Voll krass Porno – Fachtagung zur Jugendsexualität und neue Medien

Von | 16. Juni 2011

„Sie sehen Pornos mit 12, haben Sex mit 13 und mit 14 wer­den sie schwan­ger“, titel­te die Süddeutsche Zeitung vor etwa zwei Jahren und traf damit genau den Nerv der­je­ni­gen, die immer häu­fi­ger von der „Generation Porno“ spre­chen, wenn es um den Umgang der der­zei­ti­gen Jugendlichen mit Sexualität geht. Die Beteiligten der am 14. Juni in der Kieler Sparkassenakademie statt­fin­den­den Fachtagung zum Thema “Jugendsexualität und neue Medien” unter­such­ten das deut­lich dif­fe­ren­zier­ter und wand­ten sich mit Vorträgen und Workshops an alle, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Ein Großteil der Besucher kam aus der Kinder- und Jugendsozialarbeit und brach­te somit ganz unter­schied­li­che Erfahrungen in die­sem Bereich mit.

 

Die Fachtagung begann mit eini­gen ein­lei­ten­den Worten des Vertreters der Staatssekretärin des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Gesundheit des Landes Schleswig-Holsteins, Andreas Fleck, der mit locke­ren Worten einen Rückblick auf sei­ne ers­ten Berührungspunkte mit Pornografie wag­te und im Anschluss dar­an sei­ne Erfahrungen mit den eige­nen Kindern schil­der­te. Des Weiteren gab er einen kur­zen Abriss, was die Teilnehmer der Fachtagung im Laufe des Tages erwar­ten wür­de und warf damit vie­le Fragen auf, die durch die anschlie­ßen­den Vorträge zumin­dest teil­wei­se beant­wor­tet wur­den.

Statistiken bele­gen zum einen, dass das Einstiegsalter in Sachen Pornografie, vor allem durch den zuneh­men­den Internetkonsum immer jün­ge­rer Kinder, sinkt, ander­seits kann man in der aktu­el­len 16. Shell-Studie lesen, dass Jugendlichen Werte wie Treue, Familie und Sicherheit so wich­tig wie noch nie sind. Der dar­in ver­meint­lich lie­gen­de Widerspruch soll­te eben­falls spä­ter the­ma­ti­siert wer­den. Einen wei­te­ren Aspekt bil­de­ten auch die Rechtsgrundlagen, wenn es dar­um geht, Videos mit por­no­gra­fi­schem Inhalt zu kon­su­mie­ren, mit ande­ren über Handys zu tei­len oder sie selbst mit oder ohne das Wissen ande­rer her­zu­stel­len und sie dann zu ver­tei­len. Das wirft auch die Frage auf, wel­chen Realitätsbezug die ein­schlä­gi­gen Jugendschutzmaßnahmen heut­zu­ta­ge haben und inwie­weit hier viel­mehr auf Prävention gesetzt wer­den muss.

Um die­je­ni­gen zu Wort kom­men zu las­sen, um die es eigent­lich bei die­ser Fachtagung ging, wur­de im Anschluss an die ein­lei­ten­den Worte ein Ausschnitt aus dem Medienprojekt Wuppertal mit dem Titel “Geiler Scheiß” gezeigt. Hier kom­men­tie­ren Jugendliche ab 18 Jahren Pornos und las­sen den Betrachter wis­sen, war­um und wie häu­fig sie die­se Art der Unterhaltung nut­zen. Außerdem spre­chen sie über ihre Ersterfahrungen in Bezug auf Pornografie. Das wirft auch die Frage auf, wann und in wel­chem Umfang Kinder und Jugendliche heut­zu­ta­ge mit Pornos in Berührung kom­men. Genaueres dazu führ­te im Anschluss dar­an Prof. Dr. Petra Grimm von der Hochschule der Medien Stuttgart aus. Sie hat­te sich im Rahmen ihrer Studie “Porno im Web 2.0” mit der Bedeutung von Pornografie in der Lebenswelt von Jugendlichen aus­ein­an­der gesetzt und prä­sen­tier­te eini­ge ihrer Ergebnisse in ihrem Vortrag. In die­ser Studie wur­den neben qua­li­ta­ti­ven Befragungen Jugendlicher auch Experten befragt und Schlussfolgerungen für die Medien- und Sexualpädagogik gezo­gen.

Der Erstkontakt von Kindern und Jugendlichen mit por­no­gra­fi­schen Darstellungen erfolgt danach durch­schnitt­lich im Altern von 11 – 17 Jahren. Da aber immer mehr Familien über meh­re­re Computer im Haushalt ver­fü­gen und auch Kinder im Grundschulalter schon unbe­auf­sich­tigt im Netz unter­wegs sind, sinkt das Durchschnittsalter in die­sem Bereich. Darüber sind aber noch kei­ne sta­tis­ti­schen Ergebnisse vor­han­den, man kann also nur dar­über spe­ku­lie­ren, in wel­chem Ausmaß dies der Fall ist. Geht man von dem oben genann­ten Einstiegsalter aus, ist die­ses jedoch nicht wirk­lich abwei­chend von den ers­ten Erfahrungen ande­rer Generationen, wenn­gleich die­se auch über ande­re Medien, wie Zeitschriften und Videofilme erfolg­ten und deut­lich weni­ger leicht zugäng­lich waren, als Pornos im Internet. Im Rahmen ihrer Studie kris­tal­li­sier­ten sich ganz ver­schie­de­ne Fokusgruppen her­aus, die in unter­schied­li­chem Maße und abwei­chen­der Menge Pornos kon­su­mie­ren und sie auch dif­fe­ren­ziert bewer­ten.

 

Fokusgruppen im jugendlichen Pornokonsum

Mädchen und Jungen unter­schei­den sich dar­über hin­aus sehr stark in ihrer Bewertung von Pornografie und ihrer ganz per­sön­li­chen Grenze, wenn es dar­um geht, was akzep­ta­bel ist und was nicht. Während männ­li­che Jugendliche Pornos als ganz nor­mal und zu ihrem Leben dazu­ge­hö­rig emp­fin­den, tun sie Mädchen eher als “eklig” ab, emp­fin­den sie als absto­ßend und kon­su­mie­ren weit weni­ger. Im Netz kom­men Jugendliche vor allem durch Links in Chats mit Pornos in Berührung und erst im zwei­ten Schritt suchen sie ein­schlä­gi­ge Seiten mit kos­ten­lo­sen Videos zu die­sem Thema bewusst auf. Vor allem die Jungen sehen Pornografie als Möglichkeit der Aufklärung vor ihrem eige­nen “ers­ten Mal”, damit sie wis­sen, wo es lang geht, wenn es denn soweit ist und “wie man es macht”. Ob und wie häu­fig sie Pornos kon­su­mie­ren, hängt dabei vor allem davon ab, wie zustim­mend oder ableh­nend sie im Allgemeinen den ver­schie­de­nen Stufen der Pornografie gegen­über ste­hen, wie alt sie sind und in wel­chem aktu­el­len Beziehungsstatus sie sich befin­den. Bezogen auf letz­te­res fand Prof. Grimm her­aus, dass männ­li­che Jugendliche, die in einer fes­ten Beziehung ste­cken, weni­ger Pornos schau­en, als ihre Singlealtersgenossen.

Sehr unter­schied­lich ist auch die Bewertung, was “nor­mal” ist in Pornos und was “extrem”. Hier liegt die Grenze bei männ­li­chen Jugendlichen deut­lich höher, wobei auch sie zum gro­ßen Teil Abstoßendes und zu extre­me Praktiken ableh­nen, dazu zäh­len soge­nann­te Ekelpornos oder Gewaltdarstellungen in Pornofilmen. Mädchen hin­ge­gen emp­fin­den schon “ganz nor­ma­le” Pornos, die Jungen durch­aus als per­sön­li­che Aufklärung und Masturbationsimpuls anse­hen, als “nut­tig” und “schlam­pig”, vor allem auch was die Frauenrolle in die­sen Filmen angeht. In die­sem Zusammenhang war unter ande­rem die Rede vom Realitätsgehalt von Pornofilmen und vor allem die älte­ren Konsumenten der unter­such­ten Gruppe waren sich deut­lich bewusst, dass es sich um insze­nier­te Situationen han­delt und auch dort mit Specialeffects gear­bei­tet wird. Während Mädchen für sich selbst zum Großteil Pornografie als wenig inter­es­sant ein­stu­fen, geste­hen sie den “trieb­ge­steu­er­ten” Jungen glei­chen Alters den Konsum durch­aus zu, solan­ge der eige­ne Freund nicht zu häu­fig die­se Filme kon­su­miert, denn im Beziehungskontext emp­fin­den sie Pornografie als Treuebruch. In Bezug auf einen mög­li­chen Leistungsdruck, der durch Pornokonsum her­vor­ge­ru­fen wer­den kann, lei­der schein­bar häu­fi­ger die Jungen, die Angst haben, in der Realität nicht dem gerecht zu wer­den, was man im Film beob­ach­ten kann.

Bei all den ver­schie­de­nen Reaktion, die Jugendliche auf Pornos zeig­ten, kam sehr deut­lich her­aus, dass der Konsum bei “gesun­den Rahmenbedingungen” wenig pro­ble­ma­tisch scheint. Dazu zählt neben einem aus­ge­gli­che­nen Verhältnis zum eige­nen Körper und der eige­nen Sexualität auch die Stabilität im per­sön­li­chen Umfeld. In Bezug auf den frü­hen Konsum von Pornografie über das Internet ste­hen, wie in allen ande­ren Bereichen des Medienkonsums, die Eltern zual­ler­erst in der Verantwortung. Ihre Aufgabe ist es hin­zu­schau­en und mit ihren Kindern über die Möglichkeiten und Gefahren in Zusammenhang mit neu­en Erfahrungen im Netz zu reden und den Aufenthalt im Internet sinn­voll zu regle­men­tie­ren. Ist die­ses Umfeld für einen Jugendliche gege­ben, scheint der Konsum von Pornografie auch kei­ne nega­ti­ven Nebenwirkungen zu haben. Entsprechend vor­sich­tig wer­den sol­che medi­en­kom­pe­ten­ten Jugendliche dann auch sein, wenn es dar­um geht, Fotos oder Videos der eige­nen Sexualpraktiken zuzu­las­sen oder zu machen, bei denen immer auch die Gefahr besteht, dass sie von Personen gese­hen wer­den, die sie nicht sehen soll­ten. Auch hier ist neben den recht­li­chen Rahmenbedingungen Vorsicht gebo­ten und Aufklärungsarbeit in Elternhaus und Schule zu leis­ten, denn wenn man sich bewusst ist, wie viel Privates man öffent­lich macht, wird man auch in die­sem Bereich sorg­fäl­ti­ger hin­ter­fra­gen.

Prof. Dr. Uwe Sielert von der CAU Kiel ver­tief­te eini­ge die­ser Aspekte in sei­nem anschlie­ßen­den Vortrag noch. Ein Kind oder Jugendlicher nimmt Pornografie nicht als “wei­ßes Blatt” wahr, son­dern dem ers­ten Konsum geht eine ganz eige­ne sozia­le Biografie vor­an, die maß­geb­lich dar­über ent­schei­det, wie die kon­su­mier­ten Praktiken bewer­tet wer­den. Dabei kommt es vor allem dar­auf an, wie der jun­ge Mensch bis­her in Bezug auf sei­ne Beziehungen zu sei­nem Umfeld gefes­tigt ist, wel­ches Körperbild er hat, wel­che Bedürfnisse er hat und wie sei­ne eige­ne Geschlechtsgeschichte bis­her abge­lau­fen ist. Eine Überbehütung kann hier genau­so pro­ble­ma­tisch sein wie Vernachlässigung. Diese Entwicklung erfolgt in der Regel prä­me­di­al und die dadurch ent­stan­de­nen “Scripte”, die die eige­ne Selbstverständlichkeit beschrei­ben, suchen dann “Futter”. Dieses kann wie­der­um auf ganz ver­schie­de­nen Ebenen gebo­ten wer­den. So zum Beispiel durch sinn­li­che Kontakte, wie die so genann­ten “Doktorspiele” in der Kindheit, die ver­schie­de­nen “ers­ten Male” (ers­tes Verliebtsein, ers­ter Kuss, ers­ter Sex) sowie die Informationen, die täg­lich neu gewon­nen wer­den. Unter Umständen kön­nen die­se “exter­nen Scripte”, zu denen auch der Konsum von Pornografie gehört, die vor­han­de­nen und gewach­se­nen irri­tie­ren und dadurch Verunsicherung aus­lö­sen, mög­li­cher­wei­se aber auch erleich­tern, wenn sich der jun­ge Mensch zum Beispiel anhand eines Pornofilms bes­ser auf eine anste­hen­de Situation vor­be­rei­tet fühlt.

 

Wie so oft, ist dabei alles eine Frage der Perspektive und es wird zwi­schen den “Moralpanikern” und denen, die dem Thema Pornografie gemä­ßigt gegen­über­ste­hen, wohl nie abschlie­ßend ein Konsens gefun­den wer­den. Deshalb kommt den päd­ago­gisch arbei­ten­den Experten in der Schule und in der offe­nen Jugendarbeit eine ganz beson­de­re Rolle zu, denn ihre Aufgabe ist es, die Kinder und Jugendlichen auf dem Weg durch ihre Sexualität zu beglei­ten und sen­si­bel auf deren Bedürfnisse ein­ge­hen. Um bes­ser dafür gerüs­tet zu sein, gibt es jede Menge anspre­chen­der Angebote (loveline.de, klicksafe.de, HipHopAcademy, pro fami­lia), die inner­halb der Workshops am Nachmittag vor­ge­stellt wur­den. Hier kam es auch zum Austausch in klei­ne­ren Gruppen und einer regen Diskussion über die eige­nen Ansichten und Bedenken. Kurz vor einer reflek­tie­ren­den Abschlussrunde zeig­ten die Künstler der HipHopAcademy Hamburg, wie man das Potential von Jugendlichen im Bereich HipHop, Breakdance und Beatbox för­dern kann, ohne den Vorurteilen gegen­über der sexua­li­sier­ten und gewalt­hal­ti­gen Sprache die­ser Szene Futter zu lie­fern. Mit ihrer mit­rei­ßen­den Performance zeig­ten sie, dass man auch Pädagogen zum Beatboxen brin­gen kann, wenn man sie nur rich­tig moti­viert.

 

Fazit: Es ist ein guter nächs­ter Schritt in Bezug auf die Ausbildung der Kompetenzen der päd­ago­gisch Arbeitenden, den ein Schleswig-Holsteinisches Ministerium hier nach dem Medienkompetenztag anstößt, der in die­sem Jahr zum zwei­ten Mal statt­fin­den wird. Nun liegt die Herausforderung wie­der ein­mal dar­in, die­se Impulse zu mul­ti­pli­zie­ren und in der Praxis umzu­set­zen — was, wie man weiß, das Schwierigste ist.

Vielen Dank an Jens Brandt vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit für die Bereitstellung der Fotos.

Von:

Melanie Richter lebt seit mehr als 20 Jahren in Kiel, ist parteilos, seit 2010 Mitglied im Verein für Neue Medien Kiel e.V. und arbeitet in einer Kieler Gemeinschaftsschule.

7 Gedanken zu “Voll krass Porno – Fachtagung zur Jugendsexualität und neue Medien”:

  1. Dieter Hoogestraat

    Es macht mich stink­sauer, dass im Rahmen einer angeb­li­chen „Fachtagung“ und wohl auch nur des Effekts wegen gleich eine gan­ze Generation jun­ger Menschen zu Pornojunkies erklärt wird, und im zwei­ten Schritt den Jugendlichen und ihren Eltern auch noch vor­ge­hal­ten wird, sie wären für die­se behaup­te­te Fehlentwicklung, die sich letz­ten Endes doch nur als Spitze gegen das Medium Internet ent­puppt, ver­ant­wort­lich, wäh­rend die­je­ni­gen, die mit ihrem Geld unter ande­rem eine Werbeindustrie unter­stüt­zen, deren wich­tigs­ter Inhaltsträger „Hauptsache Sex“ heißt, und die mit ihrem Dauerbombardement erst das Verhaltensscript anlegt, das eini­ge jun­ge Menschen über­haupt nur dazu brin­gen dürf­te, sich ver­stärkt nach Pornografie umzu­schau­en, ihre Hände in Unschuld und distan­zier­ter Betrachtung waschen. Das ist wider­lich, auch wenn „Fachtagung“ und Sparkassenakademie drü­ber­steht.

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  2. Melanie Richter Post author

    Dann habe ich mich offen­sicht­lich miss­ver­ständ­lich aus­ge­drückt, denn das war defi­ni­tiv nicht mein Empfinden vor Ort. Es wur­den zwar Aussagen auf­ge­grif­fen, die die­se Ansicht ver­tre­ten und von Medien oder bestimm­ten Wissenschaftlern pro­pa­giert wer­den, aber eigent­lich habe ich die Grundaussage des Ganzen eher so wahr­ge­nom­men, dass es dem nor­ma­len Durchschnittsjugendlichen an sich nicht scha­det mal einen Porno zu sehen und dass die gro­ße Mehrheit auch kei­ne Pornojunkies sind, son­dern Filme die­ser Art ein­fach aus Spaß oder zur ganz per­sön­li­chen Aufklärung sehen, weil sie trotz media­lem Überangebots mit sexu­el­len Inhalten unsi­cher sind, wie das Ganze nun wirk­lich geht.

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    1. Dieter HoogestraatDieter Hoogestraat

      Genauso ver­ste­he ich dei­nen Beitrag ja auch. Keine Frage! Doch hät­te man sich das nicht an drei Fingern abzäh­len kön­nen? Jedenfalls, wenn einem die Lebenswelt jun­ger Menschen nicht völ­lig fern ist. Und vor allem: Wozu dann die­se Tagung und auch noch die Verbindung zum Internet? Ich kann mir da nicht hel­fen. Mir scheint es, als ob jemand auf dem Kamm einer Welle rei­tet, die vom Boulevard wie von den Idolen der Papiermedienwelt immer mal wie­der geschla­gen wird, um Aufmerksamkeit für sich und gegen die neu­en Medien zu schaf­fen. Ärgerlich wird es für mich jedoch erst dadurch, dass dies auf dem Rücken von jun­gen Menschen geschieht, die nicht über die Möglichkeiten ver­fü­gen, um in die­sen Diskurs ein­zu­grei­fen. Das macht mich in der Summe wütend, das fin­de ich wider­lich.

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      1. Melanie Richter Post author

        Deine Wut kann ich gut nach­emp­fin­den, aber ich den­ke, dass vie­len, die mit Jugendlichen arbei­ten wenig Bezüge zu deren Lebenswelt haben und des­halb über­vor­sich­tig bzw. neue­ren Trends gegen­über ableh­nend reagie­ren. Für die­je­ni­gen sind sol­che Fachtage und Infoveranstaltungen auf jeden Fall nütz­lich und nötig, um viel­leicht ein biss­chen gelas­se­ner zu agie­ren, auch wenn wir sie mög­li­cher­wei­se am Thema vor­bei emp­fin­den.

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        1. Dieter HoogestraatDieter Hoogestraat

          Vielleicht soll­te ich das auch sein … etwas gelas­se­ner. Der Topos der ver­ro­hen­den Jugend ist ja gera­de­zu klas­sisch antik. Erwachsene Menschen ent­de­cken in der Jugend ihr eige­nes Spiegelbild. Das muss ja nicht schön sein ;-)

          Eine inter­es­san­te Feststellung machst du. Eine gute Alternative zur Teilnahme an der Tagung wäre es gewe­sen, hät­ten sich die Teilnehmer von den­je­ni­gen, über die sich reden, den Jugendlichen, in das ein­füh­ren las­sen, wovon sie reden, den Gebrauch des Internets. Das Endergebnis wäre das glei­che geblie­ben, und es hät­ten Einsichten gewon­nen wer­den kön­nen, über die ansons­ten viel­leicht nur spe­ku­liert wer­den kann – wenn auch auf wis­sen­schaft­li­chem Niveau.

          Einmal mehr stellt sich dann aber die Frage nach dem „Cui bono?“ einer Veranstaltung, die ein völ­lig erwart­ba­res Ergebnis gelie­fert hat. Ich mag beim Nachdenken dar­über nicht ver­ges­sen, dass unter­neh­mens­na­he Stiftungen, Akademien, Institute o. Ä. für gewöhn­lich kei­ne wert­frei­en Zwecke ver­fol­gen, son­dern sol­che, die eher in der Nähe des Unternehmenszwecks der Konzernmütter und Gründungsväter zu fin­den sind. Das ist legal und oppor­tun. Man soll­te es aber im Auge behal­ten. Insbesondere, wenn sich der­ar­ti­ge Einrichtungen Gruppen zuwen­den, die nicht oder kaum über die Mittel zu einer eige­nen Positionierung auf die­ser Ebene ver­fü­gen. Sonst kann es schnell geschmack­los wer­den.

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          1. Melanie Richter Post author

            Dass die Jugendlichen zei­gen, was sie im Internet bzw. am Computer machen, ist auf jeden Fall eine gute Idee. Problematisch wird es da jedoch wie­der, wenn es um Aktivitäten geht, die laut USK & Co. noch nicht für die Jugendlichen geeig­net sind. In der Realität ist es ja ziem­lich nor­mal, dass das gemacht wird, was man eigent­lich noch nicht darf. Also wäre das, was die Jugendlichen zei­gen dür­fen auch nur wie­der ein Teil des­sen, was sie wirk­lich tun.

            Auf jeden Fall soll­te aber ein viel offe­ner Dialog über all die­se Themen geführt wer­den, damit es was bringt. Und anfan­gen soll­ten da die Eltern, nur lei­der ist es teil­wei­se so schwie­rig die­se Zielgruppe zu errei­chen, vor allem in bestimm­ten Bevölkerungsschichten.

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