
Geld | Foto: Adrian Korte - CC BY 2.0
28,24 Euro kostete eine Stunde Arbeit in Schleswig-Holstein im Durchschnitt im Jahr 2012. Das Bundesland liegt damit 12 Prozent unter dem Durchschnitt der Westbundesländer. Im Gesamtvergleich liegt Schleswig-Holstein immer noch 8 Prozent unter dem Durchschnitt. Das hat das Statistikamt Nord bekannt gegeben.
Die vom Statistikamt Nord erhobenen Arbeitskosten setzen sich aus dem Bruttoverdienst und den Lohnnebenkosten zusammen. Die Unterschiede in den Kosten für eine Arbeitsstunde zwischen den Bundesländern lassen sich vor allem durch die unterschiedlich hohen Gehälter erklären. Sprich: In Schleswig-Holstein verdienen die Menschen im Durchschnitt weniger als anderswo.
Andere Länder, andere Jobs
Das klingt zunächst nach einer interessanten Erkenntnis und immer wieder werden mit diesen Zahlen Botschaften verbunden: „In Ostdeutschland liegt der monatliche Bruttolohn noch weit unter dem bundesweiten Durchschnitt,” schrieb zum Beispiel die FAZ vor Kurzem. Allerdings lassen sich diese Zahlen gar nicht so leicht vergleichen: Da der Durchschnitt aus allen Branchen errechnet wird, muss man beachten, dass die Bundesländer über unterschiedliche Branchenstrukturen verfügen. In den meisten Bundesländern gibt es wesentlich mehr produzierendes Gewerbe, während Schleswig-Holstein mit einem Anteil von rund 77 Prozent einen der größten Dienstleistungssektoren der Flächenbundesländer hat. Die Menschen arbeiten also tendenziell in ganz unterschiedlichen Branchen. Und die Bundesländer mit den höchsten Durchschnittsgehältern — Bayern und Baden-Württemberg haben wiederum viel mehr produzierendes Gewerbe. Und dann vergleicht man Facharbeiter im Autobau mit Kellnern im Tourismus.
Wo mehr erwirtschaftet wird, kann auch mehr verteilt werden
Weiterhin erwirtschaftet zum Beispiel Bayern ein Bruttoinlandsprodukt von rund 470 Mrd. Euro (2012) bei 6,6 Mio. Beschäftigten. Schleswig-Holstein hat dagegen nur ein Bruttoinlandsprodukt von knapp 78 Mrd. Euro (2012) bei knapp 1,4 Mio. Beschäftigten. Während also pro bayerischem Arbeitnehmer knapp 72000 Euro erwirtschaftet werden, sind es bei uns nur rund 54000 Euro. Auch das deutet darauf hin, dass in Schleswig-Holstein gar nicht die Branchen so stark vertreten sind, in denen man viel Geld verdienen könnte. Von den 30 größten und umsatzstärksten Unternehmen, die im DAX aufgeführt sind, hat keines ihren Sitz in Schleswig-Holstein und nur die Deutsche Post, Deutsche Telekom und eine Hand voll anderer DAX-Unternehmen gehören hier zu den 100 größten Arbeitgebern. Viele der größten Unternehmen in Schleswig-Holstein sind Kliniken, bei denen bekannt ist, dass nicht jeder Mitarbeiter mit einem Chefarzt-Gehalt nach Hause geht.
Zumindest diese Zahlen zum Durchschnittseinkommen sagen nichts darüber aus, ob zum Beispiel ein Automechaniker in Schleswig-Holstein weniger verdient als in Bayern. Und nur das ist doch eigentlich eine Zahl, mit der Menschen etwas anfangen können. Eigentlich müsste man auch noch dagegen halten, wie teuer das Leben in Schleswig-Holstein ist — wie viel Geld braucht man im Vergleich zum Rest der Republik? Man kann jedenfalls die Zahlen drehen und wenden — Am Ende darf man nicht vergessen was wichtig ist: In Schleswig-Holstein leben die glücklichsten Menschen. Geld ist eben nicht alles.