Transparenz, Öffentlichkeit und Vertrauen

Von | 30. September 2012

Kein Begriff hat der­art Konjunktur wie „Transparenz”. Transparenz erfährt einen Hype. Transparenz gilt als Allheilmittel gegen schlech­te Politik. Denn selbst wenn die Politik nicht bes­ser wird, war sie doch zumin­dest trans­pa­rent. Transparenz als Qualitätsmerkmal. Wen man dis­kre­di­tie­ren will, nennt man intrans­pa­rent. Das Pendel schwingt extrem in Richtung Transparenz aus. Die Kehrseite aber von voll­stän­di­ger Transparenz ist tota­le Überwachung.
Was soll Transparenz eigent­lich bewir­ken? Im Kern geht es dar­um, das vie­le Menschen vor den Ergebnissen von Politik ste­hen und unzu­frie­den sind. Sie ver­ste­hen nicht, war­um das jetzt so ist, wie es ist. Wie kommt die Politik dazu, etwas so zu ent­schei­den? Das poli­ti­sche System dahin­ter ver­ste­hen sie nicht. Der Effekt Intransparenz. Das System ist undurch­schau­bar.

Nun kann man anfan­gen und sich mit unse­rem System der par­la­men­ta­ri­schen Demokratie zu beschäf­ti­gen: Die Entscheidung ist so gefal­len, weil im Parlament eine Mehrheit dafür gestimmt hat. Das ist so ober­fläch­lich, dass es fast nach einer Tautologie klingt. Warum hat gera­de die­se Mehrheit gera­de die­sen Beschluss gefasst, ist die Frage, die sich als nächs­tes ergibt. Und dann wird es kom­pli­ziert. Dann muss man sich mit Ausschüssen und Koalitionen befas­sen. Für den Betrachter wird es dann intrans­pa­rent, weil das Netz der Informationen immer dich­ter wird: Wieso hat eine Partei irgend­wann irgend­was beschlos­sen? Wieso kommt das in die­sen Ausschuss? Wer ist für was? Warum wird die­ser oder jener Kompromiss geschlos­sen? Welchen Einfluss haben Ministerien und exter­ne Interessenvertreter? Viele die­ser Informationen gibt es — Kaum einer hat Zeit, sich da ein­zu­ar­bei­ten und vor allem ändert das nichts an dem Beschluss, der mir nicht gefällt.  

Die Piraten haben es nun so gemacht: Statt sich das anzu­schau­en und zu ver­su­chen, das Informationsdickicht zu lich­ten, um dann am Ende auch nur die Vergangenheit zu ver­ste­hen, bau­en sie alles von Grund neu auf. Sie grün­den eine Partei, sie grün­den Landesverbände, Kreisverbände, Ortsvereine, Arbeitskreise, bau­en sich eine Struktur auf, fan­gen an über Themen zu spre­chen und Entscheidungen zu fäl­len, sie fin­den her­aus, wie man sich zu Wahlen anmel­det, wie man Parteitage orga­ni­siert und Listen auf­stellt. Wer da von Anfang an dabei war, hat ver­stan­den, wie die Partei funk­tio­niert. Mit die­sem System, das sie selbst ver­ste­hen, ver­su­chen sie jetzt in Parlamenten mit­zu­ar­bei­ten und auch dort Schritt für Schritt zu ver­ste­hen, wie das alles funk­tio­niert.

Das Problem ist aber, dass sie Öffentlichkeit mit Nachvollziehbarkeit ver­wech­seln und das dann Transparenz bzw. Intransparenz nen­nen. Schon wer heu­te zur Piratenpartei kommt, muss sich in einem kom­ple­xen System sei­nen eige­nen Weg suchen, muss ler­nen, wie die Abläufe sind, wer für was zustän­dig ist — wie in ande­ren Parteien, wie in jeder grö­ße­ren Organisation. Für neue Piraten ist in der Partei zwar alles öffent­lich — auf Anhieb durch­schau­bar („trans­pa­rent”) ist es aber nicht mehr. An die Stelle der Transparenz tritt das Vertrauen: „Die wer­den das schon rich­tig machen.”

Vertrauen ist die Brücke zwi­schen Wissen und Nichtwissen: Wenn ich jeman­den beim Laufen beob­ach­te, und er wird kurz von einer Wand ver­deckt, kommt aber nach etwa der erwar­te­ten Zeit am ande­ren Ende der Wand her­vor, kann ich dar­auf ver­trau­en, dass die Person ein­fach gera­de­aus wei­ter gegan­gen ist.

In der Politik geht es um den Ausgleich zwi­schen ver­schie­de­nen, gesell­schaft­li­chen Interessen. Ein abs­trak­tes Beispiel: Die Einen wol­len mög­lichst wenig Steuern bezah­len, die Anderen wol­len einen Staat, der sich um alles mög­li­che küm­mert. Beides zusam­men geht nicht und die­sen Gegensatz kann man auch nicht weg­dis­ku­tie­ren. Beide wol­len mög­lichst viel von ihrer Politik haben, weil sie den ande­ren Weg ein­fach für falsch hal­ten. Wenn nun bei­de Seiten wis­sen, was der ande­ren tun wird, pas­siert gar nichts mehr. Zwei Schachspieler, die Gedanken lesen könn­ten — es käme kein Spiel zustan­de1.

Wer nun sagt: Diese Spiel will ich auch gar nicht mit­spie­len, ist naiv: Vollkommene Transparenz ist ein theo­re­ti­sches Modell, dass schon in der Wirtschaftswissenschaft mit dem Homo Oeconomicus wenig über die Realität sagt. Nicht ein­mal der Mensch ist sich selbst trans­pa­rent. Und die unend­li­che Verfügbarkeit von Informationen über­for­dert den Menschen. An einem bestimm­ten Punkt, muss man sich selbst ver­trau­en und Anderen ver­trau­en. Das gilt sogar für Vertreter der Post-Privacy: Ein Teil von mir, wird mir immer ver­schlos­sen blei­ben.

Es geht also um die Abwägung von Öffentlichkeit und Nicht-Öffentlichkeit. Ich kann hier aus eige­nem Wissen nur für die SPD spre­chen, ver­mu­te aber, dass es in den ande­ren Parteien nicht so grund­le­gend anders ist. Aber genau die­se Abwägung ist, was Parteien grund­sätz­lich machen: Sie sind offen für alle, die mit­ma­chen wol­len. Treffen von Arbeitskreisen usw. sind öffent­lich. Grundsätzlich wer­den dort die Inhalte erar­bei­tet. Parteitage sind öffent­lich. Da wer­den die Inhalte dann beschlos­sen. In den Parlamenten sind die Ausschüsse öffent­lich, die den Arbeitskreisen in den Parteien ent­spre­chen und das Parlament selbst ist öffent­lich, was den Parteitagen ent­spricht. Sitzungen, in denen dar­über gespro­chen wird, wie man vor­geht, in denen es um Taktik geht, sind nicht öffent­lich. Dort wird dann abge­stimmt, wie weit die „Schlanker Staat Partei” der „Sozialstaatspartei” höchs­tens ent­ge­gen kom­men will und hofft, dass man das nicht muss.

Sind die­se Sitzungen auch öffent­lich, wer­den sich die Teilnehmer zurück­hal­ten, kla­re Ansagen zu machen, weil sie dadurch ihren tak­ti­schen Vorteil ver­lie­ren. Mag sein, dass die Piraten das noch anders machen — ich möch­te aber wet­ten, dass die Abgeordneten auch mit­ein­an­der spre­chen, wenn das Mikrofon aus­ge­schal­tet ist. Eine öffent­li­che Fraktionssitzung wird so immer mehr zu Inszenierung von Transparenz- zur Pressekonferenz für Interessierte. Warum die Leute aber sagen, was sie gera­de sagen — ob das ihre eige­ne Meinung oder abge­stimm­te Position mit den Kolleginnen und Kollegen ist — das weiß man nicht. Da muss man Vertrauen.

Am Ende darf man nicht ver­ges­sen, was man eigent­lich errei­chen woll­te: Überwachung ist eine Möglichkeit. Sie schließt aber all die Leute aus, die kei­ne Lust dar­auf haben, dass alles was sie irgend­wann mal gesagt haben, für immer welt­weit abruf­bar ist. Die ande­ren Möglichkeit ist, so viel öffent­lich zu machen, dass man nach­voll­zie­hen kann, wie ein Beschluss ent­stan­den ist. Ein guter Hinweis auf die Entstehung ist zum Beispiel, wenn eine Partei, offen für Gäste, über das Programm dis­ku­tiert und beschließt. Und die­se Dinge dann in öffent­li­chen Ausschüssen vor­be­rei­tet und dann in Parlamenten beschlos­sen wer­den. Parallel müs­sen die betei­lig­ten Abgeordneten immer wie­der erklä­ren, was sie da gera­de machen. Und wenn das plau­si­bel klingt und zu dem passt, was pro­to­kol­liert und beschlos­sen wird, wird man nicht umhin kom­men, dem System und den Menschen zu ver­trau­en — nicht allen, aber zumin­dest eini­gen.

Nicht ver­trau­en darf man, wenn die­se Enden nicht zusam­men­pas­sen. Korruption, zu star­ker Lobbyeinfluss usw. müs­sen nicht akzep­tiert wer­den und das System muss so offen sein, dass sol­che Unregelmäßigkeiten auf­fal­len.

Ich habe eine Reihe Themen (Dinge, die tat­säch­lich mehr Öffentlichkeit ver­tra­gen, Bürgerbeteiligung, Parlamentarismus, Internetznutzung für poli­ti­sche Arbeit, Die Rolle des Journalismus, poli­ti­sche Bildung und die Pflicht, sich zu infor­mie­ren usw.) weg­ge­las­sen und ande­re Dinge, wie zum Beispiel die Abläufe in Parteien ver­ein­facht, um die­sen Text noch halb­wegs les­bar zu hal­ten. Ich bin aber der Meinung, dass es ohne Vertrauen nicht geht. Es muss geschütz­te Räume geben. Man darf das Thema Transparenz nicht noch mehr ideo­lo­gi­sie­ren, denn die Erwartungen an den posi­ti­ven Effekt von Öffentlichkeit für die Qualität von Politik wird am Ende ent­täu­schen wer­den.

11 Gedanken zu “Transparenz, Öffentlichkeit und Vertrauen”:

  1. Likedeel

    Eine Sache, die hier aller­dings außen vor gelas­sen wur­de ist die Idee der Teilhabe an poli­ti­schen Prozessen, die ganz kon­kret am Beispiel Ausschusssittzungen ver­deut­licht wer­den kann:

    Es stimmt, dass ein Großteil der Sitzungen öffent­lich sind, zumeist aber zu einer Zeit statt­fin­den, wo es nur einem klei­nem Teil der Bevölkerung mög­lich ist, die­sen wahr­zu­neh­men. Arbeitnehmer, Studenten oder in ihrer Mobilität ein­ge­schränk­te Menschen haben nicht die Chance eine sol­che Sitzung ohne wei­te­res zu besu­chen. Hier wäre eine Abrufbarkeit durch bspw. eine Mediathek zu einem selbst defi­nier­ten Zeitraum (Mittagspause, Feierabend, Wochenende) ein immenses Entgegenkommen.

    Zum Thema „Schaulaufen in gestream­ten Sitzungen” kann ich nur sagen, dass ich in mei­nen Äußerungen nun kei­nen signi­fi­ka­ten Unterschied in der Wahl mei­ner Worte mache, nur weil jemand mit­hö­ren kann. Ein Mensch, der ein öffent­li­ches Amt beklei­det soll­te zu sei­nen Äußerungen ste­hen, auch wenn die­se mal eine unbe­que­me Wahrheit ent­hal­ten.

    Die Pervertierung von Vertraulichekeit, Vertrauen und geschütz­ten Räumen sind einer der Gründe war­um in mei­ner Auffassung eine der­ar­ti­ge Verdrossenheit und Misstrauen gegen­über der Politik besteht.
    In einer Welt, in der man sich wirk­lich und wahr­haf­tig auf die Ehrbarkeit von Politiker ver­las­sen kann sind die im Blogbeitrag getä­tig­ten Ausführungen sicher rich­tig, zu die­sem Vertrauen müs­sen wir erst aber wie­der hin­kom­men, der Weg dahin ist mei­ner Meinung nach nur durch die Einsicht in mög­lichst vie­le poli­ti­sche Prozesse mög­lich.

    Zum Thema Einstieg in die „Welt der Piratenpartei” sei noch gesagt, dass die hier geschil­der­ten Probleme tat­säch­lich nicht von der Hand zu wei­sen sind. Ein „an die Hand neh­men” und das Erklären der mecha­nik ist zwin­gend not­wen­dig. Das haben wir erkannt und ver­su­chen der­zeit auch die­se Hürde zu ver­klei­nern.

    Insgesamt steckt in der Überlegung die­ses Blogeintrags auf der Metaebene viel Wahrheit, lei­der ist es für mein Verständnis aller­dings im Detail zu kurz gegrif­fen zu sagen, dass die Forderung nach einer trans­pa­ren­ten Politik zu einem Großteil auf der Idee basiert, dass dies als vor­ge­scho­be­ne Moralkeule dient.

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    1. Steffen VoßSteffen Voß Post author

      Wie gesagt: „Ich habe eine Reihe Themen (Dinge, die tat­säch­lich mehr Öffentlichkeit ver­tra­gen, Bürgerbeteiligung, Parlamentarismus, Internetznutzung für poli­ti­sche Arbeit, Die Rolle des Journalismus, poli­ti­sche Bildung und die Pflicht, sich zu infor­mie­ren usw.) weg­ge­las­sen…” ;-)

      Es ist ein Irrglaube, dass man alle Politiker_​innen ver­trau­en muss. Ich glau­be, dass alle, die im Landtag sit­zen, ordent­li­che Demokrat_​innen sind und die meis­ten wol­len einen ordent­li­chen Job machen. Ich ver­traue aber nur eini­ge, dass sie tat­säch­lich ver­tre­ten, was ich gut fin­de.

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      1. Likedeel

        Das kann ich anhand mie­ner Beobachtungen let­zer Woche jetzt nicht ohne wei­te­res unter­schrei­ben…

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        1. Steffen VoßSteffen Voß Post author

          Eine Sache noch: Diese Art und Weise, wie ihr Andersdenkende wie­der und wie­der als Antidemokraten dif­fa­miert, hal­te ich wirk­lich für demo­kra­tie­ge­fähr­dend. Es gibt genü­gend Menschen, die Euch das glau­ben.

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  2. Oliver Fink

    Interessant fin­de ich immer die Formulierung, es müs­se auch „geschütz­te Räume” geben. Damit haben sich in Eckernförde vor allem CDU und SPD gegen die Öffentlichkeit von Hauptausschusssitzungen aus­ge­spro­chen, bis die letz­te schwarz-gel­be Landesregierung dem auf Druck der FDP end­lich einen Riegel vor­ge­scho­ben hat, indem sie ver­fügt hat, dass alle Ausschusssitzungen grund­sätz­lich öffent­lich sind, solan­ge nicht in begrün­de­ten Einzelfällen die Nichtöffentlichkeit erfor­der­lich ist.

    Ich bin der Meinung, dass es die­se geschütz­ten Räume durch­aus geben muss, aber eben gera­de nicht in Gremien, die der Beschlussfassung die­nen. Ergo müs­sen Ausschüsse und Ratsversammlung /​ Kreistag /​ Landtag und Bundestag mei­ner fes­ten Auffassung nach grund­sätz­lich öffent­lich tagen. Für die Ausschüsse des Bundestages scheint das wohl zur­zeit nicht gewünscht zu sein, was mich als Demokraten ernst­haft stört. Man darf sich schon fra­gen, wel­che Debatten und Entscheidungen man den Bürgern nicht zumu­ten mag.

    Andererseits bin ich wie­der­um der Auffassung, dass es bei Gremien ohne Beschlusskompetenz durch­aus ziel­füh­rend sein kann, sie nicht­öf­fent­lich aus­zu­ge­stal­ten. Das gilt für mich ins­be­son­de­re für den Ältestenrat, der die kon­kre­te Planung des Ablaufs der Sitzungen vor­nimmt und in dem man sich auch ein­mal direkt die Meinung gei­gen darf, was das Verhalten eini­ger Sitzungsteilnehmer angeht. Dabei ist es übri­gens über­aus hilf­reich, wenn das nicht in öffent­li­che Fensterreden aus­ar­tet. Und es führt in der Sache tat­säch­lich zu bes­se­ren Ergebnissen.

    Insofern fin­de ich – bei allem Verständnis der Piraten für Öffentlichkeit und Transparenz –, dass sie bezüg­lich des Ältestenrats über das Ziel hin­aus­schie­ßen. Aber die gene­rel­le Forderung nach geschütz­ten Räumen tei­le ich nicht. Wer die Öffentlichkeit bei der Beschlussfassung grund­sätz­lich nicht aus­hält, möge bit­te der Politik bes­ser fern­blei­ben. Vielleicht den­ken gera­de die MdB dar­über ein­mal nach…

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    1. Timo Vogler

      Nachfrage, weil ich den Gedanken gut und nach­voll­zieh­bar fin­de: Warum erstreckt sich die Transparenforderung für beschlie­ßen­de Gremien auch auf die Bundestagsausschüsse? Meines Wissens wer­den dort nur Beschlüsse des Plenums vor­be­rei­tet, die dann noch ein­mal öffent­lich dis­ku­tiert und nach­voll­zo­gen wer­den (Ausnahmen: Europaausschuss gem. Art 45a GG sowie neu­er­dings in begrenz­tem Rahmen der Haushaltsausschuss gem. StabMechG und ESMFinG). Oder lie­ge ich da falsch?

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      1. Oliver Fink

        Im Prinzip ist das so rich­tig. Die wesent­li­che Arbeit und Argumentation zur Beschlussfindung fin­det jedoch in den Ausschüssen statt. Hier fin­den Anpassungen statt, wer­den mög­li­cher­wei­se Details und Kompromisse ver­han­delt und Deals gemacht. Da ist es schon inter­es­sant, wer wel­ches mit wel­chen Begründungen und Argumentationen macht. Hier wer­den auch gege­be­nen­falls schon Aspekte aus­sor­tiert, die dann spä­ter nie das Licht der Öffentlichkeit erbli­cken. Die Ausschussarbeit ist untrenn­bar mit der Arbeit im Bundestag ver­bun­den, im Gesetzgebungsprozess nicht ohne Grund auch fest vor­ge­se­hen. Meiner Überzeugung nach fal­len die Entscheidungen bereits in den Ausschüssen grund­le­gend, die Beschlussfassung in den über­ge­ord­ne­ten Gremien erfolgt dann ledig­lich noch for­mal.

        Vereinfacht dar­ge­stellt, ist die Arbeit in den Ausschüssen die inhalt­li­che und natür­lich auch die tak­ti­sche, die Debatte in Ratsversammlung /​ Kreistag /​ Landtag und Bundestag dann nur noch der öffent­lich aus­ge­tra­ge­ne Schaukampf. Dort sind dann alle Argumente bereits aus­ge­tauscht, Anpassungen an den Vorlagen fin­den kaum noch statt – wenn man von sol­chen Desastern wie der Abstimmung zum Meldegesetz ein­mal absieht. Die wirk­li­che Musik spielt aber im Ausschuss.

        Entgegen der Ansicht von Otto von Bismarck bin ich durch­aus der Meinung, dass die Bürger der Politik bei der Herstellung „der Würste” (http://is.gd/nYOMb3) auf die Finger schau­en kön­nen soll­ten, damit sie sich nicht allein auf die spä­te­ren Lobpreisungen der Verkäufer ver­las­sen müs­sen.

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  3. Patrick Breyer

    Fraktionssitzungen sind nur bei den PIRATEN öffent­lich. Dabei wird hier kei­nes­wegs nur über Taktik gespro­chen, son­dern die ent­schei­den­den poli­ti­schen Weichenstellungen für Gesetze getrof­fen, an die sich dann alle Bürger hal­ten müs­sen und für die alle Bürger bezah­len müs­sen.

    Nur wenn Vorhaben trans­pa­rent dis­ku­tiert wer­den, kön­nen sie die Bürger früh­zei­tig ein­brin­gen, noch bevor die Politik Weichenstellungen getrof­fen hat, von denen sie nach­träg­lich kaum noch abzu­brin­gen ist.

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    1. Steffen VoßSteffen Voß Post author

      Ich habe gar nichts dage­gen, dass öffent­lich über Inhalte dis­ku­tiert wird. Das machen ja alle Parteien so.

      Ich wet­te nur, dass ihr auf Dauer noch eine zwei­te, inter­ne Fraktionssitzung brau­chen wer­det, wenn ihr nicht jedes­mal doof im Ausschuss vor­ge­führt wer­den wollt, weil die ande­ren Fraktionen schon wis­sen, wie ihr argu­men­tie­ren wer­det.

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  4. Sebastian Schack

    Ein für mich wich­ti­ger Punkt, der hier auch noch nicht so recht zur Sprache kam: mir geht es bei Transparenz gar nicht so sehr um die Transparenz der ein­zel­nen Fraktionen — das ist ein net­ter Bonus, den ich ger­ne mit­neh­me.
    Viel wich­ti­ger ist mir die Transparenz der eigent­li­chen Politik und der Prozesse die da dran hän­gen.
    Es ist in mei­nen Augen ein Unding, dass jetzt wie­der unzäh­li­ge Steuer-Euros dafür auf­ge­wen­det wer­den müs­sen, um auf­zu­klä­ren was bei BER und der Elbphilharmonie (um nur zwei Beispiele zu nen­nen) falsch gelau­fen ist.
    Wären alle dahin­ter ste­hen­den Prozesse trans­pa­rent, wäre das ver­mut­lich alles an einem ver­län­ger­ten Wochenende geklärt.

    Die Transparenz der Fraktionen ist mir per­sön­lich hin­ge­gen rela­tiv(!) unwich­tig. Hier ist, für mich als Mitglied der Piraten, die Nachvollziehbarkeit wich­ti­ger. Ich muss und will gar nicht jedes Wort aus Fraktionssitzungen hören. Mir reicht es wenn am Ende kund­ge­tan wird auf wel­cher Grundlage man sich wofür ent­schie­den hat. Meinethalben auch noch wer dafür und wer dage­gen gestimmt hat.
    Wichtiger ist dann schon wie­der die Transparenz der Personen an sich. Es ist gut zu wis­sen, in was für Aufsichtsräten Parlamentarier x sitzt, ein­fach um zu ver­ste­hen, dass er viel­leicht(!) nicht nur(!) poli­ti­sche Interessen ver­folgt.

    Ansonsten gehe ich mit der Forderung nach geschütz­ten Räumen d’accord. Selbst wenn die Piraten die­se krampf­haf­te Öffentlichkeit von allem durch­hal­ten soll­ten, so wür­de sie zumin­dest in ande­ren Parteien zwangs­wei­se zu noch „schlim­me­rer” Hinterzimmerpolitik füh­ren. Die Piraten, gera­de in Schleswig-Holstein, sind ein klei­ner Haufen. In grö­ße­ren Fraktionen wird es viel stär­ke­re Konfliktlinien geben. Da ist es gut zu wis­sen, wen man auf sei­ner Seite hat bevor man einen kri­ti­schen Antrag ein­bringt — und wenn man so was der­einst nur noch von Box A zu Box B in den Landtagstoiletten klä­ren kann, dann wird das so pas­sie­ren. Ob das der Effizienz und Effektivität von Politik zuträg­lich ist bezweif­le ich stark.

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