Feeds in der Politik – Eine leichte Aufwärmübung für Open Data (4. Update)

Von | 26. Mai 2011

Wir hat­ten in der Redaktion zuletzt dar­über dis­ku­tiert, ob es nicht sinn­voll wäre, unse­re zahl­rei­chen Informationsquellen ein wenig zusam­men­zu­fas­sen. Irgendwie kam dann die Idee auf, einen Planet ein­zu­rich­ten. Dabei wer­den ver­schie­de­ne Feeds an einer zen­tra­len Stelle zusam­men­ge­führt – in der Regel in einem Blog. Feeds kön­nen von jedem Betreiber einer Nachrichtenseite, eines Weblogs oder jedem ande­ren Webangebot bereit­ge­stellt wer­den, um über neue Artikel und Beiträge auf ihrer Website zu infor­mie­ren und die­se ganz oder teil­wei­se zum auto­ma­ti­sier­ten Download anzu­bie­ten. Das erfolgt im RSS- oder Atom-Format. Man abon­niert also so etwas wie einen Änderungsinformationsdienst.

Moderne Browser zei­gen durch ein Symbol an, wenn man auf einer Webseite einen Feed abon­nie­ren kann.

Also habe ich begon­nen, solch einen Planet für die inter­ne Nutzung auf­zu­set­zen. Dabei merk­te ich dann wie­der ein­mal sehr schnell, dass die Landespolitik bei der Adaption von Internet-Technologien nicht gera­de an der Spitze der Bewegung steht. Das beginnt mit den Feeds des Landtags. Der Vorteil des Lesens von Feeds gegen­über der Anmeldung auf einer Mailingliste liegt für Endanwender dar­in, dass sie mit die­sem Pull-Dienst aktiv selbst bestim­men, ob und wann sie auf Informationen zugrei­fen. Diese Selbstbestimmtheit bie­tet der Push-Dienst Mailingsliste in die­sem hohen Maße nicht. Dass das Lesen von Feeds ohne die Angabe per­sön­li­cher Informationen daten­spar­sa­mer als die Anmeldung an einer Mailingliste ist, ver­steht sich von selbst.

Prinzipiell kann ein Feed aus­schließ­lich Artikelüberschriften, zusätz­lich noch einen Anreißertext oder gar neben der Überschrift den gesam­ten Text des Artikels ent­hal­ten. Solche, die nur Überschriften ent­hal­ten, sind eigent­lich ziem­lich zweck­frei. Sie soll­ten zumin­dest einen Anreißertext ent­hal­ten, damit der geneig­te Konsument beur­tei­len kann, ob es sich lohnt, tie­fer in den Text ein­zu­stei­gen. Am bes­ten ist für den Leser natür­lich, wenn er den gesam­ten Artikel über den Feed erhält. Er kann dann ohne wei­te­re Klicks den Artikel run­ter­la­den und bei Bedarf auch ohne Verbindung zum Internet lesen.

Für das Landesblog wäre ein auto­ma­ti­sier­ter kom­plet­ter Download von Nachrichten über Feeds des­halb von Vorteil, weil die Daten so an zen­tra­ler Stelle gesam­melt wer­den kön­nen. Damit wären sie bei Recherchearbeiten schnell und ein­fach zu durch­su­chen. Leider hat sich der Landtag – aus wel­chen Gründen auch immer – ent­schie­den, aus­schließ­lich die Überschriften zu lie­fern. Selbst wenn das Ziel sein soll­te, so Zugriffe auf den Webserver des Landtags zu pro­du­zie­ren, könn­te man zumin­dest die Variante mit den Anreißern bie­ten.

Das scheint sich auch die SPD-Landtagsfraktion gedacht zu haben, wel­che die Pressemitteilungen aus dem ParlaNet noch ein­mal selbst mit einem Anreißer auf der Site der Fraktion als Feed anbie­tet. Die übri­gen Fraktionen neh­men die gelie­fer­te Qualität so hin, ergän­zen also das Angebot des Landtags nicht.

Betrachtet man hin­ge­gen, was die ein­zel­nen Parteien neben der Fraktion so an Information als Feed her­aus­ge­ben, wird es düs­ter. Die eben noch gelob­te SPD bie­tet als Landesverband über­haupt kei­nen Feed an. Der CDU-Landesverband lie­fert einen Feed mit Anreißern, bei der FDP manscht man mun­ter Fraktion und Landesverband sowie Bund und Land zusam­men. Bei den Grünen ver­irrt sich zu den Überschriften gele­gent­lich ein Anreißer und SSW und Linke schei­nen Feeds aus­zu­lie­fern, die syn­tak­tisch nicht so ganz ein­wand­frei sind. Jedenfalls ver­schluckt sich unser Aggregator sich dar­an, ent­spre­chen­de Analyse-Skripte zei­gen Unregelmäßigkeiten in den Daten.

Diese an sich sehr unbe­frie­di­gen­de und wenig zeit­ge­mä­ße Situation hat mich moti­viert, auch die Websites der ein­zel­nen Abgeordneten genau­er zu inspi­zie­ren. Dabei ist die fol­gen­de Tabelle ent­stan­den:

NameFraktionWebserverFeedBemerkung
von Abercron, Dr. MichaelCDUjadefekt
Amtsberg, LuiseGrüneneinnein
Andresen, RasmusGrünejaFeed mit Anreißer
Arp, Hans-JörnCDUjanein
Baasch, WolfgangSPDTwitternein
Beran, AndreasSPDjadefekt
Bernstein, Dr. AxelCDUjaFeed mit Anreißer
von Boetticher, Dr. ChristianCDUjaleer
Bohn, Dr. MarretGrüneneinnein
Brand-Hückstedt, IngridFDPneinneinWebsite als Anwältin
Brodersen, Carsten-PeterFDPneinnein
Buder, DetlefSPDjaneinFeed von SPD-SH-NET
Callsen, JohannesCDUjanein
Carstensen, Peter-HarryCDUjanein
Conrad, CorneliaFDPneinnein
Damerow, AstridCDUJaFeed mit Anreißer
Dankert, Jens-UweFDPneinnein
Dolgner, Dr. KaiSPDjaneinFeed von SPD-SH-NET
Eichstädt, PeterSPDjanein
Erdmann, AnkeGrünejanein
Fischer, Karl-RudolfSPDjanein
Franzen, HeikeCDUjanein
Fritzen, MarliesGrünejanein
Funke, KirstinFDPjanein
Fürter, ThorstenGrünejaFeed mit Volltext
Garg, Dr. HeinerFDPneinnein
Geerdts, TorstenCDUjaFeed mit Anreißer
Göttsch, HaukeCDUjaFeed mit Anreißer
Günther, DanielCDUjaFeed mit Anreißer
Habeck, Dr. RobertGrünejanein
Habersaat, MartinSPDjaFeed mit Anreißer
Hamerich, HartmutCDUjanein
Harms, LarsSSWjaneinFeed mit SSW-Pressemitteilungen
Hay, LotharSPDjaneinFeed von SPD-SH-NET
Heinemann, BerndSPDjaleerEinziger Eintrag Begrüßung
Heinold, MonikaGrünejanein
Herbst, NiclasCDUjaneinFeed mit CDU-Pressemitteilungen
Herdan, MarionCDUjaFeed mit Anreißer
Herdejürgen, BirgitSPDjaFeed mit Anreißerzzlg. Pressemitteilung Rodust /​ SPD
Herold, SusanneCDUjaFeed mit Volltext
Hildebrand, GüntherFDPjanein
Hinrichsen, SilkeSSWjanein
Höppner, Dr. HenningSPDneinnein
Jansen, AntjeLinkejanein
Jasper, KarstenCDUjanein
Jezewski, Heinz-WernerLinkeneinnein
Kalinka, WernerCDUjanein
Klahn, AnitaFDPjanein
Klinckhamer, KlausCDUjaleer
Klug, EkkehardFDPneinnein
Koch, GerritFDPjanein
Koch, TobiasCDUjaFeed mit Anreißer
Kubicki, WolfgangFDPneinnein
Kumbartzky, OliverFDPjaFeed mit Volltext
Langner, AnetteSPDjanein
Lehnert, PeterCDUjaLink defekt
Loedige, KatharinaFDPjaFeed mit Volltext
Magnussen, JensCDUjanein
Matthiesen, DetlefGrüneneinnein
Matthießen, MarkusCDUjaFeed mit Volltext
Meyer, FlemmingSSWneinnein
Midyatli, SerpilSPDjaFeed mit Volltext
Müller, HansSPDjanein
Neve, Hans HinrichCDUjaFeed mit Anreißer
Nicolaisen, PetraCDUjaFeed mit Volltext
Ostmeier, BarbaraCDUjanein
Pauls, BirteSPDjanein
Poersch, ReginaSPDjanein
Potzahr, Mark-OliverCDUjaFeed mit Volltext
Prante, RankaLinkeneinnein
Rathje-Hoffman, KatjaCDUjaFeed mit Volltext
Redmann, SandraSPDjanein
Rickers, HeinerCDUjaFeed mit Volltext
Rother, ThomasSPDjanein
Sassen, UrsulaCDUjanein
Schippels, UlrichLinkejanein
Schlie, KlausCDUneinnein
Schröder, BerndSPDjanein
Schulze, OlafSPDjanein
Sellier, MarionSPDjaFeed mit Anreißer
Sönnichsen, PeterCDUjaleer
Spoorendonk, AnkeSSWjanein
Stegner, Dr. RalfSPDjaFeed mit Anreißer
Strehlau, InesGrünejanein
Streitbörger, EllenLinkeneinnein
Tenor-Alschausky, SiegridSPDjanein
Thoroe, BjörnLinkejaFeed mit Volltext
Tietze, Dr. AndreasGrünejanein
Todsen-Reese, Herlich MarieCDUjaFeed mit Anreißer
Trauernicht, Dr. GittaSPDjaneinFeed von SPD-SH-NET
Vogt, ChristopherFDPjaFeed mit Volltext
Voß, BerndGrünejanein
Weber, JürgenSPDjaLink defekt
Wengler, WilfriedCDUjaleer
Wiegard, RainerCDUjaFeed mit Volltext

Bemerkenswert fin­de ich dabei:

  • Von den 34 Abgeordneten der CDU betreibt ledig­lich 1 kei­ne eige­ne Website (3 %), 16 von ihnen bie­ten einen Feed an (47 %).
  • Von den 25 Abgeordneten der SPD betrei­ben 5 4 2 kei­ne eige­ne Website (20 16 8 %), ledig­lich 4 5 bie­ten einen Feed an (16 20 %).
  • Von den 14 Abgeordneten der FDP betrei­ben 7 kei­ne eige­ne Website (50 %), ledig­lich 3 bie­ten einen Feed an (21 %) – aller­dings alle mit Volltext.
  • Von den 12 Abgeordneten der Grünen betrei­ben 3 kei­ne eige­ne Website (25 %), ledig­lich 1 2 bie­tet bie­ten einen Feed an (8 17 %) –  davon 1 mit Volltext.
  • Von den 6 Abgeordneten der Linken betrei­ben 5 3 kei­ne eige­ne Website (83 50 %), der ver­blei­ben­de 1 Abgeordneter bie­tet einen Feed mit Volltext an.
  • Von den 4 Abgeordneten des SSW betreibt 1 kei­ne eige­ne Website (25 %), kei­ner bie­tet einen Feed an (0 %).
  • Insgesamt betrei­ben 22 21 19 17 von 95 Abgeordneten kei­ne eige­ne Website (23 22 20 18 %), 11 12 bie­ten einen Volltext-Feed an (12 13 %).

In der Auswertung wird nicht erfasst, wie aktu­ell und gut gepflegt die ein­zel­nen Feeds sind. Aber es wird doch sehr deut­lich, dass sowohl für die Landtagsverwaltung als auch zahl­rei­che Abgeordnete der Weg ins Informationszeitalter noch ein lan­ger ist. Über die Ursachen dafür kann man sicher­lich dis­ku­tie­ren.

Wenn sich die Politik aller­dings aus der Abhängigkeit der tra­di­tio­nel­len Medien befrei­en möch­te, wenn sie einen direk­te­ren Zugang zu den Bürgern wünscht, dann soll­te sie sich auf die­sen Weg machen. Sie könn­te ihn auch als Aufwärmübung zur Umsetzung der viel grö­ße­ren Herausforderung Open Data betrach­ten.

1. Update: Website des Abgeordneten Hans Müller nach­ge­tra­gen und Auswertung ange­passt.
2. Update: Der feh­ler­haf­te Link zum Feed beim Abgeordneten Rasmus Andresen wur­de gefixt. Auswertung ange­passt.
3. Update: Websites der Abgeordneten Antje Jansen und Uli Schippels nach­ge­tra­gen sowie Auswertung ange­passt.
4. Update: Websites der Abgeordneten Serpil Midyatli und Siegrid Tenor-Alschausky nach­ge­tra­gen sowie Auswertung ange­passt.

11 Gedanken zu “Feeds in der Politik – Eine leichte Aufwärmübung für Open Data (4. Update)”:

    1. Oliver Fink Post author

      Danke für den Hinweis. Die Website von Hans Müller habe ich nach­ge­tra­gen.

      Zur Bewertung der Feeds: Als sol­che habe ich nur die­je­ni­gen ein­ge­stuft, die wirk­lich eige­ne Informationen – Pressemitteilungen oder ähn­li­che Beiträge – brin­gen. Dementsprechend sind aus der Liste all die­je­ni­gen Feeds raus­ge­fal­len, die ledig­lich die Informationen ande­rer Feeds abgrei­fen und dupli­zie­ren, weil hier die eige­ne Leistung als zu gering anzu­se­hen ist. Ähnliches gilt für den Twitter-Feed von Wolfgang Baasch. Nicht das Twitter /​ Facebook für die Kommunikation mit dem Bürger unwich­tig wäre, aber sie fal­len halt in eine ande­re Kategorie als das, wor­über ich hier schrei­be.

      Ein Aufstellung der MdL mit Facebook hat Swen Wacker hier abge­lie­fert, die Liste der twit­tern­den Landtagsabgeordneten fin­det sich dort.

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  1. Christopher-Daniel Gregorczyk

    Das ist Richtig, Twitter ist klar was ande­res als ne Eigene Website, aber bie­tet den­noch Technisch die Möglichkeit über einen Feedreader ohne eige­nen Account gele­sen zu wer­den und ist des­halb eine gute Alternative zu gar kei­nem Angebot.
    Wobei ich dir Recht gebe, dass eine Anständige Website mit ver­nünf­ti­gen Feed bes­ser wäre.
    gruß

    Christopher-Daniel

    Reply
  2. Tim Schlotfeldt

    Moderne Browser zei­gen durch ein Symbol an, wenn man auf einer Webseite einen Feed abon­nie­ren kann.

    Leider ist das bei den ganz neu­en Browsen nicht immer der Fall. Firefox 4 ver­rät das Vorhandensein eines RSS-Feeds bei­spiels­wei­se erst nach Klick auf das Lesezeichenmenü und Chromium zeigt gar nichts mehr an.

    Reply
    1. Oliver Fink Post author

      Deswegen steht da ja auch „modern” und nicht „neu”. :-P

      Im Ernst: Danke für die Ergänzung…

      Reply
  3. Kai Dolgner

    nur ao zur Info, die MdL haben zur Ihren per­sön­li­chen Unterstützung einen Mitarbeiter mit 10 (!) Wochensstunden zur Verfügung. Da muss man schon Glück haben, wenn die­ser Mensch auch noch mit moder­ner Technik umge­hen kann. Und zum Thema „Eigenbau”: Wenn man, so wie ich zwei Wahlkreise mit einer ordent­li­chen Anzahl von OVs zu betreu­en hat, dann ist mensch locker 60 bis 70 Stunden mit sei­nem Mandat beschäf­tigt und kommt eher wenig dazu, die eige­nen heren Ansprüche zu erfül­len. Und bei Twitter ist mir ehr­lich gesagt das Info/Geschwätz-Verhältnis zu gering. Nur mei­ne 2cents.

    Reply
    1. Oliver Fink

      Hmm. Ich bin mir eigent­lich ziem­lich sicher, dass ich alle Politiker ohne Angabe einer Website noch ge’google’t hat­te. Bjoern Thoroe habe ich so gefun­den. Für die bei­den von Dir genann­ten Linke-MdL sind auch bei Wikipedia kei­ne Websites hin­ter­legt. Ich tra­ge das gleich nach.

      Danke für die Information.

      Reply
    1. Oliver Fink

      Nicht anders­her­um?!? Du willst mich ver­wir­ren, oder? ;-)

      Werde ich mor­gen ein­pfle­gen. Vielen Dank. Noch jemand mit Ergänzungen?

      Reply

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