Im Mittelpunkt stand der in Kaisborstel lebende Schriftsteller Günter Kunert. Foto: Mett © panama 2014
Der im Kreis Steinburg lebende Schriftsteller Günter Kunert erhielt gestern Abend in der Kunsthalle zu Kiel den Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein, verbunden mit einem Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro. Gestiftet 1950, wird dieser Preis momentan alle zwei Jahre verliehen und ist verknüpft mit einem Förderpreis für den künstlerischen Nachwuchs. Dieser ging an die Schauspielerin Maxine Kazis vom Theater Kiel.
Stellvertretend für die Menschen in Schleswig-Holstein verneige er sich vor dem außerordentlichen literarischen Wirken des Kunstpreisträgers, erklärte Ministerpräsident Torsten Albig in seiner Begrüßungsrede. Sie mündete im Vortrag des Gedichtes „Kunststück” aus dem Gedichtband, den er heute von Kunert geschenkt bekommen habe, und schloss mit dem Bekenntnis „Ich kann das gut verstehen, was sie da sagen”:
Sprechen gelernt
Und die falsche Sprache.
Was ich oft sage
Keiner versteht mich.
Meine Gesten
ernten Gelächter.
So etwas hätte ich nie erreicht
mit den richtigen Worten.
Mit viel Stoff aus dem Leben des Schriftstellers versorgte anschließend Michael Augustin in seiner Laudatio das Publikum. Der Journalist und Buchautor ist ein enger Freund von Günter Kunert und seiner Lebensgefährtin Dr. Erika Hinckel. Seinen mit Anekdoten gespickten Vortrag rundeten zwei Buchempfehlungen. „Erwachsenenspiele” böten einen perfekten Einstieg in einen Teil der Lebensgeschichte Günter Kunerts, eine Autobiographie, 1997 bei Hanser erschienen, verriet der Kenner des Gesamtwerkes. Sein liebster Lyrikband allerdings sei das 2006 bei Wallstein erschienene „Handbüchlein, für alle Zeitgenossen, die damit beschäftigt sind, älter zu werden” mit dem Titel „Der alte Mann spricht mit seiner Seele”. Es enthielte auch einige Zeichnungen des Autors, der sich in der bildenden Kunst ebenso vielfältig kreativ ausgetobt habe wie in der Literatur.
Mit acht Gedichten, von Kunert selbst gelesen, bekam das Publikum dann noch einen Eindruck von der tiefen Zuneigung des Schriftstellers zu seiner Wahlheimat Schleswig-Holstein, das „kleine Land”, in dem er zuhause sei, „weil ich hier nur Gutes erfahren habe”. Dafür danke er dem Land. 1979 hatte Kunert der DDR den Rücken gekehrt und war in die Bundesrepublik gewechselt.
Die Brücke zur Förderpreisträgerin schlugen Uschi Brüning und Ernst-Ludwig Petrowsky, beides Jazzmusiker, sie mit einer herausragenden Stimme, er zudem Entertainer mit Charisma. Ihr sehr persönlich gehaltener Beitrag war dem Freund Günter Kunert gewidmet, ebnete durch seinen Charme und Humor gleichzeitig den Boden für die darauf folgende Laudatio von Peter Plate. Offenherzig bekannte sich der Sänger der Band Rosenstolz und Komponist zu seiner Liebe für Maxine Kazis, ihrer Stimme, die er vor drei Jahren beim Casting kennenlernte, und ihrer Schauspielkunst. Ihr Debüt hatte sie am Theater Kiel als Kätchen in „Black Rider”. Doch den ganz großen Erfolg brachte ihr die Hauptrolle im Sommermusical „Romeo und Julia”, für das Peter Plate 15 Songs komponiert hatte. Sie sind jetzt als Album erhältlich. Maxime Kazis sang daraus zum Abschluss des Abends „Für die Liebe” und „Vergiss´mich nie”.
Nachtrag vom 8.11.14
Der Künstlerische Beirat tagt unter Vorsitz von Anke Spoorendonk. Ihm gehören außer der Ministerin noch sechs weitere Mitglieder an. Dies sind: Prof. Inge-Susann Römhild (Musikhochschule Lübeck), Prof. Doris Runge (Schrifstellerin, Weisses Haus Cismar), Daniel Karasek (Theater Kiel), Bernd-Günther Nahm (ehem. Filmwerkstatt Kiel/Filmförderung SH), Ingaburgh Klatt (ehem. Kulturforum Burgkloster Lübeck), Sabine Tholund (Kieler Nachrichten).