Das neue Schuljahr beginnt

Von | 8. August 2013

Am Montag ist das neue Schuljahr in Schleswig-Holstein gestar­tet und es gibt eine gan­ze Reihe inter­es­san­ter Fakten und Zahlen dazu, die kürz­lich vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft ver­öf­fent­licht wur­den.

In den kom­men­den Tagen fin­den die Einschulungen für die neu­en Erstklässler statt, deren Zahl im Vergleich zum Vorjahr, in dem etwa 22.500 neue Schüler ein­ge­schult wur­den, fast kon­stant geblie­ben ist. In ihrer Gesamtzahl ist jedoch die Anzahl aller Schüler um etwa zwei Prozent auf 385.200 Schüler in allen öffent­li­chen all­ge­mein bil­den­den Schulen im Land gesun­ken. Nur an den berufs­bil­den­den Schulen ist ein leich­ter Anstieg zu ver­zeich­nen. In dem fol­gen­den Schaubild sind die Verteilungen der Schüler auf die ver­schie­de­nen all­ge­mein­bil­den­den Schulzweige und Förderzentren dar­ge­stellt.Schüler-SchulzweigeMittlerweile wur­den 60 Prozent der all­ge­mein­bil­den­den Schulen und Förderzentren zu Ganztagsschulen umge­wan­delt, sodass es in Schleswig-Holstein mitt­ler­wei­le 468 offe­ne und 32 gebun­de­ne Ganztagsschulen gibt.

Für die Gymnasien des Landes wird das Schuljahr 2013/​2014 ein span­nen­des Jahr, denn dort beginnt die Phase des ‚dop­pel­ten Abiturjahrgangs’, da 9.600 Schüler aus dem neun­ten Jahrgang des acht­jäh­ri­gen Bildungsganges (G8) und 10.100 Schüler aus dem zehn­ten Jahrgang des neun­jäh­ri­gen Bildungsgangs (G9) in die Sekundarstufe II wech­seln und in den kom­men­den drei Jahren gemein­sam den Weg bis zu Abitur gehen.

In Schleswig-Holstein gibt es 815 Schulen, die sich auf die ver­schie­de­nen Schularten fol­gen­der­ma­ßen auf­tei­len.
Schulen im ÜberblickDoch nicht nur für vie­le Schüler im Land ist das eine span­nen­de Zeit des Neuanfangs, son­dern auch für die 485 Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst, die an den Schulen den prak­ti­schen Teil ihrer Ausbildung absol­vie­ren und anwen­den müs­sen, was sie im Studium gelernt haben. Auf die ver­schie­de­nen Schularten glie­dern sich die­se zu fol­gen­den Teilen auf.
Lehrkräfte im VorbereitungsdienstNeben den Lehrern im Vorbereitungsdienst wur­den auch 451 Lehrkräfte für unbe­fris­te­te Stellen ein­ge­stellt, dazu kom­men noch eine gan­ze Reihe von befris­tet Angestellten, deren Zahl jedoch noch nicht genau bezif­fert wer­den kann, da die Auswahlverfahren teil­wei­se noch nicht abge­schlos­sen sind. Die shz berich­te­te heu­te über die teil­wei­se sehr belas­ten­den Rahmenbedingungen, mit denen vie­le jun­ge Lehrkräfte sich arran­gie­ren müs­sen, da sie oft nur in Vertretungsstellenverträge ange­stellt wer­den, die manch­mal nur zwei Monate andau­ern und dann die Schule wie­der wech­seln müs­sen. Doch auch nach Pensionierungen von Beamten wer­den die frei wer­den­den Stellen häu­fig in befris­te­te Stellen umge­wan­delt, obwohl die Schulen durch­aus den Bedarf an Kollegen haben, die lang­fris­tig blei­ben kön­nen. Dieser Trend ist für alle Beteiligten belas­tend, denn mal abge­se­hen von dem Stress, die der­art unge­wis­se Aussichten für die betrof­fe­nen Lehrkräfte haben, ste­hen auch die Schulen in regel­mä­ßi­gen Zyklen vor zeit­auf­wän­di­gen Planungsaktivitäten, die die­se Lehrerwechsel mit sich brin­gen. Engagierte Schulentwicklung wird eben­falls deut­lich schwie­ri­ger, da neue Kollegen ein­ge­ar­bei­tet wer­den müs­sen und nicht wis­sen, wie lan­ge sie an die­ser Schule blei­ben, was sich auch auf die Motivation, sich an Entwicklungsprozessen aktiv zu betei­li­gen, aus­wirkt. Am stärks­ten tref­fen häu­fi­ge Wechsel natür­lich die Schüler, die Kontinuität brau­chen und für die es nicht lern­för­der­lich ist, in einem Schuljahr mehr­fach Fachlehrer- oder gar Klassenlehrerwechsel zu haben.

Das neue Schuljahr ist also nicht nur eine Aneinanderreihung von Fakten und Zahlen, son­dern auch eine ech­te Herausforderung für Schulen, Schüler, Eltern und Lehrer, die alle­samt auf kon­struk­ti­ve Impulse von Seiten der Bildungspolitiker des Landes hof­fen, die nicht nur die finan­zi­el­len Ressourcen im Blick haben, son­dern auch die Bedürfnisse der Menschen hin­ter den Zahlen beden­ken.

Von:

Melanie Richter lebt seit mehr als 20 Jahren in Kiel, ist parteilos, seit 2010 Mitglied im Verein für Neue Medien Kiel e.V. und arbeitet in einer Kieler Gemeinschaftsschule.

2 Gedanken zu “Das neue Schuljahr beginnt”:

  1. Frauke

    Interessanter Artikel. Es gibt auch noch Realschüler. Mein Sohn ist an einer Gemeinschaftsschule aber er ist in einer Realschulklasse, der letz­te Jahrgang. Ein rie­sen gro­ßer Unterschied. Er hat die Lehrer, die bald in Pension gehen, die jun­gen Lehrer sind in den Klassen der Gemeinschaftsschule oder wur­den zum Schuljahreswechsel ent­las­sen. Er hat noch Lehrer die ich 1985 noch hat­te, lei­der hat er auch unend­lich vie­le Stunden Freistunden oder Vertretungsstunden.

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  2. Melanie Richter

    Dieses Phänomen ken­ne ich auch an mei­ner Schule und es liegt oft dar­an, dass die älte­ren KollegInnen häu­fig eher zurück­hal­tend sind, was die Herausforderung der Differenzierung inner­halb der Klasse angeht, weil in einer „per­fekt” gemisch­ten Gemeinschaftsschuleklasse ja jeweils ein Drittel Haupt-, Real- und Gymnasialempfohlene sit­zen soll­ten und ihre Erfahrungen bezie­hen sich ja doch eher auf homo­ge­ne­re Lerngruppen. Bei man­chen steckt jedoch auch ein Ausweichverhalten dahin­ter, weil sie ein­fach kei­nen Bock auf die Neuerungen haben, die mit einem Gemeinschaftsschulekonzept ein­her­ge­hen.

    „unend­lich vie­le Stunden Freistunden oder Vertretungsstunden” klingt ja auch nach Problemen bei der Unterrichtsversorgung, wo auch immer die­se her­rüh­ren. Ich wür­de mir ja wün­schen, dass Eltern da viel mehr inter­ve­nie­ren, guten Unterricht für ihre Kinder ein­for­dern und hin­ter­fra­gen, war­um es zu soviel Ausfall und Vertretung kommt, denn meist ste­cken da struk­tu­rel­le Probleme dahin­ter für die die Schulen nichts kön­nen, son­dern die eher bil­dungs­po­li­tisch bedingt sind und da wäre mei­ner Meinung nach ein Signal nach „oben” wich­tig, dass Eltern und Schüler das nicht ein­fach so hin­neh­men.

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