Lehrer sind nicht nur faul und überbezahlt, sie gehen auch noch andauernd wegen Krankheiten, die es nicht gibt (Burn-Out), in Frührente. So lautet ein weit verbreitetes Vorurteil.
Das Statistische Bundesamt hat jetzt das Vorurteil mit der Frühpensionierung nachhaltig ausgeräumt:
Der Anteil der Lehrerinnen und Lehrer, die aufgrund von Dienstunfähigkeit in Pension gingen, sank im Jahr 2010 leicht auf rund 21 % (2009: 22 %). Dies entspricht dem tiefsten Stand seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 1993. Damit lag der Anteil der Dienstunfähigkeit bei Lehrkräften auf dem Niveau der übrigen Beamten bei Bund, Ländern und Gemeinden für die ebenfalls die Regelaltersgrenze 65 Jahre gilt.
Schauen wir uns die Zahlen genauer an (Versorgungsempfänger des öffentlichen Dienstes, Seite 92), dann wird es sogar noch besser: Im Jahr 2010 gingen Lehrer im Schnitt mit 62,7 Jahren in den Ruhestand. Damit sind sie – im positiven Sinne – sogar Spitzenreiter.
1993 gingen in Schleswig-Holstein 349 Lehrerinnen und Lehrer in den Ruhestand, 211 von ihnen wegen Dienstunfähigkeit (Seite 91 des Berichtes) – das entspricht 60,5 Prozent. Dieser Anteil sank bis 2006 auf 20,2 Prozent und hat sich seitdem bei 24,2 Prozent eingependelt.
Über die Gründe für diesen Wandel sagt die Statistik nichts. Die Interessenvertretung der Lehrkräfte in Schleswig-Holstein (IVL) sah gestern (7. Dezember) in einer Presseerklärung den Grund für diesen Wandel in der Haltung der Lehrkräfte ihrer Arbeit gegenüber begründet: „Ohne das Berufsethos der Lehrkräfte wäre der Bildungsbetrieb in diesem Land schon lange an die Wand gefahren“. Das leuchtet mir nicht wirklich ein: Was soll zu dem Wandel im Berufsethos seit 1993 geführt haben? Waren damals 60 Prozent der Lehrer ohne Ethos?
Egal, es ändert nichts daran: Die Heerscharen von frühpensionierten Lehrern sind ein vergangenes Bild.
20 Jahre gute, sozialdemokratische Bildungspolitik. ;-)
Wäre ich böse, täte ich behaupten, dass der Rückgang der Frühpensionierungen auf die mittlerweile höheren Abschläge bei frühzeitiger Pensionierung zurückgeht.
Natürlich, wie immer bewegt das Geld die Menschen! Wenn klar ist, dass die Bezüge sinken werden, dann denken die Menschen nach: Letzte Chance!
Man schaue sich mal die Daten einige Jahre vor der Änderung der Bezüge an…
Dass sich das Verhalten einer ganzen sozialen Gruppen aus Einsicht — ich meine ausdrücklich nicht nur Lehrer, sondern beliebige Gruppen — ändert, glaubt doch wohl niemand. Jedenfalls nicht, wenn die Gruppe nicht einen essentiellen Vorteil für sich erkennt.
Schon gar nicht durch politischen Einfluss…
Zumal die soziale Gruppe vermutlich formulieren würde, dass ihre Arbeitsbedingungen entschieden schlechter geworden sind, sie zum Beispiel mehr arbeiten müsse.
Es lebe ‚n Stündchen Erholungsschlaf nach der 6. Stunde ;-)