Es gibt Länder, da wohnt man gedrängt. Und es gibt Länder, da ist um einen herum wahnsinnig viel Platz. Wäre es nicht irgendwie gerechter, wenn der Staat mit den meisten Einwohnern das Land mit der größten Fläche bekäme?Also alle Nationen und Staatsgebiete exakt nach demographischem Messzahlen aufgeteilt werden würden. Der Blogger jpalmz fragte sich auf reddit.com vor gut 10 Monaten, wie die Welt aussähe, wenn man die Länder einfach mal neu verteilte — nach Einwohnerzahl. Das Ergebnis ist lustig, regt ab und an zum Nachdenken an. Wir Deutschen wohnten übrigens dann zukünftig in Saudi-Arabien, hier zögen die Einwohner Kasachstans ein. Die Süddeutsche Zeitung hat sich tiefsinnig mit dem „großen Umzug” beschäftigt.
Die Zeit hat das in der letzten Woche (9. September 2011) auf Deutschland runtergebrochen (wobei man nicht auf jpamlz verlinkte und aus „vor 10 Monaten” wohl der Aktualität halber „kürzlich” machte): Wir Schleswig-Holsteiner räumten dann den Platz zwischen den Meeren für die Thüringer und gingen nach Rheinland-Pfalz. Die Bayern wanderten nach Niedersachsen aus und Nordrhein-Westfalens Einwohner fänden eine neue Heimat in Bayern. Nach dieser Völkerwanderung der beiden großen deutschen Stämme über das Territorium der Hessen hinweg sähe es dort bestimmt wüst aus. Was die Hessen, die nun in Brandenburg weilten, nicht mehr störte, aber sicher die Pfälzer, die müssten dort nämlich hinziehen. Unser Hamburger Nachbarn verschlüge es übrigens ins Saarland; während die Bremer, wie die Baden-Württemberger, einfach sitzen blieben und die Mecklenburger Berlin eroberten. Und so weiter.
Wie wäre das in Schleswig-Holstein? Trennt man Kreise und kreisfreie Städte, dann tauschten zunächst mal Kieler und Lübecker und Flensburger und Neumünsteraner die Wohnorte. Bei den Kreisen müssten Ostholsteiner und die Lauenburger müssten nichts machen: Sie bleiben sitzen, oder stehen, oder liegen — je nachdem. Aus der Enge Pinnebergs ginge es für die dortigen Einwohner in die unendlichen Weiten des Kreises Rendsburg-Eckernförde. Deren Ureinwohner zögen nach Nordfriesland. Das harte hohe Friesengewächs dürfte zukünftig in Plön heimisch sein. Dithmarschen und Steinburg rückten je einen Kreis ostwärts. Immerhin, denn was für ein Drama, wenn man sich vorstellte, Dithmarscher und Nordfriesen hätten tauschen müssen. Plön rückte an den Hamburger Rand nach Stormarn. Diese wiederum hätten den langen Weg nach Dithmarschen anzutreten, behielten aber die Autobahnanbindung an Hamburg. Schleswig-Flensburg und Segeberg machten einen Wohnungstausch.
Und dann? Die Lübecker würden nun endlich in der Landeshauptstadt wohnen. Und die Neumünsteraner in einer Universitätsstadt. Welche Steinburger aber wollten wohl nach Helgoland? Ob die Nordfriesen mit den eher niedlichen Deichen der Ostsee zurecht kämen? Immerhin wäre die Gefahr einer Küstenschutzabgabe fast völlig gebannt. Und was machen wir, wenn die demographische Entwicklung die Reihenfolge in ein paar Jahren neu verteilt? Das Speditionsgewerbe würde es freuen; aber sonst?
Och, Nordfriesland wäre ja auch ganz nett. Inseln und Halligen haben wir ja im Moment gar nicht…