Der Schleswig-Holsteinische Wirtschaftsminister Jost de Jager wird am 16. Januar mit insgesamt 25 Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft zu einer Delegationsreise in die Vereinigten Arabischen Emirate und den Oman aufbrechen. Die Reise dauert bis zum 20. Januar. Über die Reise will das Wirtschaftsministerium in einem Blog tagesaktuell berichten.
Unter den 25 Mitreisenden sind sieben Unternehmer aus Schleswig-Holstein, etwa die Repower Systems AG aus Husum, die Terrawater GmbH aus Kiel und die Amandus Kahl GmbH aus Reinbek. Welche weiteren Teilnehmer, Firmen oder begleitende Journalisten in der Delegation sind, ist augenblicklich öffentlich ebensowenig bekannt wie die konkreten inhaltlichen und politische Ziele, die sich das Ministerium und die Unternehmen gesteckt haben. Die Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH), die im Eigentum des Landes und der IHKen steht und die Reise organisiert, hatte im Dezember auf ihrer Webseite berichtet, das diese Reise besonders für Unternehmer aus den Branchen Umwelt, Wasser, Energie, Infrastruktur und Logistik interessant sei, die in der Boomregion am Persischen Golf ihre Marktchancen vor Ort ausloten wollten. Als Programmpunkte wurden, recht allgemein, Besuche bei „relevanten Institutionen”, „Referenzprojekten im Bereich Wasser und Energie” sowie der Messe World Future Energy Summit 2011, die vom 17. bis 20 Januar in Abu Dhabi stattfindet, genannt.
Das Wirtschaftsministerium ist das einzige Ressort innerhalb der Landesregierung, das bei Twitter und bei Facebook aktiv ist (Die Landesregierung als Kollektivorgan ist bei Facebook und Twitter aktiv). Wie das Ministerium auf Facebook(!) mitteilte (eine Presserklärung liegt aktuell noch nicht vor), kommt für die Reise ein Blog hinzu, auf dem über die täglichen Ereignisse während der Reise berichtet werden soll: http://abudelegation.blogspot.com/. Soweit mir bekannt, ist es das erste Mal, dass ein Kieler Ministerium eine Auslandsreise mit einem Blog begleitet. Noch auf der Reise von Ministerpräsident Carstensen nach China im vergangenen Jahr hatte Regierungssprecher Knut Peters via Facebook kurze Eindrücke mitgeteilt.
Informationspolitisch ist es sicher sinnvoll, solche Ereignisse auch auf diesem Weg zu vermarkten. Im eigenen Blog lässt sich zügig und einfach die gewünschte Information veröffentlichen. Vor Ort gemachte Bilder — selbst Videoclips oder Interviews — finden schnell und ungefiltert den Weg nach Schleswig-Holstein. Blogs haben für viele Leser einen modernen Charakter und werden zudem von Suchmaschinen gern gefunden.
Man muss es allerdings richtig machen. Leser von Blogs sind in der Regel kritisch. Sie erwarten in solchen Situationen sicher eher einen objektiver, sachlicher Stil. Sie wollen umfassend über Ziele, Programmpunkte und Ergebnisse informiert werden. Sie wollen nachfragen können. Wenn es sein soll, wollen Sie auch Kritik anbringen können. Denn eins ist klar: Die Vorteil des Senders, „ungefiltert” berichten zu können, kann nur erreicht werden, wenn das Blog nicht den Eindruck erweckt, eine unreflektiertes Sprachrohr zu sein, sondern authentisch, ehrlich und glaubwürdig daherkommt; wenn es so transparent ist, dass das veröffentlichte Bild nicht zum verdeckenden Bild verkommt. Denn der Empfänger, der Leser des Blogs, weiß um das ungefilterte, das für ihn nämlich auch bedeutet, dass die (vermeintlich) Objektivität schaffende Instanz des Fakten berichtenden unabhängigen Journalisten nun fehlt. Vermeintlich. Denn Objektivität ist nicht möglich; sie zu behaupten kann sogar gefährlich werden, wie der Medienwissenschaftler Horst Pöttker vor einiger Zeit in der NZZ schrieb: Jede Informationsauswahl birgt unvermeidlich Subjektivität. Die Liste der vernachlässigten Themen ist lang.
Gut gemachte Blogs können helfen, die Trennung von Meinung und Nachricht zu überwinden. Sie sind also keine Gefahr, sondern eine Chance. Mal schauen, wie das Abublog sich machen wird.
Ich denke, das ist ein guter Ansatz für Transparenz. Man wird fast davon ausgehen müssen, daß bei diesem ersten Gehversuch nicht alles superoptimal ist. Man muß aber aufpassen, daß man mit Kritik nicht zarte Pflänzchen, die in die richtige Richtung wachsen, zertritt. Insofern werde ich das konstruktiv-kritisch beäugen und bin gespannt.
Und was kostet diese Promotion-Tour dem Steuerzahler? Dait fängt für mich Transparenz an.
Ich finde gut, dass da jemand etwas ausprobiert. Da kann das gerne auch ein wenig handgemacht aussehen und bei einem kostenlosen Blog-Hoster untergebracht sein. Vielleicht erfährt Ritinardo dann auch, was die Promotion-Tour dem Steuerzahler bringt. ;-)
Noch ne einfachere Lösung: Statt selbst ein Blog zu betreiben, könnte man auch einfach alle Unterlagen an Julian Assange leaken. Dann kümmert sich der SPIEGEL auch noch kostenlos um die Aufbereitung und die Distribution ;-)
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