Lieber Landtag,
der Swen hat Dir ja schon geschrieben, dass er sich von Dir künftig mehr Sorgfalt beim Umgang mit der Barrierefreiheit wünscht. Das ist wichtig, damit alle Mitbürger unseres schönen Landes – oder wie es wohl für die nächsten fünf Jahre lauten soll: unseres Lieblingslandes – an Deiner Arbeit teilhaben können. Und Teilhabe ist schon ein wichtiges Thema.
Vor ungefähr einem Jahr hast Du, lieber Landtag, Deine neue Homepage angekündigt. Ich war nicht so richtig begeistert und habe das auch kundgetan.
Du fandest, darüber sollten wir mal reden und hast uns Landesblogger eingeladen. So haben wir uns mit Deiner Verwaltung unterhalten. Ein gutes Gespräch war das, informativ, sachlich und in sehr netter Atmosphäre.
Wir haben motivierte Menschen getroffen, die offen waren für Kritik und die viele gute Ideen hatten – viel mehr, als man hätte erwarten dürfen. Du hast verstanden, weshalb es nicht ausreicht, die verschiedenen einzelnen Dienste von verschiedenen Servern in einem Portal zusammenzufassen. Denn wenn beispielsweise jeder dieser Dienste eine eigene Suche besitzt und sich auf der Hauptseite eine eigene Suchmaske befindet, die nicht alle diese Suchen integriert, weiß der Nutzer nicht, wo er sucht. Und er versteht die Ergebnisse nicht. Du hast verstanden, dass es dem Benutzer die Anwendbarkeit nicht erleichtert, wenn sowohl plenum online als auch der Presseticker und das Landtagsinformationssystem Schleswig-Holstein mit unterschiedlicher Benutzerführung und teilweise anderer CI versehen sind.
Deine Verwaltung, lieber Landtag, scheint allerdings personell begrenzte Möglichkeiten und ein Budget zu besitzen, das nicht ausreicht, um all das umzusetzen, was wünschenswert wäre. Das ist verständlich, denn Du sollst mit unserem Steuergeld ja ordentlich umgehen. Deshalb musst Du zwischen den Informationsbedürfnissen (zumindest einiger) Deiner Bürger und einer sparsamen Haushaltsführung abwägen. Aber wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann doch, dass Du einen Plan entwickelst, die verschiedenen Dienste unter einer einheitlichen Oberfläche zusammenzuführen und auszubauen. Und dass Du die nötigen Mittel bereitstellst, diesen Plan umzusetzen.
Dabei kannst Du Dich mit Deinem Angebot schon heute sehen lassen. Alle Deine Landtagssitzungen streamst Du über ParlaTV. Gut, es wäre schön, wenn unter parlatv.ltsh.de der Livestream käme und keine komische Server-Meldung. Aber weißt Du eigentlich, wie viele Landtage in Deutschland keinen solchen Livestream wie Du anbieten? Ich weiß es nicht. Aber fast jedes Mal, wenn ich mich in der Vergangenheit für Sitzungen anderer Landtage interessiert habe, fand ich kein vergleichbares Angebot. Richtig schön wäre es allerdings dennoch, wenn man auch Deine Ausschusssitzungen live im Internet verfolgen könnte. Und wenn der Livestream künftig den aktuellen Tagesordnungspunkt und den Namen der Rednerin oder des Redners in einer Bauchbinde auswiese.
Und nahezu perfekt wäre es, wenn die Reden der Abgeordneten als Video in einem Archiv abgelegt würden – schön strukturiert nach den Namen der Abgeordneten, Themen, Landtagssitzungen und ihren Tagesordnungspunkten. Ich weiß, Du – oder zumindest Dein verwaltender Teil – denkt über so etwas nach. Du solltest ihn bei seinen Bestrebungen zur Integration und zum Ausbau der Bürgerdienste unterstützen – ideell, inhaltlich und finanziell. Es wäre schön, wenn diese Unterstützung von allen Abgeordneten getragen würde. Unsere Gesellschaft entwickelt sich zur Informationsgesellschaft. Schleswig-Holstein ist dabei nicht schlecht aufgestellt. Wenn Du Dich bemühst, lieber Landtag, Deinen Teil dazu beizutragen, dass künftig auch bei Dir mehr und mehr elektronische Workflows, APIs und benutzerfreundliche Schnittstellen das in feinste Scheiben geschnittene Totholz ersetzen, dann bleibst Du bestimmt auch unser Lieblingslandtag. In echt.
… und ich schreib das so ähnlich wie in der vergangenen Woche, auf die sich dieser Blog ja bezieht: es wäre wirklich ganz schön, wenn dabei das seit fast 10 Jahren gültige und vom Landtag verabschiedete Landesgesetz eingehalten wird, das bestimmt, dass dieser Auftritt auch barrierefrei sein muss (LBGG § 12).
Ich hoffe, dass noch mehr Medien und Institutionen den Mißstand „keine Barrierearmut” (von Barrierefreiheit will ich garnicht erst reden) problematisieren. So könnte, das wäre Hoffnung, der Landesbeauftragte für
Menschen mit Behinderung (öffentlich) an die Fraktionen herantreten oder das Problem in seinem nächsten Tatigkeitsbericht thematisieren. Irgendwann müssen sie es ja merken.
Das ist ein schöner Traum, von dem Du berichtest (Medien …) Aber der andere Wunsch ist schon erfüllt, wenngleich das öffentlich an die Fraktionen herantreten etwas schwierig ist.
Aber wenn die vergangenen Berichte zum Thema gelesen und vor allem von der Landespolitik ergebnisorientiert bearbeitet würden, dann bräuchte der Landesbeauftragte auch in seinem nächsten Bericht nicht mehr auf die mangelnde Aufmerksamkeit zum Thema schreiben.