Wie das Hamburger Abendblatt vor einigen Tagen berichtete, wird die Fehmarnbeltquerung (FBQ) mit 5,5 Milliarden Euro teurer als erwartet. Der Preis hat sich damit mehr als verdoppelt seit Mitte der 1990er Jahre. Der dänische Ex-Verkehrsminister Arne Melchior (CD) bezeichnet das Projekt als „Verkehrsromantik”. Melchior galt als Fan der FBQ.
Bisher kritisierte vor allem die deutsche Seite das Projekt. Mittlerweile nimmt in Dänemark die Diskussion Fahrt auf. Sie dreht sich aber laut WELT um die Frage „Brücke oder Tunnel” — nicht um das Aus. Die ARD-Sendung „Kontraste” bezeichnete in einem Beitrag die FBQ als „Stuttgart 21 des Nordens”.
Absenktunnel bevorzugt
Neu in der Diskussion ist auch, dass erstmals ein Absenktunnel günstiger als die Brücke werden könnte. Statt 5,5 Milliarden Euro schätzt man ihn jetzt auf 5 Milliarden Euro. Ein Bohrtunnel wird zur Zeit nicht mehr geplant, zitiert Fehmarn24 den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Peter-Harry Carstensen (CDU).
Parteien gespalten in der Frage der FBQ
Das Bundesverkehrsministerium errechnete im Bedarfsplan Mitte November ein „hohes Kosten-Nutzen-Verhältnis”. 6,7 Euro soll jeder investierte Euro bringen. CDU und FDP sehen dadurch das Projekt im Rückenwind
Oppositionsführer Ralf Stegner (SPD) will sich in Dänemark über den Stand der Diskussion informieren. Das kündigte er bei einer Veranstaltung in Lensahn an. Die SPD ist in die letzten Wahlen mit einem klaren Bekenntnis zur Querung gegangen, hatte sich auf dem letzten Parteitag aber eine Überprüfung ihrer Haltung auferlegt.
Der verkehrspolitische Sprecher der GRÜNEN, Andreas Tietze, empfiehlt, den Vertrag mit Hinweis auf die gestiegenen Kosten und die fehlende Finanzierung auf den Prüfstand zu stellen. Die LINKE hatte die FBQ bereits im Juli als „nicht mehrheitsfähig” bezeichnet.
IHK verlangt Klarheit
Matthias Schulz-Kleinfeldt, Chef der IHK Lübeck, fordert die Dänen auf, Klarheit zu schaffen. Außerdem empfahl er, den Ausbau der Bahnlinie vorzuziehen und die Bahnstrecke Lübeck-Puttgarden bereits bis zur Eröffnung der Querung im Jahr 2020 zweigleisig auszubauen.
Aktionsbündnis demonstriert in Berlin
Das Aktionsbündnis gegen eine feste Fehmarnbeltquerung demonstrierte am 25. November 2010 vor der dänischen Botschaft in Berlin. Grund war ein parlamentarischer Abend zum Thema FBQ. Dem Verein gehören neben Naturschutzverbänden und Gewerkschaften auch SPD, GRÜNE und Linke mit ihren Gliederungen vor Ort sowie Wählergemeinschaften aus der Umgebung an.
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Wieviele Fähren kann man für 5.5 Milliarden EUR fahren lassen?
Das kommt drauf an, wie man die ausstatten will. ;-)