Grüne Woche: Die Inaugenscheinnahme des ErlebnisBauernhofes

Von | 2. Februar 2012

In dem Papier „Parlamentarismus im Wandel“, das Landtagspräsident Torsten Geerdts zusam­men mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Parlamentarismus“ am 12. Januar der Öffentlichkeit vor­stell­te, steht unter Punkt 7: 

Ausschussreisen sol­len ver­mehrt durch Delegationsreisen der Fachpolitikerinnen und Fachpolitiker zu Themenschwerpunkten ersetzt wer­den, denen eine par­la­men­ta­ri­sche Initiative folgt. Die Delegationsreise nach Kaliningrad hat gezeigt, dass sich die­se Form bewährt. 

Ich schrieb dazu in einer ers­ten Bewertung:

Gut. Da fehlt mir noch zusätz­lich eine trans­pa­ren­te­re Darstellung, wer war­um mit­reist – das gilt auch für Verwaltung und Dritte. Insgesamt hat sich nach mei­nem Eindruck die Reisefreudigkeit der Abgeordneten schon stark redu­ziert. Mir ist in den letz­ten zwei Jahren kei­ne „Lustreise“ in Erinnerung.

Wenn man etwas län­ger poli­tisch, dienst­lich oder pri­vat mit Mitgliedern der Landtages oder derem beruf­li­chen Umfeld zu tun hat, dann hört man unwei­ger­lich irgend­wann legen­dä­re Geschichte von legen­dä­ren Fahrten zu legen­dä­ren Grünen Wochen im legen­dä­ren Berlin. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimm­te, wären es immer noch Reisen, denen man – wenn man so etwas denn mag – einen gewis­sen Lustfaktor nicht abspre­chen möch­te. 

Über sol­che Dinge bricht man nicht den mora­li­schen Stab. Wer sich ein Wochenende fern der Familie in Berliner Messehallen um die Ohren schlägt und gerä­dert am Montag ins Büro zurück­kehrt, weil er neben dem Tagwerk noch Nächtens zuschla­gen muss­te – dem sei das gegönnt. Das haben wohl alle im Laufe ihres Engagements bei irgend­wel­chen NGO-Sitzungen mit­ge­macht und durch­aus genos­sen. Irgendwann kommt dann fast jeder in das Alter, wo man das nur noch anstren­gend und über­flüs­sig fin­det.

Außerdem hat man ja das Tagesprogramm in Berlin vor sich und seit die­sem Jahr auch das Wort des Präsidenten im Ohr: Bitte der Reise par­la­men­ta­ri­sche Initiativen fol­gen las­sen.

Machen wir die Probe aufs Exempel: Was sagen uns die Protokolle der Sitzungen bzw. Vermerke der Reisen des Umwelt- und Agrarausschusses aus den Jahren 2005 bis 2009 und 2012 über sei­ne Ausschussfahrten zur Grünen Woche? Sitzungen sind ja öffent­lich und müs­sen des­halb auch nach­voll­zieh­bar pro­to­kol­liert wer­den. Und fin­det mal kei­ne Sitzungen wäh­rend der Reise statt, dann hat jeder Ausschuss das Bestreben, den Verdacht, er kön­ne ja nur lust­rei­sen, durch mög­lichst wort­reich beleg­te Taten zu zer­streu­en. Und ab die­sem Jahr, was noch viel effi­zi­en­ter als gedul­di­ge Worte auf Protokollpapier ist, fol­gen par­la­men­ta­ri­sche Initiativen.  

In den Jahren vor 2005 wur­den die poli­ti­schen Gespräche und Ergebnisse, z.B. mit der Landwirtschaftskammer, für die Nachwelt noch aus­führ­lich pro­to­kol­liert. Während ein Ausschussprotokoll des Agrar- und Umweltausschusses 2.500 und mehr Worte umfasst (es kön­nen auch schon mal 8.000 wer­den), kom­men die fol­gen­den 6 Protokolle/​Vermerke zusam­men auf kei­ne 500 Worte. 2012, die Landtagsperiode ende­te im Mai 2012, reich­te das Reisebudget für eine Ausschussreise, erst­mals wie­der seit 2009. Welche par­la­men­ta­ri­schen Initiativen die Ausschussmitglieder aus ihren Gesprächen, Erfahrungen und Inaugenscheinnahmen star­ten wer­den, wird uns die nächs­te Sitzung des Umwelt- und Agrarausschusses zei­gen. 

21. bis 24. Januar 2005 

Im Rahmen des Besuchs der Grünen Woche in Berlin nahm der Ausschuss am CMA-Empfang teil.
In einer Sitzung mit Vertreterinnen und Vertretern des Sozialministeriums, des Bauernverbandes und der Landwirtschaftskammer beschäf­tig­te er sich ins­be­son­de­re mit der Internationalen Grünen Woche 2005, den Maßnahmen zur Notifizierung des Gütezeichens bei der Europäischen Union, die Qualitätsarbeit über Gütezeichenerkenntnisse und die Marketingaktivitäten für das Gütezeichen.
Außerdem nahm er an der Eröffnung des Schleswig-Holstein-Tages teil. Daran schloss sich ein Rundgang an.
Ebenfalls teil nahm der Ausschuss am Ländertag Schleswig-Holstein sowie dem Schleswig-Holstein-Abend. 

13. bis 16. Januar 2006 

Der Ausschuss besuch­te die Grüne Woche 2006 in Berlin vom 13. bis 16. Januar 2006.
Gemeinsam mit Vertretern der Landwirtschaftskammer, des Bauernverbandes und Minister Dr. von Boetticher ver­schaff­te sich der Ausschuss – auch durch Inaugenscheinnahme – einen Überblick über die Internationale Grüne Woche 2006. Vertieft beschäf­tig­te sich der Ausschuss mit der Qualitätsarbeit für Gütezeichenerzeugnisse sowie über Marketingaktivitäten für das Gütezeiten und Aktivitäten im Rahmen des zen­tral-regio­na­len Marketings.

21. bis 22. Januar 2007

Der Vorsitzende, Abgeordneter Klinckhamer, eröff­net die Sitzung am 21. Januar und stellt die Beschlussfähigkeit des Ausschusses fest.
Einziger Punkt der Tagesordnung: Besuch der Grünen Woche 2007 in Berlin
Auf der Grünen Woche wird der Ausschuss von Staatssekretär Rabius begrüßt.
Anschließend unter­nimmt er unter Leitung von Abteilungsleiter Börner einen Rundgang über die Grüne Woche.
Der Vorsitzende, Abgeordneter Klinckhamer, schließt die Sitzung am Montag, dem 22. Januar 2007. 

19. bis 21. Januar 2008 

Der Ausschuss besuch­te die Grüne Woche 2008 in Berlin vom 19. bis 21. Januar 2008.
Der Ausschuss ver­schaff­te sich – auch durch Inaugenscheinnahme – einen Überblick über die inter­na­tio­na­le Grüne Woche 2008.
In einem Gespräch mit Vertretern der Landwirtschaftskammer und des Bauernverbandes beschäf­tig­te sich der Ausschuss ins­be­son­de­re mit der Weiterentwicklung des Gütezeichens Schleswig-Holstein, dem EU-Herkunftsschutz für Agrarprodukte und Lebensmittel sowie mit Projekten und Werbemaßnahmen in Verbindung mit dem Gütezeichen Schleswig-Holstein. 

17. bis 19. Januar 2009 

Einziger Punkt der Tagesordnung: Informationsreise zur Grünen Woche
Der Ausschuss unter­nahm eine Informationsreise zur Grünen Woche.
Am Samstag, dem 17. Januar 2009, erör­ter­te der Ausschuss mit der Landwirtschaftskammer und dem Bauernverband aktu­el­le poli­ti­sche Themen.
Am Sonntag, dem 18. Januar 2009, infor­mier­te sich der Ausschuss auf der Grünen Woche und besich­tig­te dort ins­be­son­de­re die CMA-Länderhalle sowie die Bund-/Länderhalle „LebensTraum Dorf“.
Am Montag, dem 19. Januar 2009, besich­tig­te der Ausschuss den ErlebnisBauernhof und dis­ku­tier­te sodann mit Vertretern des Umweltausschusses und des Agrarausschusses des Deutschen Bundestages. 

2010 und 2011: Delegationsreisen (Vorsitzender, stell­ver­tre­ten­der Vorsitzender, je ein/​e Abgeordnete/​r je Fraktion) ohne Protokoll/​Vermerk 

21. bis 23. Januar 2012 

Der Ausschuss unter­nahm eine Informationsreise zur Grünen Woche in Berlin.
Am 21. Januar 2012 führ­te er eine Sitzung mit Vertretern der Landwirtschaftskammer und des Bauernverbandes durch und erör­ter­te aktu­el­le Themen.
Am 22. Januar 2012 nahm er am „Ländertag Schleswig-Holstein-Tag“ teil und infor­mier­te sich auf einem Hallenrundgang.
Am 23. Januar 2012 besich­tig­te er den ErlebnisBauernhof

Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

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