Kieler Innenministerium will Vorratsdatenspeicherung

Von | 1. Juli 2011

Nachdem Innenminister Schlie in der letz­ten Woche mit sei­ner Richterschelte dafür sorg­te, dass im Justizministerium die eine oder ande­re Hutschnur plat­ze, stürmt nun Innenstaatssekretär Dornquast zum Ärger der FDP-Fraktion gegen die nächs­te libe­ra­le Festung: die Verhinderung der Vorratsdatenspeicherung.

Auf dem gest­ri­gen (30. Juni) Polizeitag 2011 in Kiel — einer Veranstaltungsreihe des „Behörden Spiegel” in Zusammenarbeit mit der GdP, die die­ses Jahr „Sicherheit in und mit Informations- und Kommunikationstechnologie” the­ma­ti­sier­te, hat der Staatssekretär im Kieler Innenministerium, Volker Dornquast, erneut die Einführung von Mindestspeicherfristen für Telefon- und Internetverbindungsdaten gefor­dert. Im Gegensatz zu den übli­cher­wei­se bei sol­chen Gelegenheiten gern auf­ge­zähl­ten Horrorszenarien ver­zich­tet die Presseerklärung ganz auf Argumente und beschränkt sich auf den Hinweis, dass das Bundesverfassungsgericht einen Weg auf­ge­zeigt habe, „der den Schutz der Bürgerrechte garan­tie­re und gleich­zei­tig die Sicherheitsbehörden in die Lage ver­set­ze, Kriminalität wirk­sam zu bekämp­fen“. Dornquast, der befürch­tet, dass „mit jedem Tag ohne gesetz­li­che Grundlage für Mindestspeicherfristen“ die „Schutzlücke“ immer grö­ßer wer­de, sag­te Richtung FDPJetzt muss nur noch die Bundesjustizministerin über ihren Schatten sprin­gen”.

Die FDP im Kieler Landtag war not amu­sed. Der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Kubicki ver­wies auf die ein­deu­ti­gen Formulierung im Koalitionsvertrag: „Auf eigen­stän­di­ge Regelungen zu Onlinedurchsuchungen und Vorratsdatenspeicherung wird ver­zich­tet.” und stell­te fest: „Die FDP steht für eine anlass­be­zo­ge­ne Datenspeicherung und nicht für das mas­sen­haf­te Speichern von Daten, ohne dass man 100-pro­zen­tig weiß, was mit die­sen am Ende geschieht.“

Es scheint, dass die CDU die Innen- und Rechtspolitik für den Wahlkampf ent­deckt hat. Denn in dem steckt Dornquast. Anders lässt sich die für einen Behördenchef unge­wöhn­li­che poli­ti­sche Attacke nicht erklä­ren.
Der Twitter-Account der CDU Segeberg zwit­scher­te am 9. April euphe­mi­tisch:

„Wilfried Wengler und Volker Dornquast sind zur Kandidatur für die Landtagswahl bereit! http://fb.me/J4c2DOxR.”

Tatsächlich han­delt es sich aber um ein Kampfkandidatur des lang­jäh­ri­gen Henstedt-Ulzburger Bürgermeisters gegen den kul­tur­po­li­ti­sche Sprecher der CDU-Landtagsfraktion und Vorsitzenden des HSH-Untersuchungsausschusses. Presseberichten des Hamburger Abendblattes und der Ulzburger Nachrichten zufol­ge wur­de Wengler von dem Vorhaben Dornquasts über­rascht. Kommunikation geht anders.

Fast tra­gik-komi­sche Züge trägt die Argumentation des 60-Jährigen Herausforderers: „Ich habe kei­ne Lust, mit 60 in Rente zu gehen“ sagt Dornquast dem Abendblatt. Da rech­net einer wohl nicht mehr mit einem Wahlsieg sei­ner Partei.

Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

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