By: Widjaya Ivan - CC BY 2.0
Ich war auf dem Weg nach Berlin, und surfte via Handy ein wenig auf Facebook, als mich plötzlich eine Freundschaftsanfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Sandra Redmann erreichte. Das war auf dem ersten Blick nichts Ungewöhnliches, kenne ich Sandra doch von meinem Engagement in der SPD Schleswig-Holstein, und es passiert manchmal, dass Abgeordnete sich einen Zweitaccount zulegen, oder beim Aufräumen ihrer Freundschaftsliste aus Versehen Leute löschen. Ohne mir weiter Gedanken zu machen nahm ich die Anfrage an.
Einen Moment später jedoch sah ich bereits ein Post von Sandra, dass jemand ihre Facebookseite nutze und man nicht darauf antworten solle. Das war erstmal für mich verwirrend, weil ich in dem Moment nicht ersehen konnte, ob jemand ihren Account gehackt hatte und sie den Zweitaccount eröffnet hatte, um sich zu wehren. Aber unter dem Post gaben andere schon hilfreiche Hinweise, z.B. dass Unbekannte versuchten, an persönliche Informationen wie Handynummer usw zu kommen. Welche Sandra sollte ich löschen?
Diese Frage wurde jedoch umgehend beantwortet: die falsche Sandra fing einen Chat mit mir an. Schnell wurde mir klar, dass es sich nicht um die echte Sandra handelte. Das Chatverhalten und die Sprache waren zu unterschiedlich. Ich versuchte dann sogleich den Spieß umzudrehen. Dann fiel mir ein, dass ich ja meine Handynummer auf meinem Profil angegeben habe und versuchte vergeblich, diese Information über die mobile Version von Facebook wieder zu entfernen. Schließlich entfreundete ich mich mit der falschen Sandra. Jetzt fiel mir auch auf, wie unprofessionell das fake-Profil war — ein bisschen Runterscrollen hätte ausgereicht, um die Betrüger zu enttarnen.
Auch in der Vergangenheit hat es Maschen gegeben, bei denen Betrüger über Handynummern versuchten, Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Daher bin ich in solchen Dingen sehr misstrauisch. Ich hätte bei einer etwas professioneller gemachten Masche vielleicht der falschen Sandra meine Handynummer gegeben, aber ganz sicher nicht ohne Rücksprache eine PIN-Nummer. Bei diesem Fall kommt jedoch ein weiterer Aspekt dazu: es handelte sich um den Account einer Politikerin. In der Politik spielt ja bekanntlich Vertrauen eine große Rolle, und deswegen wundert es mich nicht, dass einige bereitwillig ihre Informationen preisgegeben haben. Ich sehe hier die Gefahr, dass am Ende für die betroffene Abgeordnete ein Reputationsschaden steht, so wie es damals war, als Twitter-Accounts von Prominenten (und Nicht-Prominenten) massenweise gekapert wurden. Ganz am Anfang wirkte es ja wie ein ähnlich gelagerter Fall, denn viele gingen davon aus, dass jemand Sandras Account übernommen hatte. Dabei hatten hier Unbekannte die Informationen von Sandra kopiert, ohne dass sie große Handhabe hatte, sich dagegen zu schützen.
Facebook bietet Personen des öffentlichen Lebens seit einiger Zeit die Möglichkeit, den eigenen Account verifizieren zu lassen. Eine Kopie von Accounts kann dann zwar immer noch erstellt werden, diese hat dann allerdings nicht das kleine blaue Häkchen des Originals.