ACTA: Landtag einstimmig dagegen - Demos in Kiel, Lübeck und Husum

Von | 24. Februar 2012

Der schles­wig-hol­stei­ni­sche Landtag wird sich heu­te nach­mit­tag (die Abstimmung ist für 17.40 Uhr geplant) ein­stim­mig gegen ACTA aus­spre­chen. Der Konsens war mög­lich, nach­dem der Antrag den Ausgleich zwi­schen dem „berech­tig­ten Anliegen eines Urheberrechtschutzes auch im Internet” und der „gleich­zei­ti­gen Wahrung von Grund- und Freiheitsrechten der Nutzerinnen und Nutzer” sucht.

Der Antrag hat fol­gen­de Wortlaut:

Der Landtag for­dert die Landesregierung auf, sich auf natio­na­ler und euro­päi­scher Ebene dafür ein­zu­set­zen, dass das ACTA-Abkommen in sei­ner jet­zi­gen Form nicht rati­fi­ziert wird. Der Text eines neu zu ver­han­deln­den Abkommens soll­te in einem trans­pa­ren­ten Verfahren mit allen betrof­fe­nen Beteiligten öffent­lich breit dis­ku­tiert und recht­lich bewer­tet wer­den. Dabei gilt es, neue Wege zu fin­den, mit deren Hilfe das berech­tig­te Anliegen eines Urheberrechtschutzes auch im Internet unter gleich­zei­ti­ger Wahrung von Grund- und Freiheitsrechten der Nutzerinnen und Nutzer sicher­ge­stellt wer­den kann. Durch ACTA dür­fen Internetprovider nicht dazu ver­pflich­tet wer­den, weit­rei­chen­de Überwachungen der Nutzerinnen und Nutzer ihrer Dienste vor­zu­neh­men.

Wer in Forschung und Entwicklung inves­tiert, muss sicher sein kön­nen, dass ein fai­rer Wettbewerb statt­fin­det.

Bei einem neu zu ver­han­deln­den Abkommen muss es eine aus­rei­chen­de Beteiligung und Berücksichtigung der berech­tig­ten Belange der Länder geben, wie der Bundesrat bereits mit Beschluss vom 7. Mai 2010 ange­mahnt hat (BR-Drs. 201/​10).

Der Schleswig-Holsteinische Landtag begrüßt die unab­hän­gi­ge Überprüfung von ACTA durch den Europäischen Gerichtshof.

Am Samstag (25. Februar) wird nicht nur in Kiel gegen ACTA demons­triert. In Lübeck rufen Piratenpartei und Jusos Bürgerinnen und Bürger auf, sich an den euro­pa­wei­ten Protesten gegen das am 26. Januar von der EU unter­zeich­ne­te „Anti Counterfeiting Trade Agreement“ (ACTA) zu betei­li­gen.

Das Sepektrum der Meinungen ist breit. Uli König, Listenkandidat Piratenpartei Schleswig-Holstein, hält die Überprüfung von ACTA durch den Europäischen Gerichtshof für den fal­sche Ansatz: „Die EU-Vertreter soll­ten sich nicht fra­gen, ob ACTA recht­lich mach­bar ist, son­dern ob es der rich­ti­ge Weg in einer Wissensgesellschaft ist.“ Der Landesvorsitzender der Jusos, Alexander Wagner, und Christopher-Daniel Gregorczyk, netz­po­li­ti­scher Sprecher der Jusos, hal­ten dage­gen fest, dass die Überprüfung durch Europäischen Gerichtshof Bände spre­che: „Das Abkommen ist dadurch im Prinzip schon geschei­tert, bevor es über­haupt ins EU-Parlament kommt.“

In Lübeck fin­det die Demonstration am 25. Februar ab 14 Uhr statt. Startpunkt des Umzugs durch die Innenstadt ist der Holstentorplatz. Zum Auftakt spre­chen der SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Rother aus Lübeck und Torsten Krahn, Pressesprecher und Vorstandsmitglied der Piratenpartei Schleswig-Holstein.

Zur Demonstration in Kiel, die am Samstag um 15.00 Uhr beginnt, rufen neben Piratenpartei und Jusos auch die Grünen auf. Deren Sprecherin Marlene Löhr und der netz­po­li­ti­sche Sprecher Thomas Lange fin­de es groß­ar­tig, „wie vie­le jun­ge nicht orga­ni­sier­te Menschen sich unter dem Aufruf „Stoppt ACTA” ver­sam­melt haben”. Die Veranstalter pla­nen, nach dem Demozug durch die Innenstadt mit den Kielern ins Gespräch über ACTA zu kom­men. Dazu wer­den die Demoteilnehmer, sich in einer Art Flashmob in klei­nen Gruppen durch die Stadt zu bewe­gen und Menschen zu die­sem Thema anzu­spre­chen und zu infor­mie­ren.

Update: Torge Schmidt mach­te mich dar­auf auf­merk­sam, dass auch in Husum eine Demonstration statt­fin­det. Los geht es um 15.00 Uhr auf dem Husumer Markplatz. Es gibt ein Facebook-Event.

Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

2 Gedanken zu “ACTA: Landtag einstimmig dagegen - Demos in Kiel, Lübeck und Husum”:

  1. Thilo P

    Ich finds irgend­wie bedenk­lich, wenn man schreibt „Der schles­wig-hol­stei­ni­sche Landtag wird sich heu­te nach­mit­tag (…) ein­stim­mig gegen ACTA aus­spre­chen.”

    Weil das bedeu­ten wür­de, dass der Landtag selbst nicht das ent­schei­den­de Gremium ist, son­dern halt die Parteispitzen. Man soll­te schon Entscheidungen abwar­ten — ob es nicht doch Gegenstimmen gibt. Das darf nicht nur eine Formalie sein.

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    1. Swen Wacker

      Formal hast Du recht. Faktisch gab es ges­tern Verhandlungen mit dem Ziel, eine inter­frak­tio­nel­le (Fraktionen!, nicht: Parteien) Einigkeit zu erhal­ten. Die Fraktionsspitzen wer­den den Antrag nicht unter­zeich­net haben, ohne sich sicher zu sein, dass ihre jewei­li­gen Fraktionen ihre Auffasssung tei­len. Ich hielt es des­halb für ver­tret­bar, in dem Artikel den wahr­schein­li­chen Beschluss anzu­kün­di­gen. Wir den­ken uns also bis heu­te nach­mit­tag ein „vor­aus­sicht­lich” hin­zu.

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