Der wöchentliche Streifzug durch unseren Kalender.
Das nahende Weihnachtfest verdrängt das Interesse an politischen Terminen deutlich.
Am Montag trifft sich der parlamentarische Untersuchungausschuss, um Frank Roth, ehemals Vorstandsmitglied der HSH-Bank, zu befragen. Der studierte Informatiker war — wie man mittlerweile weiß aufgrund frei erfundener Vorwürfe — im April 2009 fristlos entlassen worden: Er sollte angeblich Geschäftsgeheimnisse verraten haben. Die Ermittlungen der Staatsanwalt gegen ihn wurden längst eingestellt und zum Bumerang für die HSH: Die Kieler Staatsanwälte ermitteln nunmehr gegen deren Chefetage wegen des Verdachts falscher Verdächtigungen gegen den 51-Jährigen, der erst im Mai 2007 zur HSH gekommen war und seit Juli 2008 deren Vorstand angehörte — also erst nach der Abwicklung der windigen Geschäfte, die die Bank fast in den Untergang getrieben hatten. Das ehemalige Vorstandsmitglied will entschädigt werden. Hilmar Kopper, Aufsichtsratsvorsitzender der HSH, hatte Roth noch im Juli schriftlich mitgeteilt, für eine Entschädigung bestünde „weder moralisch noch rechtlich irgendein Raum”. Anscheinend hatte auch der ehemals bedeutende Kopper zwischenzeitlich längst den Überblick verloren, wem in der HSH man glauben könne. Mittlerweile will er ihm immerhin sein Bedauern ausdrücken. Für Roth wird diese Kehrtwende sicher kein finanzieller Schaden sein.
Die Enquetekommission will sich, wenn man dem Sitzungsplan glauben soll, ebenfalls noch am Montag treffen. Sicherheitshalber hat man dann aber doch keine Einladung verschickt. Es wird wohl, so oder so, wieder mal niemand merken, wenn keiner kommt und tagt.
Das Ende des Jahres bedeutet für viele auch das Ende der hauptberuflichen Tätigkeit. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen wird am späten Vormittag
den Präsidenten des Sparkassen- und Giroverbandes für Schleswig-Holstein, Jörg-Dietrich Kamischke, in einem Kieler Hotel verabschieden. Der Jurist, in den 1980er Jahren im Kieler Innenministerium tätig und von 1987 an Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg, wurde Ende 2005 Verbandspräsident und war in dieser Eigenschaft von 2006 bis 2009 auch im Aufsichtsrat der HSH sowie Vorsitzender des Risikoausschusses — natürlich ohne etwas von den riskanten Geschäften zu ahnen. Bei seiner Wahl setzte er sich seinerzeit gegen den ehemaligen Kieler Wirtschaftsminister Prof. Dr. Bernd Rohwer, studierter Volkswirt und früherer Mitarbeiter der WestLB, durch. Nachfolger Kamischkes wird der Sparkassenbetriebswirt Reinhard Boll, der zuvor Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Elmshorn war. Boll hatte den Vorzug vor dem Landrat des Kreises Ostholstein, Reinhard Sager, erhalten. Der Spitzenverband der Schleswig-Holsteinischen Sparkassen bricht so mit der 20-Jährigen Tradition, ehemalige Kommunalpolitiker (Kamischkes Vorgänger Olaf Cord Dielewicz war zuvor Flensburger Oberbürgermeister gewesen) an seine Spitze zu setzen und knüpft nunmehr wieder an die Zeiten des langjährigen Vorsitzenden Dr. Jürgen Miethke an, der nach einer Sparkassenlehre und einem Jurastudium 25 Jahre Präsident des Verbandes war.
Es kann sein, dass wir zukünftig immer mal wieder was von Herrn Kamischke hören werden. Als Präsident der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte hatte er sich nämlich schon mal für den Erhalt der Landesbibliothek ausgesprochen, deren Schließung die derzeitige Landesregierung erwägt.
Innenminister Klaus Schlie zieht es nach Flensburg, wo in der Bürgerhalle des Rathauses am Nachmittag den Flensburger Oberbürgermeister Klaus Tscheuschner verabschieden wird. Der 54-Jährige gebürtige Bielefelder hat Verwaltung in seiner Heimatstadt von der Pike auf gelernt und war von 1995 bis 2003 Bürgermeister der Stadt Burg auf Fehmarn und Erfinder der 2003 gegründeten „Stadt Fehmarn“, die aus der Fusion der von ihm betriebenen fehmarnschen Städte und Gemeinde hervorging. 2004 ging er dann nach Flensburg, kandidiert dort 2010 aber nicht mehr zur Wiederwahl, nachdem keine politische Gruppierung den parteilosen Verwaltungsfachmann unterstützen wollte.
Im Metier „Abschied“ bewegt sich am Dienstag auch der Innenstaatssekretär Volker Dornquast. Er verabschiedet im Ratssaal des Altenholzer Rathauses den Bürgermeister der Kieler Randgemeinde Altenholz, Striebich, der die Verwaltung der Gemeinde seit 1992 hauptamtlich geleitet.
Am Mittwoch steht dann ein wenig verloren noch der Innen- und Rechtsausschuss im Sitzungskalender. Da aber keine Einladung zu entdecken ist, steht den letzten Einkäufen nichts im Weg.
In den nächsten Wochen gibt es zwar bestimmt genug Themen, aber keine Termine (vom Dreikönigstreffen der FDP in Rellingen abgesehen). Weshalb wir auf den Blick durch den Kalender verzichten. Der beginnt dann in der zweiten Woche des neuen Jahr mit neuer Zählung — zukünftig im normgerechtem Einklang mit der jeweiligen Kalenderwoche.