auch am Abend ist im Landeshaus noch was los. Landtagspräsident Torsten Geerdts eröffnetet eine Veranstaltung über „EhrenamtForen“ im Schleswig-Holstein-Saal. Das spannende Thema — das Ehrenamt-Forum Schleswig-Holstein 2011 will Engagierten ein öffentliches Forum zu Austausch, Begegnung und Weiterbildung bieten — bleibt aber nur geladenen Gästen vorbehalten. Danach geht es los mit vielen Veranstaltungen im ganzen Land in die Öffentlichkeit.
Am Vormittag des Donnerstags trifft sich der Finanzausschuss in öffentlicher Sitzung. Themen sind unter anderen ein Grundstückstausch mit dem Herzog von Oldenburg und die vom Umweltministerium für 2012 ins Auge gefassten Einführung der Küstenschutzabgabe, die manche in der CDU und FDP nicht wollen.
Der Bildungsausschuss wird sich am Nachmittag unter anderem mit einem Thema beschäftigen, dass den Kommunen und vielen Eltern unter den Nägeln brennt: die Finanzierung der Kindertagesstätten und Horte.
Die Grünen im Landtag wollen am Abend im Kieler Wissenschaftszentrum über die Kulturflatrate diskutieren. Für die einen der Himmel auf Erden, für andere das größte Verwaltungsmonster nach GEMA und GEZ (bzw. dessen Nachfolge-Monster), das mehr Probleme aufwirft als löst.
Am Vormittag des Freitags trifft sich übrigens die Jury des nunmehr schon 3. Integration Song Contest 2011. Schülerinnen und Schüler der 7. bis 9. Klassen Schleswig-Holsteinischer Schulen haben sich künstlerisch und inhaltlich mit dem Begriff „Integration” auseinandergesetzt und präsentieren ihre Ergebnisse.
Ebenfalls am Vormittag spricht Justizminister Emil Schmalfuß auf einem besonderen Jubiläum. „HEMPELS”, Schleswig-Holsteiner Straßenmagazin, wird 15 Jahre alt. Einst initiiert durch die Evangelische Stadtmission in Kiel, verteilen wohnungs- und obdachloser Menschen das professionell gemachte Magazin und verschaffen sich so ein kleinen, sehr ehrbaren Zuverdienst. Die Idee des Magazins, Menschen in schwieriger Lebenslage eine Stimme zu geben und Perspektiven zu bieten, ist geblieben. Mittlerweile erscheint HEMPELS jedoch in ganz Schleswig-Holstein und ist eingebunden in ein Netzwerk aus knapp 40 deutschen und fast 100 internationalen Straßenmagazinen.
Die „Zukunftswerkstatt” wurde als probates Mittel erfunden, um immer dann, wenn „Menschengruppen Probleme haben, bei denen sie mit herkömmlichen Mitteln nicht weiterkommen”, Lösungen zu finden. Irgendwie hat sich die Veranstaltungsform in den letzten 30 Jahren ziemlich abgeschliffen. Wenn man das Programm der Zukunftswerkstatt der SPD zu „Demokratie neu denken” liest, könnte man sie schon mit einer klassischen Podiumsdiskussion verwechseln.
Im Schleswiger Hotel Waldschlösschen trifft sich derweil der CDU-Landesverband zur Klausurtagung. Stargast ist der niedersächsische Ministerpräsident. David McAllister wurde zunächst Christian Wulffs Nachfolger als Landesvorsitzender und übernahm dann dessen Amt als Ministerpräsident. Eine nette Choreografie, will doch Christian von Boetticher dem Vernehmen nach in Kürze das Gleiche tun und — eine Mehrheit im Landtag vorausgesetzt — Nachfolger von Peter Harry Carstensen als Ministerpräsident werden. Verständlich, dass er nicht Heide Simonis eingeladen hat. Man tagt auch am Samstag weiter.
Am Sonntag jährt sich zum 147sten Mal das Gefecht bei Oeversee. Im Deutsch-Dänischen Krieg 1864, der sein Höhepunkt bei den Düppeler Schanzen finden sollte, eroberten Preußen und Österreich die seit Jahrhunderten Dänemark zugehörigen Herzogtümer Schleswig und Holstein sowie das seit dem Wiener Kongress 1815 Dänemark zuschlagende Herzogtum Lauenburg, um sie (letztlich nach dem Preußisch-Deutschen Krieg von 1866) Preußen einzuverleiben. Zu Beginn des Krieges zogen sich die dänischen Truppen in Anbetracht ihrer geringen Stärke gegenüber Bismarcks Truppen vom Danewerk zurück und begaben sich nach Düppel. In Oeversee verblieb eine dänische Nachhut, um die Österreicher aufzuhalten. Am Nachmittag des 6. Februar 1864 kam es zu einem kurzen, aber heftigen Gefecht mit 135 Toten und 445 Verletzten. Tags darauf machten sich Flensburgs Bürger zum Marsch nach Oeversee auf, um die Verwundeten beider Seiten sowie die 542 dänischen Gefangenen zu versorgen (als Lazarett diente der Historischen Krug, heute als Restaurant bekannt) und um die Toten zu begraben. Warum es vor diesem versöhnenden Hintergrund bis ins Jahr 2001 dauern musste, damit Dänen, Deutschen und Österreicher gemeinsam des Tages gedenken, bleibt den Heutigen ein Rätsel.