Der wöchentliche Streifzug durch unseren Kalender.
Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss wird am heutigen Montag Hans-Uwe Jäkel, den Regionalbereichsleiter Banken- und Finanzaufsicht der Bundesbank in der Hauptverwaltung Hamburg, vernehmen. Hört sich sehr beamtlich an, enthält aber viel Musik. Die Bundesbank beschreibt die Aufgaben so: „Auf Grund der Geschäftsbeziehungen mit den Kreditinstituten und ihrer Präsenz vor Ort sowie generell ihrer Marktnähe verfügt die Bundesbank über weitreichende Erkenntnisse aus dem Finanzsektor sowie über sachkompetentes Personal für Fragen des Finanzmarkts und dessen Stabilität … Der Bundesbank obliegen in der laufenden Überwachung vor allem die Auswertungen der von den Instituten eingereichten Unterlagen, Meldungen, Jahresabschlüssen und Prüfungsberichte sowie regelmäßige bankgeschäftliche Prüfungen.” Herr Jäkel wird also sachkompetent sein. Nach den Erfahrungen vor zwei Wochen bleibt die Hoffnung, dass er auch was zu sagen hat.
Die Enquetekommission „Norddeutsche Kooperation“ wird am Nachmittag Experten zum Themenfeld „IT-Kooperationen“ anhören. Neben der Tätigkeit Dataports, als IT-Dienstleister der öffentlichen Hand Norddeutschlands schon längst eine Mehrländeranstalt, wollen sich die Abgeordneten über die Zusammenarbeit bei D115, der einheitlichen(sic!) Behördenrufnummer, schlau machen.
Was haben Helmut Schmidt, Uwe Ronneburger, Gerhard Stoltenberg und Siegfried Lenz gemeinsam? Sie sind Ehrenbürger des Landes Schleswig-Holsteins. Diese Auszeichnung gibt es übrigens erst seit 1998. Sie wurde unter der Landesregierung Heide Simonis eingeführt. Anfangs war nicht jeder ganz glücklich damit: Nachdem die meisten Abgeordneten erst aus der Zeitung erfahren hatten, dass Frau Simonis ihn zum Ehrenbürger ernannt hatte, beeilte sich der Landtag, die Ernennung auch zu beschließen. Natürlich nicht aus verletzter Eitelkeit, sondern weil man vermeiden wollten, dass Herr Schmidt den Eindruck haben könnte, das sei eine einsame Entscheidung der Frau Simonis gewesen. Danach wurden, streitfrei und im Abstand von je zwei Jahre (2000, 2002, 2004), Persönlichkeiten mit herausragenden Verdiensten um das Land zu Ehrenbürgern ernannt. Karl-Otto Meyer fehlt in der Aufzählung. Er soll im Vorfelde signalisiert haben, dass er nicht wolle — er ist wohl nachtragend und nimmt es immer noch üblich, dass ein CDU-Bundestagsabgeordneter mal die Vollwertigkeit der Landtagsmandate des SSW in Frage gestellt hatte. Nach ein paar Jahren des Überlegens wird am Montag der Schauspieler Armin Mueller-Stahl von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen zum Ehrenbürger von Schleswig-Holstein ernennen.
SPD und CDU machen an dem Abend im Kreis Rendsburg-Eckernförde mit ihren Rundtouren weiter. Die Ministerpräsidentenkandidatenbewerber der SPD stellen sich im Hohen Arsenal in Rendsburg vor. Die CDU diskutiert in Eckernförde das Bildungsland Schleswig-Holstein.
Am Dienstag Abend lädt die Fraktion der Grünen zu einer Veranstaltung ein: „EU-Agrarpolitik verändern — für eine Landwirtschaft mit Zukunft“. Kommt es nur mir so vor, dass es vor wenigen Jahren bei den Grünen noch geheißen hätte: „für eine andere Landwirtschaft” oder „für eine andere EU-Agrarpolitik”?
Der Mittwoch ist diese Woche Ausschusstag. Gleich vier Ausschüsse tagen. Der Umweltausschuss, beschäftigt sich unter anderem mit Schafzüchtern und Sondermüll aus Australien. Das sind zwei verschiedene Themen, von vielen.
Der Wirtschaftsausschuss wird unter anderem die Auswirkungen des jüngst beschlossenen Änderungen des Atomgesetz diskutieren.
Der Innen- und Recht wird sich, zusammen mit dem Petitionsausschuss, über die Lage in den Justizvollzugsanstalten informieren. Danach wird es nicht weniger spannend, wenn Themen wie das Geodateninfrastrukturgesetz, der Vierzehnte Rundfunkänderungsstaatsvertrag, Transparenz bei Abgeordnetenverhalten oder das Landespressegesetz behandelt werden.
Ausschüsse bestimmen auch am Donnerstag den politischen Kalender. Der Bildungsausschuss hat unter anderem die Zukunft der Landeszentrale für politische Bildung, das Gastschulabkommen, die dänischen Schulen, den Schulbericht 2009 des Landesrechnungshofs, die Medienkompetenz in der Informationsgesellschaft, das Kooperationsverbot in der Bildungspolitik, das hochschulpolitisches Konzept der Landesregierung und die Medizinstudienplätze Kiel und Lübeck auf der Agenda. Jedes Thema hat politischen Zündstoff. Solchen Zündstoff birgt auch die Tagesordnung des Finanzausschusses auf der die Fraktionsanträge (der Mehrheitsfraktionen) stehen. Die sind häufig umfangreich, liegen erst in letzter Sekunde vor und beinhalten erfahrungsgemäß immerhin eher Wohltaten als zusätzlichen Streichungen.
Am Abend lädt dann die Fraktion der Grünen ein: Hochschule von morgen: gerecht, bezahlbar, exzellent? steht auf der Einladung. Konrad Schily, Arzt und Ex-FDP-Bundestagsabgeordneter referiert. Neben dem CDU-Abgeordneten Daniel Günther und dem grünen Parlamentarier Rasmus Andresen werden Präsidentin der Uni Flensburg, der Präsident der FH Kiel und ein Vertreter des Asta Lübeck diskutieren. Robert Habeck, Fraktionsvorsitzender der Grünen, moderiert. Update 02.12.10: Die Veranstaltung fällt witterungsbedingt aus.
CDU und SPD werden am Freitag ihre laufende Tourneen vom Montag fortsetzen. Die SPD gastiert in Kreis Schleswig-Flensburg in Tarp, auch die CDU hat es heute Abend mit vier Buchstaben, setzt ihre Veranstaltungsreihe in Leck fort.
Schleswig-Holstein ist 64? Ja, das Bundesland Schleswig-Holstein. Schleswig-Holstein ist 15? Auch richtig, die Fregatte Schleswig-Holstein. Sie wurde am 24. November 1994 in Dienst gestellt und ihre Einsatzberichte zeugen von dem Wandel der Aufgaben der Bundeswehr. Staatssekretär Heinz Maurus, bekanntermaßen Förderer aller möglicher Dinge, die mit der Marine zu tun haben, redet zum 15-Jährigen Bestehen der Fregatte Schleswig-Holstein am Samstag in der Halle 400 in Kiel. Das Geburtstagskind ist nicht in der Halle. Interessant ist auch die Tradition, Geburtstage und Alter von Schiffen mit dem Datum ihrer „Indienststellung” und nicht etwa des Stapellaufs zu verbinden. Auf Menschen übertragen wäre die Kiellegung die Geburt, der Stapellauf die Geburt und die Indienststellung der erste Schultag?
Ein besonderen Termin mit einer Persönlichkeit der jüngeren Landesgeschichte beschert uns der SSW am Sonntag: W.L. Christiansen saß 1948 bei der Gründung des SSW mit am Verhandlungstisch. Er war der erste Landessekretär des SSW, arbeitete für deren erste Landtagsfraktion in Kiel und war Sekretär des einzigen Bundestagsmitgliedes des SSW, Hermann Clausen. Er nahm als dessen Mitarbeiter an der Eröffnung des ersten Deutschen Bundestages in Bonn teil. Auch an der Umsetzung der Kieler Minderheiten-Erklärung war er beteiligt. Der CDU-Bundestagsabgeordneter, der oben schon erwähnt wurde, war vor einem Jahr voll des Lobes und nannte „WL” ein politisches Urgestein. Vielleicht sollte K.O. Meyer nicht so nachtragend sein. Anlässlich seines 90. Geburtstages wird er in Flensburg über seine Erlebnisse in den Anfangsjahren der Partei nach dem Krieg berichten.