Mittlerweile gehört es zum guten Ton, dass sich Kandidaten für Parteiämter — scheint ihr Wahl auch noch so unumstritten oder gar „alternativlos“ — ihren Mitgliedern vorstellen.
Der Landesverband der CDU gestern auf seinen Terminseiten vier Termine für Regionalkonferenzen bekanntgegeben, auf denen Mitglieder der CDU Schleswig-Holstein „den oder die Bewerber für das Amt des Landesvorsitzenden und des Spitzenkandidaten“ kennenlernen können. Die Kreisverbände der Partei treffen sich jeweils um 19.00 Uhr in Tarp (1. September), Schwentinetal (2. September), Bad Segeberg (6. September) und schließlich in Brokstedt (9. September). Jost de Jager wird als Kandidat angekündigt, weitere Kandidaten seien nicht bekannt. Was man sicher als Zeichen von Demokratie und nicht als Furcht anerkennen sollte. Auf einem Sonderparteitag am 24. September soll dann der neue Vorsitzende, wohl Jost de Jager, gewählt werden.
Ich finde es immer ein Zeichen mangelnder Demokratie, wenn Kandidaten in Hinterzimmern gekürt werden. Eine Wahl ist ja nur eine echte Wahl, wenn man eine Wahl hat. Ein Kandidat heisst, dass er immer gewählt wird. Also könnte jemand auch gleich per Kommission benannt werden. So wird Parteivolk nur noch zur Staffage. Da muss ich sagen gefiel mir die Show der SPD schon besser. Letztendlich kam Boeticher vielleicht auch gerade deshalb an die Macht, da er ebenso als Ziehsohn seine Position zugewiesen bekam und weniger ein Wunsch der Basis war. Und wenn mans mit einer öffentlichen Wahl vergleicht würde das ja der Idee eines Ein-Parteien-Systems gleichkommen. Gegenkandidaten sollten m.E. lieber die Regel als die Ausnahme sein.
Ich stimme Dir zu. Für die Parteien (und nicht nur dort) ist es anscheinend ein mühseliger Prozess, den „Gegenkandidaten” als „ebenfalls Kandidaten” zu verstehen. Obwohl wir in einer Zeit leben, in der „Konkurrenz” und „sich durchsetzen müssen” andauernd gelobt wird, haftet der Möglichkeit zur Auswahl ausgerechnet bei Wahlämtern der Makel des „chaotischen” an. Ich mag mich täuschen, aber Sätze wie „Weitere Kandidaten sind nicht bekannt” hätten vor einem Jahr wohl noch nicht in solchen Ankündigungen gestanden.
Edit: In dem Artikel oben stand zunächst in einem Halbsatz, dass der Hinweis auf die Termine eher „versteckt” rüberkomme. Da man in den Suchmaschinen aber reichlich Hinweise auf die Regionalkonferenzen findet, habe ich ihn gestrichen.