Rainald Grebe sagte über sein Lied „Präsident”: „Im Groben geht es um diesen Fluch, (…) dass der Präsident nichts entscheiden und bewegen kann. Obwohl dies auch nicht immer stimmt, da er teilweise wirklich etwas zu entscheiden hat. Doch dass er Bänder durchschneidet und Bankette eröffnet, ist tragisch.“
Ein Präsident hat die Macht des Wortes. Manchmal muss man nämlich nichts entscheiden können. Manchmal reicht es dann, wenn ein Präsident darauf drängt, den eigenen Standort zu überprüfen.
Wer das wöchentliche Kalenderblatt des Landesblogs verfolgt, weiß, dass Torsten Geerdts keinen Heli hat, allerdings ab und an schon mal Bänder durchschneidet oder grußwortet — dass er aber auch den politischen Teil seines Amtes ausfüllt. Auf die Art, die dem Sozialpolitiker, seit 2009 Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages, eigen ist: zurückhaltend aber bestimmt, zuhörend ohne zu schweigen, in kleinen Schritte gehend.
Heute (14. April) hat der gebürtige Neumünsteraner ein Positionspapier für einen moderneren Parlamentarismus in Schleswig-Holstein vorgelegt: „Ich möchte eine Debatte anstoßen, um am Ende mehr Selbstbewusstsein, mehr Rechte und mehr Kompetenz für den Schleswig-Holsteinischen Landtag zu erreichen“. Die Länderparlamente, so Geerdts, müssten aufpassen, nicht den Anschluss an „eine plurale Gesellschaft im 21. Jahrhundert, an politische Entscheidungsfindungen im europäischen Mehrebenensystem, an eine veränderte Medienlandschaft und an sich rasant verändernde Strukturen in der Informationsgesellschaft zu verlieren“.
Nach 1 1/2 Jahren Amtszeit hat er Spaß am Präsidentenamt gefunden. Er wird in seinem Wahlkreis 14 (Neumünster), den ehemals traditionell Rudolf Johna für die SPD gewann und in dem er 2009 mit 4,2 Prozentpunkten Vorsprung siegte, wieder kandidieren, will sich um einen guten Listenplatz bemühen und dann — so die CDU denn die größte Fraktion stellt und ihn fragt — gern wieder Landtagspräsident werden.
Er stellt fest: Es fehlt „Landtagen und ihren Abgeordneten auf der einen Seite an Rechten und Instrumenten, um die Interessen der Bürger besser und nachdrücklicher zu vertreten“. Auf der anderen Seite beschäftigten sich Parlamentarier zu viel mit sich selbst und zu wenig mit den alltäglichen Problemen der Menschen.
In Zeiten, wo Parteienverdrossenheit „normal“ ist und Unzufriedenheit mit den Entscheidungsmechanismen der Politik längst kein Randthema irgendwelcher Dauernörgler ist, reicht es nicht, wenn sich Politiker gegenseitig auf den Nabel schauen. Der Landtagspräsident sucht daher eine breit angelegte Debatte mit der Politik, aber auch mit Vertretern von Vereinen, Verbänden, Wirtschaft und Kultur. Mit ihnen will er darüber sprechen, wie der Landtag seine Arbeit moderner, effektiver und selbstbewusster ausführen kann: Das Plenum, so heißt es in dem Papier, „muss im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern Ideengeber für die Zukunft des Landes und die gesellschaftliche Modernisierung sein.“
Der übermorgen (16. April) 48 Jahre alt werdende Landtagspräsident schlägt in seinem Papier unter anderem vor:
- ein Weisungsrecht des Landtages gegenüber der Landesregierung,
- eine Stärkung der Sacharbeit in den Ausschüssen bei gleichzeitiger Konzentration im Plenum auf Themen mit Landesbezug,
- ein Verhaltenskodex im Umgang mit neuen Medien wie Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzwerken,
- die Stärkung der freie Rede im Parlament,
- die Beteiligung der Parlamente in der Föderalismuskommission III auf Bundesebene,
- eine umfangreichere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Eher nebenbei erwähnt das Papier, dass es ab Ende April eine neue Homepage des Landtages geben soll.
Der CDU-Politiker will seinen Vorschlag nicht als geschlossene Liste verstanden wissen, sondern zeigt sich offen; er möchte das Papier als „Anstoß für eine offene Diskussion verstanden wissen”.
Wie soll es weitergehen? Geerdts kündigte an, dass er in den nächsten Wochen einen Fahrplan mit konkreten Veranstaltungen unter anderem mit Landesdatenschützer Thilo Weichert, der Parlamentarischen Gesellschaft oder auch der Landeszentrale für politische Bildung vorlegen werde. Zudem will er einen Kreis von Schleswig-Holsteinischen Landtagsabgeordneten benennen, in dem Vorschläge für die Arbeit des Landtages diskutiert und beschlossen werden sollen. Der langjähriger Kommunalpolitiker, der im Vorfeld in den vergangenen Wochen Sitzungen der Landtagsfraktionen besucht oder mit einzelnen Abgeordneten gesprochen und dabei für seine Ideen geworben hat, zeigte sich zuversichtlich: „Ich habe bereits etliche Punkte meines Papiers im Haus diskutiert und bin auf eine breite Unterstützung für die Eröffnung dieser Debatte gestoßen“.
Nun dann. Wir dokumentieren nachfolgend das Positionspapier „Parlamentarismus im Wandel” und haben außerdem beschlossen, uns in die Diskussion einzubringen und das Landesblog als Plattform für eine Diskussion zur Verfügung zu stellen. Die Debatte dazu sollte nämlich unserer Meinung nach auch in Blogs (Mit Blick auf das Positionspapier: Blogs wollten nie bürgerliches Engagement ersetzen, sie sind aber ohne Zweifel Bürgerliches Engagement), auch in den sozialen Netzwerken diskutiert werden. Frei nach 343Max: Ihr werdet euch noch drüber freuen, dass wir nicht Politikverdrossen sind.
Schwieriger wird es das Parlament, die Abgeordneten haben. Denn viele der Forderungen brauchen keine zu ändernden Vorschriften, sondern setzen ein anderes Selbstverständnis der Abgeordneten voraus:
- „Die Abgeordneten sprechen in der Regel in freiem Vortrag” heißt es schon heute in § 56 der Geschäftsordnung des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Man muss das nur ernst nehmen.
- Pressekonferenzen können Abgeordnete natürlich schon heute geben, die mediale Aufmerksamkeit kann man aber nicht verordnen.
- Natürlich wirft es ein schlechtes Bild auf den Plenarsaal des Landtages, einem Raum des Wortes und der Debatte, wenn die Hälfte der Abgeordneten sich nicht dem Redner widmen sondern ins Smartphone schauen. Das löst man aber nur schwerlich mit Twitterverboten sondern besser mit attraktiven Reden und der Abkehr vom Frontalunterricht nicht nur beim Gespräch mit Besuchergruppen sondern auch im Plenarsaal.
Das spricht aber nicht gegen den Weg, den Torsten Geerdts vorschlägt, sondern für ihn: Das Parlament ist, wie er selbst schreibt, ein Ort des Diskurses. Diskurs im Foucaultschen Sinne ist schließlich nicht mehr nur Diskussion, sondern „sprachlich produzierter Sinnzusammenhang, der eine bestimmte Vorstellung forciert, die wiederum bestimmte Machtstrukturen und Interessen gleichzeitig zur Grundlage hat und erzeugt“. Und wo besser als in einem Parlament kann man, sehr praktisch und sehr politisch, über Machtstrukturen und (lobbyistisch motivierten) Interessen reden. Natürlich nicht untereinander, sondern öffentlich und mit der Öffentlichkeit.
TORSTEN GEERDTS
PRÄSIDENT DES SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN LANDTAGES
Vor genau 175 Jahren konnte mit der Konstituierung der Ständeversammlungen in Schleswig und Holstein in dem Kampf um und für Demokratie ein erster Erfolg verzeichnet werden. Der Rückblick zeigt, dass Demokratie ein ständiger Prozess ist und der stetigen Weiterentwicklung sowie Anpassung an veränderte gesellschaftliche Verhältnisse bedarf. Gerade ein Landesparlament darf den Anschluss an eine plurale Gesellschaft im 21. Jahrhundert, an politische Entscheidungsfindung im europäischen und längst schon globalen Mehrebenensystem, an eine veränderte Medienlandschaft und erst recht an sich rasant verändernde gesellschaftliche Strukturen in der Informationsgesellschaft nicht verpassen.
I. Mitwirkung im europäischen Mehrebenensystem
Europapolitik ist Innenpolitik. Es entsteht eine stärkere Befassungsnotwendigkeit des Landtages mit europäischen Themen, um möglichst frühzeitig Landesinteressen zur Geltung zu bringen und sich rechtzeitig mit der Umsetzung beschäftigen zu können. Dafür ist eine Konkretisierung der Informationsrechte des Landtages und der Zusammenarbeit mit der Landesregierung erforderlich.
Ein Weisungsrecht des Landtages gegenüber der Landesregierung für deren Abstimmungsverhalten im Bundesrat kann in bestimmten Konstellationen als Kompensation für innerstaatlich fehlende Beteiligungs- oder gar Verhinderungsmöglichkeiten bei der Übertragung von Hoheitsrechten (insbesondere Gesetzgebung) auf die europäische Ebene durch Bundesorgane dienen. Umgekehrt nimmt der Landtag eine Mittlerfunktion gegenüber Bürgerinnen und Bürgern für Europa- und Bundespolitik ein. Er ist der Garant für eine bürgernahe Politik. Der Landtag von Baden-Württemberg hat bereits eine entsprechende, vorbildliche Verfassungsänderung verabschiedet.
II. Spielräume schaffen und nutzen
Die Ergebnisse der Föderalismuskommissionen I und II sind für die Zukunft des Bundesstaates und des Länderparlamentarismus unzureichend – eine Stärkung der Landesparlamente ist nicht wirklich gelungen. Hier ist ein neuer Reformansatz dringend erforderlich – gerade im Hinblick auf das Auslaufen des Solidarpakts II und die anstehende Reform des Länderfinanzausgleichs.
- Die Beteiligung der Parlamente muss bei der Föderalismuskommission III sichergestellt sein.
- Die Konferenz der Landtagspräsidenten (vgl. Lübecker Konvent) nutzen, um länderübergreifend neue Initiativen zu starten.
- Die Öffentliche Wahrnehmung und Kontakte auf Bundesebene sowie in unser Nachbarland nach Kopenhagen sind auszubauen.
III. Parlamentsaufgaben
Der Landtag muss sich auf seine bestehenden Handlungs- und Gestaltungsspielräume und vdamit auf seine Kernaufgabe – die Gesetzgebungskompetenz – besinnen und diese nutzen. Das gilt sowohl für das Plenum, in dem vornehmlich Debatten über bedeutsame Sachthemen zu führen sind, als auch für die Ausschüsse, in denen die eigentliche Sacharbeit der Fachpolitikerinnen und Fachpolitiker im Vordergrund steht. Das Plenum muss im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern Ideengeber für die Zukunft des Landes und die gesellschaftliche Modernisierung sein und darf sich nicht in Kleinstdebatten verlieren.
- Im Vorfeld der Plenarsitzungen muss im Ältestenrat stärker über die Notwendigkeit bestimmter Anträge debattiert werden. Bei vielen Anträgen müssen sich die Antragsteller ernster fragen und die Frage gefallen lassen, ob Tagesordnungspunkte einen direkten Landesbezug vorweisen können.
- Unter dem Strich sollte für das Plenum stärker als bisher die Maßgabe gelten, dass der Landtag der Ort ist, an dem über die Zukunft des Landes debattiert und engagiert gestritten wird.
- Freie Rede, spontane Wortbeiträge und Widerrede sind Grundlage lebendiger Debattenkultur. Durch eine bessere Mischung aus größerer Disziplin und Instrumenten zur Unterstützung lebendiger Debatten könnten die Plenartagungen interessanter und aktueller werden: Ein solches Instrument wäre beispielsweise die Möglichkeit zu kurzen Initiativbeiträgen vom Platz aus (vgl. Bundestag). Mehr Disziplin erfordert ein starkes und kompetentes Präsidium – diese zu gewährleisten ist auch Aufgabe der Fraktionen.
- Die Demokratie lebt vom Respekt vor der Meinung politisch Andersdenkender – Uneinigkeit muss ausgetragen und ausgehalten werden, getroffene Entscheidungen sollten akzeptiert werden.
- Redezeitenkontingente – gleiche Redezeit für alle Fraktionen verteilt auf die gesamte Tagung – lassen den Fraktionen die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte zu setzen. So können Fachsprecherinnen und Fachsprecher eigene Sachthemen stärken.
- Die Ausschussarbeit ist eine zentrale Säule des Parlamentsbetriebes. Die Arbeit im Plenum ist ohne eine effizientere Ausschussarbeit nicht denkbar. Ziel muss es sein, die Ausschüsse wieder stärker zur Sacharbeit anzuregen und die Arbeit zu vernetzen. Sie sollten weniger der Ort vor- oder nachgezogener Plenardebatten sein, sondern vielmehr die Gremien, in denen die Fachpolitikerinnen und Fachpolitiker gemeinsam mit Experten die Ideen, Initiativen und Vorstöße der Fraktionen untermauern. Anhörungen – mündlich oder schriftlich – erfordern eine bewertende Diskussion und Rückmeldung der Fraktionen an die Angehörten. Eine gezielte Pressearbeit unterstützt die Ausschüsse.
- Ausschussreisen sollten vermehrt durch Delegationsreisen der Fachpolitikerinnen und Fachpolitiker zu Themenschwerpunkten ersetzt werden, denen eine parlamentarische Initiative folgt.
IV. Parlamentarisches Selbstverständnis
In Deutschland und Schleswig-Holstein ist zunehmend eine mangelhafte öffentliche Debattenkultur zu beobachten, die Bürgerinnen und Bürger zunehmend verschreckt und zwar nicht politikverdrossen werden lässt, doch zu einer bedenklichen Form der Verdrossenheit an der parlamentarischen Demokratie führt. Wir erleben in Politik und Medien vor allem widersprüchliche und oberflächliche politische Analysen. Dies stimmt bedenklich, ist doch der öffentliche Diskurs eine zentrale Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie. Wenn wir den Kern vieler Probleme aber in öffentlichen Debatten gar nicht mehr erreichen, werden wir auch nicht zu zukunftsweisenden Lösungen gelangen. Das Parlament als Ort des demokratischen Diskurses muss vorbildhaft für die öffentliche Debattenkultur sein. Auch wenn die Wahlbeteiligung in Schleswig-Holstein im Länderdurchschnitt noch relativ hoch ist, so sollte es vornehmste Aufgabe des Landtages sein, für eine stärkere Wahlbeteiligung zu werben und dafür zu arbeiten. Die Vertiefung der politischen Bildung als Ziel des Landesparlamentes ist daher unverzichtbar – die Landeszentrale für politische Bildung ist der zentrale Ort dafür.
- Eine Rückbesinnung auf das Amt im Sinne einer Dienstleistung für das Gemeinwohl, die angemessene Erfüllung der Amtswürde und zugleich die Erinnerung an das Repräsentationsprinzip, das die Freiheit und die Unabhängigkeit des Mandats erfordert, ist zwingend. Daher ist unsere parlamentarische Demokratie nicht mit einem imperativen Mandat vereinbar, weder von Partei oder Fraktion noch von Bürgerinnen und Bürgern.
- Der Landtag erteilt der Landesregierung selbstbewusst Aufträge und kontrolliert die Arbeit der Exekutive. Angesichts der heutigen komplexen Themen und Gesetzesvorhaben, muss über schärfere Kontrollmechanismen nachgedacht werden – dazu zählt zum Beispiel ein verbessertes Berichtswesen der Regierung an das Parlament.
V. Parlamentarismus in der Informationsgesellschaft
Formen verstärkten Kontakts mit Bürgerinnen und Bürgern unter Nutzung klassischer sowie neuer Medien sind auszubauen und mit Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen zu entwickeln.
Demokratie und demokratische Mitwirkung müssen dabei aber immer eine bestimmte Hürde überwinden – Blogs und Abstimmungen über soziale Netzwerke ersetzen kein bürgerschaftliches Engagement. Die Demokratie lebt nicht aus sich heraus, sondern allein durch die Anstrengung aller Menschen in unserem Land.
- Im vergangenen Jahr besuchten über 13.000 Menschen das Landeshaus. Der Ablauf bei der Betreuung der Besuchergruppen muss bei den Diskussionen mit Abgeordneten zeitgemäßer und der Zielgruppe angepasst werden.
- Soziale Netzwerke, wie z.B. Facebook und Twitter, gehören als neue Medien zum festen Arbeitsalltag vieler Abgeordneter. Allerdings sind Paralleldebatten im Plenum, die beispielsweise in der Vergangenheit öfter über Facebook oder Twitter angeschoben wurden, für das Präsidium nicht nachvollziehbar und daher schwer zu kontrollieren. Ein Verhaltenskodex für den Umgang mit diesen Medien, aber auch bezüglich des Umgangs mit Smartphones im Plenum, wäre ein Zeichen von Disziplin und Integration in die Parlamentsarbeit zugleich.
- Auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Landtages muss sich vor diesem Hintergrund weiterentwickeln und vor allem mit den neuen Medien und der moderneren Darstellung des Landtages intensiv befassen. Die neue Homepage des Landtages – die nicht nur sehr viel moderner und effizienter als die alte ist, sondern auch die Möglichkeiten der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit stark erweitert –, wird Ende April freigeschaltet.
- Die Einführung sogenannter Tablet-Computer (z.B. iPad) in der nächsten Wahlperiode wäre ein Betrag zu einem papierärmeren Landtag und zur höheren Effizienz der Abläufe.
- Abgeordnete sollten durch eigene Pressekonferenzen stärker in der Öffentlichkeit wirken.
VI. Wie sehen die nächsten konkreten Schritte aus?
Es werden konkrete, weiterführende Veranstaltungen geplant wie z.B. eine Veranstaltung mit Landesdatenschützer Dr. Thilo Weichert und der Fachhochschule Kiel zum Thema Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzwerken als Workshop für Abgeordnete, eine Veranstaltung im Rahmen der Parlamentarischen Gesellschaft sowie der Landeszentrale für politische Bildung etc.
- Festlegung eines Zeit- und Veranstaltungsplanes bis zum Jahresende bis Ende Mai.
- Festlegung eines Gremiums aus Abgeordneten, in dem die konkreten Vorschläge für einen modernen Parlamentarismus diskutiert und beschlossen werden – dazu zählen sowohl der Ältestenrat als auch ein Kreis junger Abgeordneter.
- Vorstellung des Abschlussergebnisses im Herbst/Ende des Jahres.
Kiel, 14. April 2011
Ich finde, Torsten Geerdts hat einen guten Anstoß mit vielen interessanten Ansätzen gegeben. Allerdings stelle ich mir die Frage, wie beispielsweise die folgenden Sätze harmonieren sollen:
Eine Rückbesinnung auf das Amt im Sinne einer Dienstleistung für das Gemeinwohl, die angemessene Erfüllung der Amtswürde und zugleich die Erinnerung an das Repräsentationsprinzip, das die Freiheit und die Unabhängigkeit des Mandats erfordert, ist zwingend. Daher ist unsere parlamentarische Demokratie nicht mit einem imperativen Mandat vereinbar, weder von Partei oder Fraktion noch von Bürgerinnen und Bürgern.
versus
Allerdings sind Paralleldebatten im Plenum, die beispielsweise in der Vergangenheit öfter über Facebook oder Twitter angeschoben wurden, für das Präsidium nicht nachvollziehbar und daher schwer zu kontrollieren. Ein Verhaltenskodex für den Umgang mit diesen Medien, aber auch bezüglich des Umgangs mit Smartphones im Plenum, wäre ein Zeichen von Disziplin und Integration in die Parlamentsarbeit zugleich.
Wenn man den Abgeordneten Freiheit und Unabhängigkeit zutraut, dann sollte man Ihnen auch die nötige Kompetenz zutrauen, mit neuen Medien verantwortungsvoll umzugehen. Ein freiwilliger Verhaltenskodex wäre in meinen Augen okay, ein verpflichtender, disziplinierender Kodex zur besseren Kontrolle wohl kaum. So verständlich der Wunsch aus Sicht der Leitung einer Ausschuss- oder Plenardebatte auch manchmal erscheinen mag…
Es ist sehr zu begrüßen, daß Landtagspräsident Geerdts aus eigenem Antrieb diese — längst überfällige — über den Tag hinaus und sehr grundlegende Diskussion anstößt.
Nicht allen Schlußfolgerungen würde ich so in dieser Form zustimmen, einige Aspekte sind noch nicht ganz in der Informationsgesellschaft angekommen und wie Oliver Fink sehe ich auch Widersprüchlichkeiten. Aber da es sich ja um einen Denkanstoß und den Beginn eines Prozesses handelt, schadet dies nicht sondern befördert die intellektuelle Beschäftigung und den Gedankenaustausch.
Ich bin daher gespannt, wie der Dialog fortgesetzt wird — insb. hier „vor Ort“ im Netz ;-)