Im Landesblog habe ich es einfach: Wenn Sommerpause ist und die Stallwachen in den Landtagsfraktionen mühselig nach Dingen im Stall suchen, auf die sich aufzupassen lohnen könnte – dann schreibe ich halt nichts. Die Leser wollen das bitte mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen. Denn.
Denn beredtes Schweigen ist deutlich besser als hektisch heiße Luft auszustoßen pusten und dabei nicht nur en passant die Rechte von Bürgern zu missachten.
In der vergangenen Woche berichtet die shz über das bedauerliche Schicksal eines Mannes aus Büdelsdorf, der zu einer Facebook-Party eingeladen hatte und zum Zeitpunkt des Artikels aufgrund seines Gesundheitszustandes auf richterliche Anordnung hin „in die Psychiatrie” eingewiesen worden war.
Obwohl die Richtlinien zum Pressekodex recht verständlich besagen, dass „psychische Erkrankungen oder Schäden (…) in die Geheimsphäre des Betroffenen” fallen, wissen wir seitdem:
- wie der junge Mann mit Vornamen heißt,
- wie viel Promille Alkohol sich in seinem Blut befanden,
- dass dort auch Drogen festgestellt wurden,
- in welcher Straße er wohnt
- und – falls das in der 10.000-Einwohner-Stadt nahe Rendsburg nicht ausreicht, um ihn zu identifizieren — wie das Haus aussieht, in dem er wohnt.
- Und weil der junge Mann zu einer Facebook-Party eingeladen hatte und nicht jeder bei Facebook ist – musste in die Bildunterschrift auch noch das Datum der Party.
Wie heißt es nochmal in den Richtlinien: „Mit Rücksicht auf ihn und seine Angehörigen soll die Presse in solchen Fällen auf Namensnennung und Bild verzichten (…)”. Das muss man ja nicht immer alles so eng sehen, schließlich plante der Mann mit der Facebook-Party ja das Sommerloch-Äquivalent eines Kapitalverbrechens.
Dank der Presseberichterstattung wusste ja nun jeder, was nicht stattfinden sollte. Um den vorgezogenen Weltuntergang in Büdelsdorf zu verhindern, waren dann auch 80 Polizisten vor Ort, wie die Kieler Nachrichten heute berichten. Um eine Party zu verhindern, die nicht stattfand: Ganze 25 Platzverweise sprach die geballte Ordnungmacht laut des Zeitungsberichtes aus, davon einige auch an neugierige Autofahrer, die wohl erst dank der Presseberichterstattung „immer wieder” an dem Grundstück vorbeifuhren. Wo bleibt das Positive? Hier: Pfefferspray musste anscheinend nicht eingesetzt werden, auch Wasserwerfer waren wohl nicht vor Ort.
Könnten wir uns jetzt bitte den eigentlichen Themen zuwenden und aufhören, die Landesmeisterschaften im Niveaulimbo auszutragen? Ich hätte sonst nämlich eine wenigstens ebenso bescheuerte Idee, wem man die Kosten des Polizeieinsatzes aufs Auge drücken könnte.
Schön, wenn man für sich ein Lob verbuchen kann, weil man nichts geschrieben hat. Ich hatte nämlich auch nachgedacht, ob wir das Thema auf http://www.kielblognews.de verfolgen sollten. Und hab mich dagegen entscheiden. Puh…