Disclaimer: Dieser Beitrag enthält persönliche Meinung des Autors. In einem Printmedium würde „Kommentar” darüber stehen.
Harald Schmidt bezeichnete Schleswig-Holstein vor kurzem in seiner Focus-Kolumne so:
„Schleswig-Holstein besteht aus einer Wiese, zwei Autobahnen (eine Richtung Flensburg, eine Richtung Husum) und etlichen Inseln. […] Ab 16 Uhr ist es dunkel, im Sommer regnet´s durch.”
Die Frankfurter Rundschau und andere überregionale Zeitungen hingegen freuten sich augenzwinkernd über das Zitat Peter-Harry Carstensens auf den Dithmarscher Kohltagen, wo er sagte, man könne „stolz sein auf eine Region, die solche Kohlköpfe produziert”.
Kurt Beck, Rheinland-Pfälzischer Ministerpräsident, nannte Schleswig-Holstein schließlich den „einzigen Hemmschuh” (taz von heute, 27.10 auf S. 21) auf dem Weg zum Glücksspielstaatsvertrag.
Es wird dieser Tage scheinbar viel gelacht und gepoltert über SH. Die „Lolita-Affäre” wurde in den Medien breitgetreten, die Ablehnung des Glücksspielstaatsvertrages und des CCS-Gesetzes beklagt. In den Medien wird einerseits ein etwas lächerliches und provinzielles Bild von uns gezeichnet, andererseits aber ist Schleswig-Holsteins Zustimmung bei wichtigen Bundesratsentscheidungen und Verträgen unerlässlich. Viele der anderen Länderchefs fühlen sich auf den Schlips getreten, dass dieses scheibar kleine Provinznest am Meer ihnen ins Lenkrad greift (oder auf die Bremse tritt). Gerade beim Glücksspielstaatsvertrag, wo alle 15 anderen Länder sich einigen konnten, steht Schleswig-Holstein allein da.
Heute nun beginnt die Ministerpräsidentenkonferenz in Lübeck, unter Schleswig-Holsteins und somit Peter Harry Carstensens Vorsitz. Viele der wichtigen Themen auf der Tagesordnung (Glücksspiel, Rundfunk, Bildung) werden heute erstmal nach hinten rücken. Denn nach der gestrigen Verkündung des Verteidigungsministeriums zahlreiche Standorte zu schließen, sind besonders die Chefs der westlichen Bundesländer in heller Aufregung. Allein aus SH könnten bis zu 10.700 Soldaten abgezogen werden. So wird beispielsweise die Marineoffiziersschule das Flottenkommando (!!) von Glücksburg nach Rostock „verlegt”. Für viele Kommunen bedeuten die Abzüge den finanziellen Kollaps.
Es bleibt daher noch etwas abzuwarten, ob Schleswig-Holstein sich beim umstrittenen Glücksspielstaatsvertag weiterhin durchsetzen kann. Eine Blockadehaltung des vorsitzenden Landes würde wahrscheinlich einen schlechten Eindruck erwecken. Andererseits hat man den eh schon von uns, daher kann man sich nur wünschen, dass PHC den Spagat hinbekommt und standhaft bleibt. Ein juristisch anfechtbarer Monopolistenvertrag, der wenig später vor dem EuGH scheitern würde, bringt niemandem etwas. Merkwürdig, dass gerade die Kohlköpfe das als Einzige begreifen.
Die Marineoffiziersschule befindet sich nicht in Glücksburg und wird auch nicht nach Rostock verlegt.
@hauke: stimmt. Ich meinte das Flottenkommando. Danke für den Hinweis.
Bleibt zu hoffen, dass die Aussage von Harald Schmidt („..im Sommer regnet’s durch..”) und die sonstigen SH-Bashings bei den Touristen nicht hängen bleibt. Denn Kohlköpfe hin oder her — unser (nachgewiesen) strukturarmes Bundesland braucht den Tourismus doch sehr. Gruss aus Schönhagen
Da Schmidt selbst passionierter Schleswig-Holstein Urlauber ist, macht er an anderen Stellen auch gerne Werbung für uns — ich mache mir da keine Sorgen ;)