NDR Umfrage: SPD und CDU gleichauf

Von | 17. Februar 2012

Der NDR hat eine neue Umfrage ver­öf­fent­licht: Danach lie­gen SPD und CDU gleich­auf.

Gemeinhin nimmt man an, dass Wahlkampferfolge in den Ländern von der Bekanntheit und Beliebtheit der Spitzenkandidaten abhän­gen. Ende September 2011 berich­te­te der NDR, 45 Prozent der Befragten wür­den Torsten Albig (SPD) zum Ministerpräsidenten wäh­len, 27 Prozent den damals frisch erko­re­nen Jost de Jager (CDU) (wenn es denn eine Direktwahl gäbe, je 12 Prozent woll­ten kei­nen von bei­den oder schau­en RTL II wis­sen nicht, was sie wol­len). Heute wür­de de Jager 29 Prozent wäh­len, Albig blie­be bei 45 Prozent. Damit hat de Jager mini­mal auf­ge­holt, Albig konn­te sei­nen Vorsprung nicht aus­bau­en.

Der ver­öf­fent­lich­te Eindruck ist, dass die bis­he­ri­gen Kampagnen der bei­den Kontrahenten eher unglück­lich ver­lie­fen. Die CDU ver­pat­ze den Kampagnen-Wahlkampfauftakt durch einen grün gefärb­ten Schal und in den letz­ten Tagen warf der Kandidat durch die fak­ti­sche Ausrufung des Tabu-Bereiches Polizei den bis­he­rig vor­ur­teils­lo­sen Sparkurs der Regierung Carstensen über den Haufen. Auch Torsten Albigs eher prä­si­di­al-unver­bind­li­chen Auftritte wur­den in der ver­öf­fent­lich­ten Meinung häu­fig als wenig effi­zi­ent ein­ge­schätzt, dafür die Zahl der Fettnäpfe bei der Nennung kon­kre­ter Zahlen oder Ziele eher hoch. An den Umfrageergebnissen kann man das nicht able­sen. Es scheint auch nicht so, dass bei der Personenfrage par­tei­po­li­ti­sche Bundestendenzen durch­schla­gen. Dafür ist der Unterschied zu groß.

Ginge es nach den Wählern, dann wäre die Wunschkoalition rot-grün. 28 Prozent (minus(!) 4 Prozent) der Befragten spre­chen sich für die­se Koalition aus. Im Kommen ist in der Wählergunst die gro­ße Koalition: 22 Prozent (plus(!) 5 Prozent) gou­tie­ren eine Regierung aus CDU und SPD. Schwarz-grün ist mit schlap­pen 6 Prozent nichts, was die Wähler inter­es­siert. Selbst die ange­sichts der Prognose der FDP unmög­lich erschei­nen­de Fortsetzung der jet­zi­gen Koalition aus CDU und FDP wün­schen sich mehr Wähler: 9 Prozent. Es scheint, als ob den Grünen eine kla­re Aussage zuguns­ten der SPD nicht schmer­zen wür­de. Ganz im Gegenteil.

Vergleichen wir die jüngs­ten Umfrageergebnisse in Schleswig-Holstein, dann hat sich wenig ver­än­dert: CDU und SPD lie­gen Kopf an Kopf, die Grünen fol­gen mit deut­li­chem Abstand dahin­ter. FDP und Linke sind sta­bil drau­ßen, die Piraten dür­fen immer­hin zit­tern. Aus dem Lager der sons­ti­gen droht kei­ne Überraschung.

Update: ärger­lich fin­de ich einen klei­nen aber durch­aus fei­nen und lei­der sinn­ent­stel­len­den Fehler bei der Wiedergabe beim NDR. Dort steht „Die wich­tigs­ten poli­ti­schen Themen in Schleswig-Holstein sind …”. Tatsächlich hat Infratest-dimap aber gefragt: „Welche poli­ti­schen Themen sind für Ihre Entscheidung der­zeit aus­schlag­ge­bend”. Ich glau­be näm­lich, dass wir Bürger gut unter­schei­den kön­nen zwi­schen „Ja ja, das Thema ist wich­tig” und „Und das ist das Thema, das für mir aus­schlag­ge­bend ist”.
Und für die Strategen: Wenn ich als Wahlkämpfer weiß, dass letz­te­res die Antwort ist, kann ich mich viel mehr dar­auf ver­las­sen, dass das Thema auch im Wahlkampf besetzt wer­den soll­te, um Wählerstimmen zu akti­vie­ren. Also: Schul- und Bildungspolitik, Finanz- und Wirtschaftskrise, Umwelt- und Klimapolitik und Wirtschaft sind TOP-Themen. Innere Sicherheit nicht; oder wur­de nach die­sem Thema ein­fach nicht gefragt? Das wäre ärger­lich, weil das eines der weni­gen Themenfelder ist, in denen ein Land gestal­tend tätig wer­den kann.

Bislang war es üblich, dass der NDR in den letz­ten Monaten vor der Wahl monat­lich eine Umfrage ver­öf­fent­licht. Zum Schluss dann in halb­mo­nat­li­chen Abständen. Denkbar wären außer­dem noch Umfragen der Lübecker Nachrichten und des ZDF im April. Der sh:z hat schon eine Umfrage gemacht, die Kieler Nachrichten haben in den letz­ten Jahren kei­ne Umfragen finan­ziert.

Betrachtet man den Umfragezeitraum, so könn­te man mut­ma­ßen, dass die Aktionen der FDP in den letz­ten Tagen in Schleswig-Holstein damit zusam­men hin­gen, sich erhof­fen zu kön­nen, durch lan­des­po­li­ti­sche Medienpräsenz Stimmen zu erha­schen. Wenns das war, dann hat es nichts gebracht. Die drei vor dem Komma ist nicht son­der­lich moti­vie­rend.

Nicht hin­rei­chend zu tren­nen ist die Motivlage der Wählerinnen und Wähler: Werden sie tat­säch­lich (schon) gelei­tet von lan­des­po­li­ti­schen Erwägungen oder ste­hen (noch) bun­des­po­li­ti­sche Präferenzen in Vordergrund?

Institut


Auftrag-geber


Befragte


Zeitraum


Datum


CDU


SPD


Grüne


FDP


Linke


SSW


Piraten


ande­re


FG WahlenZDFca. 1.00023.04. — 26.04.27.04.1231%31%12,5%7%2,5%4%9%3%
Infratest dimapNDRca. 1.00024.04. — 26.04.26.04.1230%32%13%6%2,5%4,5%9%3%
Infratest dimapNDRca. 1.00012.04. — 17.04.19.04.1231%32%13%5%2%4%10%3%
Infratest dimapNDRca. 1.00010.04. — 11.04.12.04.1232%32%12%4%3%4%11%2%
Infratest dimapNDRca. 1.00029.03. 201229.03.1234%32%15%4%4%4%5%2%
Infratest dimapFDP Bundes-ver­bandca. 1.000
09.03. – 13.0316.03.1234%33%15%4%3%4%5%2%
ForsaCDU Landes-ver­band?01.03. 2012?n. v. (Quellen: HA, KN)35%35%13%2%3%4%5%3%
Infratest dimapNDR1.00013.02 — 16.02.17.02.1233%33%16%3%3%3%5%4%
EmnidFDP Bundes-ver­band1.00017.01. – 19.01.20.01.1234%32%15%4%3%3%7%2%
Forsash:z1.00215.11. – 17.11.18.11.1133%32%17%3%3%3%6%3%
Infratest dimapNDR1.00026.09. – 27.09.28.09.1130%34%21%3%2%3%4%3%
Landtags-Wahl 200927.09.0931,5%25,4%12,4%14,9%6,0%4,3%1,8%3,5%

Quelle der Zahlenwerte: Wahlrecht.de Hinweis: Die Tabelle wird auch nach Erscheinen des Artikel regel­mä­ßig aktua­li­siert.

Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

Ein Gedanke zu “NDR Umfrage: SPD und CDU gleichauf”:

  1. Ulf Kämpfer

    Interessant an der Umfrage fin­de ich, dass in den vor­he­ri­gen drei Umfragen der Abstand zwi­schen schwarz­gelb und rot­grün ste­tig klei­ner wur­de, von anfangs 22 auf nur noch 9 Prozentpunkte Vorsprung für rot­grün. Nun ist die­ser Trend nicht nur gestoppt, son­dern umge­kehrt wor­den: Er ist wie­der auf 13 Prozentpunkte gewach­sen.

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