Über das Thema “Medienkompetenz” wird viel diskutiert. Fast immer kommt man zu dem Schluss, dass in diesem Bereich noch zu wenig getan wird. Auch hier im Landesblog gab es vor einiger Zeit schon einen Artikel dazu. Nachdem es vor einiger Zeit im Landeshaus einen Medienkompetenztag gab, steht nun die 1. Kieler Mini-Medienkompetenz-Messe an. Die Veranstaltung, die am Samstag den 19. Februar ab 13 Uhr im Rathaus (Zugang über Rathauseingang Waisenhofstraße) stattfindet, richtet sich an Eltern, Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte. Ziel der Messe ist es, die Medienkompetenz derjenigen zu stärken, deren Aufgabe es ist, Kinder und Jugendliche zu schützen und zu erziehen.
Deshalb werden auch verschiedene Bereiche des kindlich-jugendlichen Medienkonsums angesprochen, wie beispielsweise Computerspiele, Fernsehkonsum, Umgang mit sozialen Netzwerken, E-Mobbing und Internetfallen. An verschiedenen Ständen präsentieren sich Initiativen aus Schleswig-Holstein, die als Multiplikatoren fungieren und unterschiedliche Projekte zur Förderung der Medienkompetenz anbieten. Außerdem wird es Impulsreferate zu den oben genannten Themen geben. Ausführlichere Informationen zum Ablauf der Messe gibt es auf der offiziellen Unterwebseite der Stadt Kiel und auf einem Flyer.
Da es ein Thema von offensichtlich hohem gesellschaftlichen Interesse ist, nahm ich die Ankündigung der 1. Kieler Mini-Medienkompetenz-Messe zum Anlass, einiges genauer zu hinterfragen. Uta Niedner vom Amt für Schule, Kinder- und Jugendeinrichtungen der Stadt Kiel ist eine der Initiatorinnen der besagten Messe. Sie ließ sich gern auf einen Dialog zum Thema Medienkompetenz ein, da es ihr am Herzen liegt. Zuerst interessierte mich, wie sie den derzeitigen Stand der Medienkompetenzförderung in Schleswig-Holsteins Schulen einschätzt.
“Wir haben festgestellt, dass der Bedarf an Medienkompetenzförderung sehr hoch ist, wenn es um die so genannten Neuen Medien geht. Die sich rasant entwickelnde Technik stellt Lehrkräfte vor große Herausforderungen.
Soziale Netzwerke, in denen sich Schülerinnen und Schüler außerhalb der Schule aufhalten, dienen nicht nur der unmittelbaren Kommunikation. Oft fliegen dort die Fetzen und es werden peinliche und gemeine Dinge über andere verbreitet. Dieses E-Mobbing ist eine neuere Form von Mobbing und ich glaube nicht, dass alle Lehrkräfte informiert sind, was in sozialen Netzwerken heutzutage alles abgeht. Sie haben dann am nächsten Tag „nur“ mit den Folgeerscheinungen zu tun.
Es gab im Mai 2009 am BZM in Kiel einen Workshop, der sich mit den Neuen Medien beschäftigte. In den Kieler Nachrichten war dazu ein großer Artikel zu lesen. Das Interesse weiterer Schulen an einem solchen Workshop war vorhanden, so dass ich sagen kann, dass der Bedarf an Infos schon sehr groß ist. Das Ergebnis eines Workshops lautete: Förderung von Medienkompetenz als eigenständiges Schulfach! Vereinzelt gibt es immer wieder herausragende Projekte einzelner Schulen.”
Da es ja offensichtlich einiges zu tun gibt, interessierte mich, in welchem Bereich der Handlungsbedarf Frau Niedners Meinung nach am größten ist, wenn es um die Förderung von Medienkompetenz geht.
“Ich glaube, dass viele Kinder und Jugendliche ziemlich naiv und teilweise auch sehr unbefangen mit dem Internet umgehen, insbesondere in sozialen Netzwerken. Medienkompetenzförderung würde ich gerne verknüpfen mit Förderung der sozialen Kompetenz. Kinder und Jugendliche müssen in der Lage sein, Konsequenzen zu überblicken, selbstverständlich altersentsprechend. Ich glaube nicht, dass es in das Bewusstsein aller Kinder und Jugendlichen vorgedrungen ist, dass das Internet niemals vergisst.
Ohne das Internet zu verteufeln — es gibt im Netz viele Fakes, also Täuschungen, und leider auch Erwachsene, die sich an Kinder ranmachen und versuchen, sich mit ihnen zu treffen. Seit es die umstrittene Sendung „Tatort Internet“ gibt, wird gerade darüber viel diskutiert. Hier müssen Kinder und Jugendliche in die Lage versetzt werden, das eine vom anderen unterscheiden zu können. Eltern haben dabei eine wichtige Rolle, denn sie üben soziale Kontrolle aus, bestimmen über die Zeiten, die ihr Kind im Internet verbringen darf. Lehrkräfte haben hier ebenfalls eine wichtige Rolle, weil die Kinder viel Zeit in der Schule verbringen und sich ihr soziales Leben eben auch hier abspielt.
Um am Beispiel Internet zu bleiben: Ein großer Handlungsbedarf wird immer dort offenbar, wo sich Probleme ergeben oder auftun. Wenn das Internet eine so wichtige Rolle spielt, dass dafür Freundschaften gecancelt und direkte Kontakte vermieden werden. Wenn Schülerinnen und Schüler die Schule schwänzen oder ständig zu spät kommen, weil sie bis spät in die Nacht gespielt haben. Wenn also das „normale Leben“ hintansteht. Sicherlich ist es spannend, in eine andere Rolle zu schlüpfen oder als Außenseiter mal zum Star zu avancieren. Aber auch für das Internet gilt, was man in allen Bereichen beherzigen sollte: Alles in Maßen!“
In Anbetracht der verschiedenen Bereiche der Medienlandschaft, die eine Gefährdung für Kinder und Jugendliche bedeuten, fragte ich nach, welche Aspekte Frau Niedner als besonders gefährdend ansieht:
“Meines Erachtens fehlt es an altersangemessener Aufklärung. Hier müssten Eltern und Lehrkräfte, aber auch alle anderen Institutionen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, noch verzahnter zusammenarbeiten und ein unterstützendes, festes Netzwerk aufbauen. Am meisten gefährdet sind Kinder und Jugendliche, wenn sich keine Erwachsene oder kein Erwachsener zuständig fühlt. Wenn Erwachsene sich gleichgültig verhalten und nicht hinterfragen, was das Kind denn den lieben langen Tag am PC so macht oder wie es dem Kind geht.
Für mich gehört zum Beispiel auch der Jugendschutz in die Schulen. Ich habe erlebt, dass ein Fünftklässler in der Schule auf eine Pornoseite kam und sich einige Kinder dann während der Pause entsprechende Filme angesehen haben. Sicherlich hat dieser Schüler die Seite gezielt anklicken wollen, oftmals jedoch wird man regelrecht davon erschlagen.Ich möchte hierzu sinngemäß eine Schriftstellerin zitieren, deren Namen ich leider vergessen habe. „Früher musste man sich kümmern und suchen, wenn man Erotik wollte. Heute finden einen die Pornos.“ Ich glaube, dass hier viel Wahrheit enthalten ist und das ist eine Entwicklung, die ich für sehr gefährlich halte. Was wird hier für ein Bild vermittelt? Und das ohne weitere Aufklärung. Viele Seiten sind einfach zu frei zugänglich und es fehlt dann auch an der Sachkompetenz (und am Interesse) von Erwachsenen, hier entsprechend nachzubessern.
Eine große Gefährdung sehe ich darin, dass im Internet jede und jeder alles sein kann. Kinder und Jugendliche können sich als Erwachsene ausgeben und über das Internet einkaufen, Anleitungen zum Amoklauf herunterladen, lernen, wie man Bomben bastelt und so weiter.… Bei allen Vorteilen, die das Internet bietet, benötigen vor allem junge Menschen Anleitungen von kompetenten und interessierten Erwachsenen.”
Es bleibt also viel zu tun für alle, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Es ist vor allem nötig, Eltern, Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeiter zu motivieren, sich kritisch mit den Medien und ihrer Wirkung auseinander zu setzen, damit sie wissen, was ihre Schützlinge mit diesen ganz verschiedenen Medien machen. Eine Veranstaltung wie die Mini-Medienkompetenz-Messe ist sicherlich einer von vielen Schritten in die richtige Richtung.
Vielen Dank an dieser Stelle an Frau Niedner, die die Ergebnisse unseres Gesprächs noch einmal zusammengefasst hat: schriftliche Veröffentlichung müssen von Seiten des Presseamts der Stadt Kiel genehmigt werden.
Leider wird hier von Frau Niedner das Netz sehr einseitig beschrieben.
Zu einem Kompetenten Umgang mit dem nun auch schon 2 Jahrzehnte alten „neuem” Medium Internet gehört nicht nur die Sicht auf die Gefahren und das Suchtpotential.
Wer mit Medien kompetent umgehen kann nutzt diese auch zu seinem Vorteil. Es bildet sich seine eigene Meinung. Lernt Informationen zu analysieren und zu bewerten. Der Medienkompetente bemüht verschiedene Quellen um Informationen zu überprüfen und bildet sich am Ende des Prozesses seine eigene Meinung.
Diese Analyse verschiedener Quellen ist halt mit dem Netz relativ leicht möglich. Es eröffnet der breiten Masse einen Wissensschatz der genutzt werden muss. Das Wissen wie man diese Quellen anzapft muss den Schülern vermittelt werden.
Das Netz ist weder „Tatort Internet” noch eine ein mobbendes, Porno schleuderdes Monster es ist auch deutlich mehr als Fernsehen 2.0
Ich lese in den Zitaten leider nicht viel positives über das Netz, Medienkompetenz ist sehr viel mehr als die Gefahren zu kennen.
Ich werde mir die Messe am Samstag ansehen und hoffe darauf dort nicht nur das böse Netz zu finden.