Die Sache mit dem Endlager

Von | 25. April 2013

Gestern ging es im Landtag um das Thema Atommüll und dar­um, wo der zwi­schen­ge­la­gert wer­den soll. Zwischengelagert, bis man ein Endlager gefun­den hat. So ein Endlager soll seit neu­es­tem in ganz Deutschland gesucht wer­den. Das Konzept „Endlager” aber stammt aus einer Zeit, da man jede Art von Müll end­ge­la­gert hat.

Neulich war ich auf einer Veranstaltung auf der jemand zuver­sicht­lich ver­kün­de­te, dass wir kein Endlager bräuch­ten. Bis wir das gefun­den hät­ten, sein gar kein Atommüll mehr da, weil wir inzwi­schen einen gefun­den hät­ten, den Müll rest­los auf­zu­brau­chen. Das Publikum war eher nicht über­zeugt.

Bei „Hart aber Fair” hat Ranga Yogeshwar ein­mal dar­auf hin­ge­wie­sen, dass wir über­haupt kei­ne Eile bei der Suche nach einem Endlager hät­ten. Das Zeug wür­de so lan­ge gefähr­lich strah­len, dass es auf ein paar Jahre nicht ankä­me.

Ich kann an das Konzept „Endlager” nicht glau­ben. Wir wis­sen nicht ein­mal genau, was in den ver­gan­ge­nen Jahrhunderttausenden unter der Erde pas­siert ist. Wie soll­te das irgend­wer für die Zukunft garan­tie­ren. Und garan­tie­ren müss­te man das. Man kann den Atommüll nun mal nicht ein­fach so wie­der her­aus­ho­len — das sieht man recht gut am Beispiel „Atomklo Asse”.

Die Endlagersuche ist rei­ne Augenwischerei — schon aus poli­ti­schen Gründen wird es das nie geben. Wir wer­den ein­fach so lan­ge auf das Zeug ober­ir­disch auf­pas­sen müs­sen, bis es ent­we­der nicht mehr strahlt oder es tat­säch­lich eine tech­ni­sche Lösung gibt.

Oberirdisch kann man die Behälter bei Gefahr auch noch ver­la­gern. Mit ober­ir­di­scher Lagerung haben wir viel Erfahrung. Und man wird auch viel ein­fa­cher poli­tisch eine Lösung fin­den, wenn sich tat­säch­lich alle Länder an der Lagerung betei­li­gen.

Was nicht geht ist „Not in my Backyard”. Schleswig-Holstein hat die Atompolitik in der Vergangenheit unter­stützt — es gab einen brei­ten gesell­schaft­li­chen Konsens für die Atomkraft. Noch bis vor Kurzem konn­ten Parteien, die aus­drück­lich auf Atomkraft setz­ten, Mehrheiten in Bund und Land bekom­men. Das Land hat den Strom mit ver­braucht. Deswegen steht Schleswig-Holstein auch in der Verantwortung, sich um die Folgen zu küm­mern.

8 Gedanken zu “Die Sache mit dem Endlager”:

  1. Basti

    Als die zivi­le Atomnutzung ein­ge­führt wur­de, dach­te man ja auch noch, irgend­wann die Technologie des „Schnellen Brüters” zu beherr­schen. Das ist dann ein Atomreaktor, bei dem 1. alte Brennstäbe wie­der­ver­wer­tet wer­den kön­nen und 2. mehr Energie /​ spalt­ba­res Material raus­kommt, als man rein­steckt. Eine unend­li­che Energiequelle also. Das war lei­der, aus heu­ti­ger Perspektive, nai­ver Optimismus.
    Jetzt hat man also ganz viel Mist rum­lie­gen, und zudem eine rela­tiv nied­ri­ge Energiebilanz. Besonders, wenn man die vie­len Risiken und Folgekosten bedenkt.

    Die „Endlager-„suche hat näm­lich eini­ge Tücken. Wir haben nicht die Möglichkeiten, den Müll so zu lagern, dass er nach >100.000 Jahren nicht doch in die Umwelt zurück kommt (durch Erosion o.ä.). Außerdem ist in kei­nem Fall klar, dass zukünf­ti­ge Generationen unse­re Warnzeichen ver­ste­hen wer­den. Warnschilder sind kul­tu­rel­le Leistungen, deren Deutung nicht „ein­deu­tig” ist. Das sieht man bereits heu­te. Dauerhaft sicher und engül­tig weg ist der Müll also nie.

    Also kein Endlager? Am sichers­ten wäre wohl, das Zeug ein­fach in die Sonne zu schie­ßen, sobald wir die tech­ni­schen Möglichkeiten haben.

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  2. Steffen VoßSteffen Voß Post author

    Man soll­te eine Handvoll Zwischenlager ein­rich­ten. Jeweils für 25 Jahre. Danach müs­sen neue Zwischenlager in ande­ren Bundesländern ein­ge­rich­tet wer­den. So ver­al­ten die nicht und es wird kul­tu­rell über­lie­fert, was das Zeug ist und war­um es so gefähr­lich ist. Und die Sicherheitskräfte, die für die nächs­ten paar Millionen Jahre drauf auf­pas­sen, wer­den von den Energieriese bezahlt.

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    1. Thilo P

      Nur erwähnst Du dabei eines nicht: Wenn die Energieriesen in 100 jah­ren Pleite sein soll­ten (z.B. auch wegen die­ser Kosten), bleibt eh wie­der alles an den Steuerzahlern hän­gen. Oder die Abfälle wer­den von Terrorregimen als Waffen (schmut­zi­ge Bomben) ein­ge­setzt. Das in 100 Jahren nicht jeder ein­fach in ein „Endlager” rein­spa­zie­ren und sich bedie­nen kann, kann uns nie­mand ver­spre­chen.

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  3. Thilo P

    Ich habe da vor eini­gen Jahren mal eine inter­es­san­te Fernseh-Doku gese­hen, wo man ver­schie­de­ne Möglichkeiten durch­spiel­te. Fakt ist, wir wis­sen nicht wie unse­re Gesellschaft in 50 – 100 Jahren ausieht. Deswegen müss­te Atommüll im Prinzip so ver­bor­gen wer­den, dass nie­mand mehr dran kommt. Das scheint aber fast unmög­lich. Man hat­te da dann auch über­legt einen Orden zu grün­den, der garan­tiert, dass die Inhalte der Warnungen oral wei­ter­tra­diert wer­den. Unter dem Strich aber ist es so, dass es kei­ne Entsorgung gibt. Ich fra­ge immer: Was ist der Preis für die Entsorgung einer Tonne Müll, für die es kei­ne Entsorgung gibt? Würde sagen UNENDLICH. Das mul­ti­pli­zie­ren kön­nen wir uns dann spa­ren. Und von wegen in die Sonne schie­ßen: Glaube ich nicht dran. Rein phy­si­ka­lisch braucht das tie­risch viel Energie. Nehmen wir man die­sen Artikel (http://www.focus.de/wissen/weltraum/odenwalds_universum/tid-15408/raumfahrtvisionen-transport-durchs-all-das-projekt-weltraumlift_aid_432661.html ) : „Die US-ame­ri­ka­ni­sche LiftPort Group stellt einen funk­ti­ons­fä­hi­gen Weltraumaufzug bis 2031 in Aussicht. Er könn­te die Kosten pro Kilogramm Weltraumfracht von der­zeit Zehntausenden von Dollar auf etwa 220 Dollar sen­ken – bei einer täg­li­chen Kapazität von 15 Tonnen.” Das sind erst mal nur Pläne. Aber bei dem Müll aus Russland mit 700.000 Tonnen wären das 700.000*220000 (Kosten pro Tonne). Eine unfass­ba­re Zahl.
    Im Grunde sind wir hier ja bei einem Kernprobleme: Wir betrei­ben Kernkraftwerke und es gibt kei­ne Entsorgung. Und es wird dafür wohl auch nie eine zufrie­den­stel­len­de Lösung geben.

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  4. Kai Dolgner

    Hier muss ich wider­spre­chen. Natürlich ist es siche­rer, allei­ne wg. der Abschirmung, Schutz vor Außeneinwirkung und der bes­se­ren Zugangskontrolle (es lässt sich schließ­lich eine Menge Schaden damit anrich­ten) das Zeug unter­ir­disch zu lagern. Bunker wer­den ja auch nicht ganz ohne Grund unter­ir­disch ange­legt. Richtig ist, dass der Müll rück­hol­bar sein muss, allei­ne weil kein Mensch etwas zur sehr lang­fris­ti­gen Stabilität der Behälter ernst­haft etwas sagen kann, aber fast jede Legierung kor­ro­diert halt doch mess­bar in die­sen lan­gen Zeiträumen. Da wird wohl alle 1000 bis 10.000 Jahre ein Behälterwechsel not­wen­dig sein. Zumindest muss das stän­dig über­wacht wer­den. Ich glau­be, als ehe­ma­li­ger Leiter einer Werkstoffprüfung und ehe­ma­li­ger Strahlenschützer bin ich nicht kom­plett dis­qua­li­fi­ziert etwas dazu bei­tra­gen. Rückholbarkeit geht aber nur in kris­tal­li­nen Formationen, sprich Granit, ver­nünf­tig, zumin­dest für die nächs­ten 10.000 Jahre oder so. Idealerweise >100 m über den Meeresspiegel. Das wir in abseh­ba­rer Zukunft Energiequellen fin­den, die es ermög­li­chen allei­ne die 10000 Kubikmeter(!) deut­schen hoch­ra­dio­ak­ti­ven Atommülls in die Sonne zu schie­ßen, wage ich doch zu bezwei­feln. Von den kata­stro­pha­len Folgen eines Fehlstartes ganz zu schwei­gen.…

    P.s.: Auch mit dem schnel­len Brüter hät­te sich, grob gespro­chen, die Menge des strah­len­den Mülls nicht redu­zie­ren las­sen, hier wird nur zusätz­li­ches Spaltbares Material erzeugt, also sta­bi­les und damit „unbrauch­ba­res” Natururan 238 (dass bei der Urangewinnung näm­lich zu 99% anfällt) zunächst in insta­bi­les Uran 239 durch Neutroneneinfang „ver­wan­delt” wird und dann wei­ter zer­fällt. Gibt dann noch diver­se Anreicherungsprozesse aber atom­müll­tech­nisch ist das IMHO sogar noch kri­ti­scher, vor allem weil man da auhc noch Plutonium hän­deln muss

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    1. Basti

      Ja, das stimmt natür­lich alles. Ich hof­fe trotz­dem, dass inner­halb der nächs­ten Jahrhunderte die Technik so weit fort­ge­schrit­ten ist, dass wir das Zeug vom Planeten weg bekom­men.
      Auch wenn die Hoffnung in die Technik der Zukunft gera­de das ist, was uns letz­ten Endes das Atommüllproblem ein­ge­bracht hat ;)

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  5. Oliver Fink

    Zunächst ein­mal sind Stefan und Kai ja gar nicht soweit aus­ein­an­der. Ich glau­be auch, dass ein Endlager eine Chimäre ist, die sich ver­nünf­tig abschätz­bar tech­nisch nicht umset­zen lässt. Dazu sind die Zeiträume ein­fach zu groß.

    Ich den­ke auch, dass eine unter­ir­di­sche Lagerung – aller­dings weit genug ent­fernt von N.N. – deut­lich bes­ser wäre, weil dadurch Einwirkungen von außen (bspws. Flugverkehr) leich­ter zu sichern wäre. Allerdings müss­te es, anders als in der Asse umge­setzt, kom­plett rück­hol­bar aus­ge­legt sein.

    Ich fin­de ja auch die Tatsache, dass aus­ge­rech­net Robert Habeck sich dafür ein­setzt, dass auch Schleswig-Holstein Atommüll auf­neh­men muss, sehr mutig. Zumal nie­mand anders als ein Grüner Minister die­sen Vorschlag hät­te machen kön­nen, ohne dass es einen Aufstand gege­ben hät­te. Und er hat recht, wenn er dar­auf hin­weist, dass Schleswig-Holstein nicht über Jahre 3 Atomkraftwerke betrei­ben kann, um sich dann zu wei­gern, zur Lagerung und Entsorgung des ent­stan­de­nen Mülls bei­zu­tra­gen.

    Ich möch­te aber doch nicht ver­säu­men, eine Passage aus der Rede des Sportfreunds Kubicki zu zitie­ren, die – völ­lig unab­hän­gig davon, wie man zu ihm per­sön­lich oder poli­tisch ste­hen mag – genau die Frage auf­wirft, die auch ich mir stel­le:

    »Kollege Matthiessen sag­te hier also am 23. März 2012 aus­weis­lich des Plenarprotokolls in Richtung des dama­li­gen Ministers Schmalfuß:

    „Wir stel­len zum wie­der­hol­ten Male fest, Herr Minister: Der Betreiber Vattenfall kann es nicht oder ­ das muss man viel­leicht ver­mu­ten ­will es nicht. Die Betreiberin geht nicht ver­ant­wor­tungs­voll mit Atomkraft um.”

    Und wei­ter sag­te Matthiessen:

    „Es fehlt Vattenfall an Transparenz und Offenheit. Immer nur ver­schlei­ern, ver­tu­schen, klein­re­den! Aus den genann­ten Gründen for­dern wir: Vattenfall muss die Betriebsgenehmigung für die AKW Krümmel und Brunsbüttel ent­zo­gen wer­den.”

    Es sind die­sel­ben Grünen, die uns jetzt im Brustton der Überzeugung erklä­ren wol­len, dass sie Verantwortung für Deutschland über­näh­men. Die schles­wig-hol­stei­ni­schen Grünen über­neh­men Verantwortung, indem sie eben die­sen Betreiber ­ Vattenfall ­,

    · den Sie vor einem Jahr in bei­spiel­lo­ser Weise beschimpft haben,
    · dem Sie die Zuverlässigkeit abge­spro­chen haben und
    · dem Sie Verschleierung und Vertuschung vor­ge­wor­fen haben,

    jetzt damit beauf­tra­gen wol­len, meh­re­re Castoren mit hoch­ra­dio­ak­ti­ven Abfällen in den kom­men­den Jahrzehnten zu beauf­sich­ti­gen.

    Vattenfall kann aller­dings nur eines sein: Entweder das Unternehmen
    ist als Betreiber unzu­ver­läs­sig, oder es ist zuver­läs­sig.«

    Ich habe nicht, wie die Grünen, in der Vergangenheit gefor­dert, Vattenfall die Berechtigung für den Betrieb von kern­tech­ni­schen Anlagen zu ent­zie­hen (http://is.gd/zVRqYr), nur um denen jetzt die Verantwortung für die ver­ant­wor­tungs­vol­le Aufgabe der Zwischenlagerung von Atommüll anzu­ver­trau­en.

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