Am Montag ist das neue Schuljahr in Schleswig-Holstein gestartet und es gibt eine ganze Reihe interessanter Fakten und Zahlen dazu, die kürzlich vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft veröffentlicht wurden.
In den kommenden Tagen finden die Einschulungen für die neuen Erstklässler statt, deren Zahl im Vergleich zum Vorjahr, in dem etwa 22.500 neue Schüler eingeschult wurden, fast konstant geblieben ist. In ihrer Gesamtzahl ist jedoch die Anzahl aller Schüler um etwa zwei Prozent auf 385.200 Schüler in allen öffentlichen allgemein bildenden Schulen im Land gesunken. Nur an den berufsbildenden Schulen ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. In dem folgenden Schaubild sind die Verteilungen der Schüler auf die verschiedenen allgemeinbildenden Schulzweige und Förderzentren dargestellt.Mittlerweile wurden 60 Prozent der allgemeinbildenden Schulen und Förderzentren zu Ganztagsschulen umgewandelt, sodass es in Schleswig-Holstein mittlerweile 468 offene und 32 gebundene Ganztagsschulen gibt.
Für die Gymnasien des Landes wird das Schuljahr 2013/2014 ein spannendes Jahr, denn dort beginnt die Phase des ‚doppelten Abiturjahrgangs’, da 9.600 Schüler aus dem neunten Jahrgang des achtjährigen Bildungsganges (G8) und 10.100 Schüler aus dem zehnten Jahrgang des neunjährigen Bildungsgangs (G9) in die Sekundarstufe II wechseln und in den kommenden drei Jahren gemeinsam den Weg bis zu Abitur gehen.
In Schleswig-Holstein gibt es 815 Schulen, die sich auf die verschiedenen Schularten folgendermaßen aufteilen.
Doch nicht nur für viele Schüler im Land ist das eine spannende Zeit des Neuanfangs, sondern auch für die 485 Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst, die an den Schulen den praktischen Teil ihrer Ausbildung absolvieren und anwenden müssen, was sie im Studium gelernt haben. Auf die verschiedenen Schularten gliedern sich diese zu folgenden Teilen auf.
Neben den Lehrern im Vorbereitungsdienst wurden auch 451 Lehrkräfte für unbefristete Stellen eingestellt, dazu kommen noch eine ganze Reihe von befristet Angestellten, deren Zahl jedoch noch nicht genau beziffert werden kann, da die Auswahlverfahren teilweise noch nicht abgeschlossen sind. Die shz berichtete heute über die teilweise sehr belastenden Rahmenbedingungen, mit denen viele junge Lehrkräfte sich arrangieren müssen, da sie oft nur in Vertretungsstellenverträge angestellt werden, die manchmal nur zwei Monate andauern und dann die Schule wieder wechseln müssen. Doch auch nach Pensionierungen von Beamten werden die frei werdenden Stellen häufig in befristete Stellen umgewandelt, obwohl die Schulen durchaus den Bedarf an Kollegen haben, die langfristig bleiben können. Dieser Trend ist für alle Beteiligten belastend, denn mal abgesehen von dem Stress, die derart ungewisse Aussichten für die betroffenen Lehrkräfte haben, stehen auch die Schulen in regelmäßigen Zyklen vor zeitaufwändigen Planungsaktivitäten, die diese Lehrerwechsel mit sich bringen. Engagierte Schulentwicklung wird ebenfalls deutlich schwieriger, da neue Kollegen eingearbeitet werden müssen und nicht wissen, wie lange sie an dieser Schule bleiben, was sich auch auf die Motivation, sich an Entwicklungsprozessen aktiv zu beteiligen, auswirkt. Am stärksten treffen häufige Wechsel natürlich die Schüler, die Kontinuität brauchen und für die es nicht lernförderlich ist, in einem Schuljahr mehrfach Fachlehrer- oder gar Klassenlehrerwechsel zu haben.
Das neue Schuljahr ist also nicht nur eine Aneinanderreihung von Fakten und Zahlen, sondern auch eine echte Herausforderung für Schulen, Schüler, Eltern und Lehrer, die allesamt auf konstruktive Impulse von Seiten der Bildungspolitiker des Landes hoffen, die nicht nur die finanziellen Ressourcen im Blick haben, sondern auch die Bedürfnisse der Menschen hinter den Zahlen bedenken.
Interessanter Artikel. Es gibt auch noch Realschüler. Mein Sohn ist an einer Gemeinschaftsschule aber er ist in einer Realschulklasse, der letzte Jahrgang. Ein riesen großer Unterschied. Er hat die Lehrer, die bald in Pension gehen, die jungen Lehrer sind in den Klassen der Gemeinschaftsschule oder wurden zum Schuljahreswechsel entlassen. Er hat noch Lehrer die ich 1985 noch hatte, leider hat er auch unendlich viele Stunden Freistunden oder Vertretungsstunden.
Dieses Phänomen kenne ich auch an meiner Schule und es liegt oft daran, dass die älteren KollegInnen häufig eher zurückhaltend sind, was die Herausforderung der Differenzierung innerhalb der Klasse angeht, weil in einer „perfekt” gemischten Gemeinschaftsschuleklasse ja jeweils ein Drittel Haupt-, Real- und Gymnasialempfohlene sitzen sollten und ihre Erfahrungen beziehen sich ja doch eher auf homogenere Lerngruppen. Bei manchen steckt jedoch auch ein Ausweichverhalten dahinter, weil sie einfach keinen Bock auf die Neuerungen haben, die mit einem Gemeinschaftsschulekonzept einhergehen.
„unendlich viele Stunden Freistunden oder Vertretungsstunden” klingt ja auch nach Problemen bei der Unterrichtsversorgung, wo auch immer diese herrühren. Ich würde mir ja wünschen, dass Eltern da viel mehr intervenieren, guten Unterricht für ihre Kinder einfordern und hinterfragen, warum es zu soviel Ausfall und Vertretung kommt, denn meist stecken da strukturelle Probleme dahinter für die die Schulen nichts können, sondern die eher bildungspolitisch bedingt sind und da wäre meiner Meinung nach ein Signal nach „oben” wichtig, dass Eltern und Schüler das nicht einfach so hinnehmen.