Briefe an den neuen Landtag – Onlinepräsenz

Von | 15. Mai 2012

Lieber Landtag,

der Swen hat Dir ja schon geschrie­ben, dass er sich von Dir künf­tig mehr Sorgfalt beim Umgang mit der Barrierefreiheit wünscht. Das ist wich­tig, damit alle Mitbürger unse­res schö­nen Landes – oder wie es wohl für die nächs­ten fünf Jahre lau­ten soll: unse­res Lieblingslandes – an Deiner Arbeit teil­ha­ben kön­nen. Und Teilhabe ist schon ein wich­ti­ges Thema.

Portal des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Vor unge­fähr einem Jahr hast Du, lie­ber Landtag, Deine neue Homepage ange­kün­digt. Ich war nicht so rich­tig begeis­tert und habe das auch kund­ge­tan.
Du fan­dest, dar­über soll­ten wir mal reden und hast uns Landesblogger ein­ge­la­den. So haben wir uns mit Deiner Verwaltung unter­hal­ten. Ein gutes Gespräch war das, infor­ma­tiv, sach­lich und in sehr net­ter Atmosphäre.

LIS-SH Landtagsinformationssystem Schleswig-Holstein

Wir haben moti­vier­te Menschen getrof­fen, die offen waren für Kritik und die vie­le gute Ideen hat­ten – viel mehr, als man hät­te erwar­ten dür­fen. Du hast ver­stan­den, wes­halb es nicht aus­reicht, die ver­schie­de­nen ein­zel­nen Dienste von ver­schie­de­nen Servern in einem Portal zusam­men­zu­fas­sen. Denn wenn bei­spiels­wei­se jeder die­ser Dienste eine eige­ne Suche besitzt und sich auf der Hauptseite eine eige­ne Suchmaske befin­det, die nicht alle die­se Suchen inte­griert, weiß der Nutzer nicht, wo er sucht. Und er ver­steht die Ergebnisse nicht. Du hast ver­stan­den, dass es dem Benutzer die Anwendbarkeit nicht erleich­tert, wenn sowohl ple­num online als auch der Presseticker und das Landtagsinformationssystem Schleswig-Holstein mit unter­schied­li­cher Benutzerführung und teil­wei­se ande­rer CI ver­se­hen sind.

Presseticker des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Deine Verwaltung, lie­ber Landtag, scheint aller­dings per­so­nell begrenz­te Möglichkeiten und ein Budget zu besit­zen, das nicht aus­reicht, um all das umzu­set­zen, was wün­schens­wert wäre. Das ist ver­ständ­lich, denn Du sollst mit unse­rem Steuergeld ja ordent­lich umge­hen. Deshalb musst Du zwi­schen den Informationsbedürfnissen (zumin­dest eini­ger) Deiner Bürger und einer spar­sa­men Haushaltsführung abwä­gen. Aber wenn ich mir etwas wün­schen dürf­te, dann doch, dass Du einen Plan ent­wi­ckelst, die ver­schie­de­nen Dienste unter einer ein­heit­li­chen Oberfläche zusam­men­zu­füh­ren und aus­zu­bau­en. Und dass Du die nöti­gen Mittel bereit­stellst, die­sen Plan umzu­set­zen.

ple­num online des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Dabei kannst Du Dich mit Deinem Angebot schon heu­te sehen las­sen. Alle Deine Landtagssitzungen streamst Du über ParlaTV. Gut, es wäre schön, wenn unter parlatv.ltsh.de der Livestream käme und kei­ne komi­sche Server-Meldung. Aber weißt Du eigent­lich, wie vie­le Landtage in Deutschland kei­nen sol­chen Livestream wie Du anbie­ten? Ich weiß es nicht. Aber fast jedes Mal, wenn ich mich in der Vergangenheit für Sitzungen ande­rer Landtage inter­es­siert habe, fand ich kein ver­gleich­ba­res Angebot. Richtig schön wäre es aller­dings den­noch, wenn man auch Deine Ausschusssitzungen live im Internet ver­fol­gen könn­te. Und wenn der Livestream künf­tig den aktu­el­len Tagesordnungspunkt und den Namen der Rednerin oder des Redners in einer Bauchbinde aus­wie­se.

Und nahe­zu per­fekt wäre es, wenn die Reden der Abgeordneten als Video in einem Archiv abge­legt wür­den – schön struk­tu­riert nach den Namen der Abgeordneten, Themen, Landtagssitzungen und ihren Tagesordnungspunkten. Ich weiß, Du – oder zumin­dest Dein ver­wal­ten­der Teil – denkt über so etwas nach. Du soll­test ihn bei sei­nen Bestrebungen zur Integration und zum Ausbau der Bürgerdienste unter­stüt­zen – ide­ell, inhalt­lich und finan­zi­ell. Es wäre schön, wenn die­se Unterstützung von allen Abgeordneten getra­gen wür­de. Unsere Gesellschaft ent­wi­ckelt sich zur Informationsgesellschaft. Schleswig-Holstein ist dabei nicht schlecht auf­ge­stellt. Wenn Du Dich bemühst, lie­ber Landtag, Deinen Teil dazu bei­zu­tra­gen, dass künf­tig auch bei Dir mehr und mehr elek­tro­ni­sche Workflows, APIs und benut­zer­freund­li­che Schnittstellen das in feins­te Scheiben geschnit­te­ne Totholz erset­zen, dann bleibst Du bestimmt auch unser Lieblingslandtag. In echt.

3 Gedanken zu “Briefe an den neuen Landtag – Onlinepräsenz”:

  1. Dirk

    … und ich schreib das so ähn­lich wie in der ver­gan­ge­nen Woche, auf die sich die­ser Blog ja bezieht: es wäre wirk­lich ganz schön, wenn dabei das seit fast 10 Jahren gül­ti­ge und vom Landtag ver­ab­schie­de­te Landesgesetz ein­ge­hal­ten wird, das bestimmt, dass die­ser Auftritt auch bar­rie­re­frei sein muss (LBGG § 12).

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    1. Swen Wacker

      Ich hof­fe, dass noch mehr Medien und Institutionen den Mißstand „kei­ne Barrierearmut” (von Barrierefreiheit will ich gar­nicht erst reden) pro­ble­ma­ti­sie­ren. So könn­te, das wäre Hoffnung, der Landesbeauftragte für
      Menschen mit Behinderung (öffent­lich) an die Fraktionen her­an­tre­ten oder das Problem in sei­nem nächs­ten Tatigkeitsbericht the­ma­ti­sie­ren. Irgendwann müs­sen sie es ja mer­ken.

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      1. Dirk

        Das ist ein schö­ner Traum, von dem Du berich­test (Medien …) Aber der ande­re Wunsch ist schon erfüllt, wenn­gleich das öffent­lich an die Fraktionen her­an­tre­ten etwas schwie­rig ist.
        Aber wenn die ver­gan­ge­nen Berichte zum Thema gele­sen und vor allem von der Landespolitik ergeb­nis­ori­en­tiert bear­bei­tet wür­den, dann bräuch­te der Landesbeauftragte auch in sei­nem nächs­ten Bericht nicht mehr auf die man­geln­de Aufmerksamkeit zum Thema schrei­ben.

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