Der Landesschulelternbeirat hinterfragt die Bankrotterklärung für Bildung in SH

Von | 23. Oktober 2013
knipseline / pixelio.de

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 Die Eltern, die im Landesschulelternbeirat aktiv sind, ver­tre­ten die Eltern der knapp 390.000 Schülerinnen und Schüler aller Schulformen im Land Schleswig-Holstein und haben am Anfang der Woche in einer Pressemitteilung einen Brief an den Ministerpräsidenten Albig, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Eka von Kalben, den Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Ralf Stegner sowie Lars Harms vom SSW ver­öf­fent­licht, in dem es um die Mangelwirtschaft in der Bildung in unse­rem Bundesland geht. Dieser Brief war bereits sechs Wochen vor­her direkt an die Adressaten sowie Bildungsministerin Wende und Finanzministerin Heinhold gegan­gen, doch wie die Landeselternvertreter for­mu­lie­ren, erhiel­ten sie dar­auf bis­her kei­ne kon­struk­ti­ven  Reaktionen, was sie dazu bewog, die­sen nun öffent­lich zu machen.

In die­sem Brief wer­den die Kürzungen ange­spro­chen, zu denen sich Schulen im Land gezwun­gen sehen, da sie mit den ihnen zuge­stan­de­nen Ressourcen nicht in der Lage sind, die Unterrichtsversorgung zu gewähr­leis­ten, die die Kontingentstundentafel vor­sieht. Ebenfalls wer­den die Stundenausfälle ange­pran­gert, die durch Krankheitsausfälle von Lehrkräften ent­ste­hen, die nicht ver­tre­ten wer­den kön­nen, da der Vertretungsfond für die­ses Kalenderjahr bereits auf­ge­braucht ist.

Den kom­plet­ten Brief der Landeselternvertreter kann hier ein­ge­se­hen wer­den: „Pressemitteilung: Bankrotterklärung für Bildung im Land Schleswig-Holstein?”

Kurz nach der Veröffentlichung des Briefes gab es Reaktionen aus dem Landtag. So for­mu­liert Eka von Kalben, dass sie bereits im September münd­lich in einem Telefonat mit dem Landeselternvertreter für Gemeinschaftsschulen, Stefan Hirt, zu die­sem Thema Stellung genom­men habe und den Dialog mit den Eltern als wich­tig emp­fin­det.

Heike Franzen, bil­dungs­po­li­ti­sche Sprecherin der CDU-Fraktion, rech­net in ihrer Pressemitteilung vor, dass die vom Land zur Verfügung gestell­ten Mittel zehn Millionen weni­ger betra­gen, als das im Jahr 2012 der Fall war. Die Kürzungen gin­gen mit einer Anordung der Bildungsministerin ein­her, dass „aus­fal­len­der Unterricht … erst nach drei Wochen zu 50 Prozent ver­tre­ten wer­den” dür­fen. Für das Geld, das durch die­se Kürzungen ein­ge­spart wur­de, finan­zier­te man zwei zusätz­li­che Differenzierungsstunden für die Gemeinschaftsschulen. Differenzierungsstunden die­nen dazu, dass in bestimm­ten Unterrichtsstunden Lerngruppen mit zwei Lehrkräften besetzt wer­den, damit die­se der hohen Heterogenität der Lerngruppen gerecht wer­den kön­nen. Im Alltag wer­den in Engpasssituationen genau die­se zweit­be­setz­ten Lehrkräfte aus den Differenzierungsstunden gelöst, um in ent­spre­chen­den Vertretungssitiuationen ein­ge­setzt zu wer­den.

Frau Franzens Rechenbeispiel zeigt eines sehr gut — die Decke ist zu kurz und egal an wel­chem Ende man zieht, um sich warm zu hal­ten, ein ande­rer Teil des Körpers friert dann. Die Leidtragenden sind in jedem Fall die Schüler und Eltern, denn wäh­rend die einen sich nicht ange­mes­sen auf die Zeit nach der Schule vor­be­rei­tet wer­den, kön­nen sich die ande­ren nicht auf die Verlässlichkeit der Schulen ver­las­sen, die sie für ihre Kinder gewählt haben, in der Hoffnung, dass die­se dort gut betreut und zur Ausbildungsreife gebracht wer­den.

Von:

Melanie Richter lebt seit mehr als 20 Jahren in Kiel, ist parteilos, seit 2010 Mitglied im Verein für Neue Medien Kiel e.V. und arbeitet in einer Kieler Gemeinschaftsschule.

2 Gedanken zu “Der Landesschulelternbeirat hinterfragt die Bankrotterklärung für Bildung in SH”:

  1. Pingback: Ergebnisse der Woche ab dem 2013-10-18 | Iron Blogger Kiel

  2. Max

    Die Decke ist auch des­halb zu kurz, da für pen­sio­nierte Beamte, Richter im Jahr 2014 rund 1.216.328.000 € —  das sind 1,2 Milliarden € — für Versorgungsbezüge und Beihilfen gezahlt wer­den müs­sen.

    Da die­se Beträge seit 2008 etwas drei Mal so schnell wie die Kosten akti­ver Angestellter und Beamter stie­gen, wird die Decker wei­ter­hin ein­la­den…

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