19.171 Mitglieder der SPD in Schleswig-Holstein hatten die Wahl. 13.281 (69 Prozent) haben von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht. Das ist mehr als allgemein erwartet und die höchste Beteiligung, die es jemals bei einem Mitgliederentscheid der SPD auf Landes- oder Bundesebene über eine Spitzenkandidatur oder den Parteivorsitz gegeben hat.
Und sie haben sich klar entschieden: 57,2 Prozent von ihnen wollen, dass Torsten Albig die SPD als Spitzenkandidat in den nächste Landtagswahlkampf führt. Sein größter Konkurrent, Ralf Stegner erhielt 32,15 Prozent. Wie von vielen erwartet, erzielte Brigitte Fronzek mit 9,09 Prozent einen Achtungserfolg, Mathias Stein 1,28 Prozent spielte keine Rolle.
Nur Torsten Albig wird als Gewinner der Mitgliederbefragung auf dem Landesparteitag der am 09./10 April für den Platz 1 der Landesliste antreten. Da alle Bewerber erklärt haben, dass sie das Votum der Mitglieder respektieren, gilt die Wahl als Formsache. Keine Formsache wird der Grad der Zustimmung sein. Vor dem Gewinner der heutigen Mitgliederbefragung liegt die Aufgabe, die unterschiedlichen Entwürfe, für die die beiden Kontrahenten stehen, so zu vereinen, dass die SPD als Ganzes hinter ihrem neuen Frontmann stehen kann.
Der pragmatisch auftretende Kieler Oberbürgermeister Torsten Albig (47), gilt es Vertreter eines gemäßigten, zur gesellschaftlichen Mitte hin orientierten Kurses innerhalb der SPD. Er ist im Lande bisher kaum bekannt. Mit ihm wird der traditionell linken Landesverbandes der SPD, der sich selbst gern als dickschädelig, links und frei bezeichnet, eine neue Ausrichtung erfahren müssen.
Seit der Bekanntgabe des Ergebnisses trudeln auf den Facebookseiten der Kandidaten Torsten Albig, Mathias Stein, Brigitte Fronzek und Ralf Stegner die ersten Stimmen der Anhänger ein.
Ein weiterer Gewinner steht ebenso fest: Die SPD hat durch das Verfahren zur Kandidatenfindung einen großen Mobilisierungseffekt erfahren, der ihr helfen kann, die Trauer wegen der desaströsen Wahlschlappe von 2009 zu verarbeiten.
Die Beteiligung an früheren Befragungen von SPD-Mitgliedern auf Bundes- und Landesebene lag zwischen 47 und 57 Prozent. Auch die anderen Parteien dürften neidisch auf die SPD blicken: So nahmen 2010 an dem ebenfalls sehr umkämpften Mitgliederentscheid der NRW-CDU über den Landesvorsitz nur 53 Prozent der Mitglieder teil. Die fast 70 Prozent in Schleswig-Holstein bestätigen eindrucksvoll, was sich angesichts der großen Resonanz auf die öffentlichen Vorstellungsrunden schon seit längerem abgezeichnet hatte: Das monatelange Kandidatenschaulaufen hat die Mitglieder elektrisiert.
Schon vor der Auszählung war spekuliert worden, je höher die Wahlbeteiligung sei, um so „albiger” werde das Ergebnis ausfallen. Dahinter stand die Vermutung, dass die Funktionärsebene der SPD überdurchschnittlich stark an der Abstimmung teilnehmen und mehrheitlich Ralf Stegner wählen würde, während man bei den „einfachen” Mitgliedern eher Albig-Symphatisanten vermutete.
Auf dem Parteitag der SPD am 09./10. April wird Torsten Albig dafür sorgen müssen, dass keine verdeckten Gräben entstehen. Ralf Stegner ließ in am Abend seine politische Zukunft offen. Das wolle er mit den Gremien in Ruhe besprechen.
Alle Infos und Zahlen zum Ausgang des Mitgliederentscheids findet ihr hier: http://www.spd-schleswig-holstein.de/index.php?sp=de&id=78&aid=1275