Wie man eine Stadtverwaltung überrascht

Von | 31. Januar 2013

Die Verwaltung einer deut­schen Großstadt, sagen wir mal Köln, völ­lig zu über­ra­schen und auf dem fal­schen Fuß zu erwi­schen – das ist wahn­sin­nig ein­fach. Eine kur­ze Anleitung in drei Schritten: 1. Teile der Stadtverwaltung mit, dass ich in ziem­lich genau 2,5 Jahren etwas ändert. 2. Führe die­se Änderung ter­min­ge­recht durch. 3. Voilá! (Das ist – wie Marge Simpson einst so tref­fend bemerk­te – fran­zö­sisch für „Tadaaa!“.)

Seit dem 9. Juni 2010 ist bekannt, dass sich bei den Rundfunkgebühren etwas ändern wird. Insbesondere auch, dass die­se Änderung nicht aus­schließ­lich das Firmenschild am Tor der GEZ in Köln betrifft. Dieser Stichtag ist seit vier Wochen vor­bei und jetzt fällt der Kölner Stadtverwaltung auf „Oha, da hat sich was geän­dert, was müs­sen wir denn jetzt da über­wei­sen?“ Nicht dass Köln nicht ver­sucht hät­te, den seit dem 1. Januar fäl­li­gen Rundfunkbeitrag eigen­stän­dig zu ermit­teln. Seit November 2012 brü­tet eine Mitarbeiterin über den Bestimmungen zum Rundfunkbeitrag einer­seits und über den rele­van­ten Daten der Stadt Köln ande­rer­seits. Wie vie­le Gebäude gibt es, wie vie­le Mitarbeiter arbei­ten dort, wie vie­le Fahrzeuge besitzt die Stadt usw. usf. Weil sie das offen­bar nicht geschafft hat, ist die Stadt Köln ver­un­si­chert und stellt erst­mal die Zahlung des Rundfunkbeitrags ein.

Nun will ich an die­ser Stelle nicht der Mitarbeiterin die Schuld an dem Debakel geben, das hat ihr Dienstherr ver­bockt und dar­um geht es jetzt auch gar nicht. Viel inter­es­san­ter ist doch die Tatsache, dass die Änderung beim Rundfunkbeitrag für die Stadt Köln offen­bar so über­ra­schend kam, dass sie erst im November jeman­den mit die­ser Ermittlung beauf­tragt hat. Ähnlich stellt es sich gera­de bei uns in Schleswig-Holstein dar, wobei die Kieler Stadtverwaltung immer­hin schon weiß, wie viel sie an den Beitragsservice (ehe­mals GEZ) über­wei­sen muss. Trotzdem wird an der Förde gestöhnt, 48.000 statt 16.000 Euro sei ja ein ganz schö­ner Pappenstiehl, der arme Kämmerer kann schon nicht mehr ruhig schla­fen, yad­da-yad­da-yad­da, damit konn­te ja nun auch wirk­lich nie­mand rech­nen.

Diese allent­hal­ben aus­bre­chen­de Überraschung erin­nert doch stark an ähn­lich gela­ger­te Fälle wie zum Beispiel Weihnachten, Wahlen, Kieler Woche, Schleswig-Holstein Musikfestival oder den Beginn der Urlaubssaison. Kommt auch alles immer wahn­sin­nig über­ra­schend. Insofern war­te ich jetzt auf den Sommer und einen Zeitungsartikel, der unge­fähr so geht:

Der Westerbüdelstedter Bürgermeister Jan Jansen konn­te sich den plötz­li­chen Touristenansturm in dem Badeort auf Nachfrage nicht erklä­ren. ‚Ich bin völ­lig rat­los, was wol­len die denn alle hier?’, so Jansen gegen­über die­ser Zeitung.

Von:

Jörn Schaar ist Blogger und freier Mitarbeiter beim Norddeutschen Rundfunk.

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