Landtagswahl 2017 – Lauwarmer Auftakt mit Wirtschaftsthemen

Von | 29. März 2017

Wahlkampfauftakt bei der IHK in Kiel mit den Spitzenkandidaten der Parteien im Landtag. Foto: panama

Für den gest­ri­gen Abend hat­te die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schleswig-Holstein die Spitzenkandidaten aller im Landtag ver­tre­te­nen Parteien zu sich nach Kiel ein­ge­la­den. Im Mittelpunkt der Diskussion stan­den zehn Handlungsfelder künf­ti­ger Wirtschaftspolitik, die von der IHK im Vorwege medi­al auf­be­rei­tet wor­den waren. So lag bereits ein detail­lier­ter Forderungskatalog in Form einer Broschüre vor. Zudem befan­den sich Antworten der Parteien unter dem Stichwort IHK-Wahlcheck im Netz.

Somit waren die Positionen bekannt, Überraschungen eher unwahr­schein­lich. Trotzdem nahm die Spitzenriege fast geschlos­sen an der gut 90-minü­ti­gen Veranstaltung teil: Monika Heinold (Bündnis 90/​Die Grünen), Daniel Günther (CDU), Lars Harms (SSW), Wolfgang Kubicki (FDP) Dr. Patrick Breyer (Piratenpartei). Einzig Ministerpräsident Torsten Albig ließ sich von Parteifreund Dr. Ralf Stegner (SPD) ver­tre­ten.

Dr. Ralf Stegner ver­trat den Ministerpräsidenten

Zur Sprache brach­te Moderator Jan Bastick pflicht­ge­mäß alle Topthemen aus der IHK-Broschüre. Vom Ausbau des Verkehrswegenetzes über Fachkräftemangel und Bürokratieabbau zu Breitbandausbau, Mindestlohn und Energieversorgung riss die Runde der Reihe nach jedes kurz an. Vermutlich weil die Antworten weit­ge­hend bekannt waren, spen­de­te das Publikum bloß für einen Beitrag von Daniel Günther spon­tan Szenenapplaus. Schleswig-Holstein bie­te gute Perspektiven für jun­ge Leute mit einer dua­len Ausbildung, sag­te der Vorsitzende der CDU-Fraktion. Der Arbeitsmarkt für Akademiker dage­gen sei über­schau­bar. Mit sei­nem Magister in Geisteswissenschaften kön­ne hier bloß Ministerpräsident wer­den.

Weitgehend Einigkeit herrsch­te beim Thema Zuwanderung. Schleswig-Holsteins länd­li­che Regionen könn­ten gut wei­te­re Familien auf­neh­men. Wer zu uns kom­me, müs­se aber auch eine Bleibeperspektive bekom­men. Selbst die CDU hier im Land spricht sich für ein Zuwanderungsgesetz aus. Auf Bundesebene sei das aber momen­tan kein Thema. Erwartungsgemäß wichen beim Stichwort Grunderwerbssteuer die Positionen stär­ker von­ein­an­der ab. Die FDP will sie abschaf­fen, die CDU sen­ken, die SPD bei­be­hal­ten.

Zwei Ideen, die nicht in den Antworten zu den IHK-Wahlprüfsteinen auf­tau­chen aber am Abend erwähnt wur­den, sei­en zum Schluss noch erwähnt. Die Piraten wür­den gern die Strandbenutzungsgebühr in eine Gastgeberabgabe umwan­deln sowie das nor­di­sche Jedermannsrecht für Schleswig-Holstein ein­füh­ren. Und Lars Harm ermun­ter­te alle Unternehmer, die Dachmarke Schleswig-Holstein als Werbung für ihre Produkte und Dienstleistungen stär­ker ein­zu­set­zen – so wie es die Bayern mit ihrer blau-wei­ßen Raute inter­na­tio­nal vor­mach­ten.

Wolfgang Kubicki und Lars Harms. Foto: pana­ma

Insgesamt fiel die­ser Wahlkampfauftakt eher lahm aus. Schuld dar­an war nicht zuletzt auch das Talkshowformat, das jedem Redner nur ein kur­zes Statement zubil­lig­te und eine poli­ti­sche Rhetorik her­vor­brach­te, mit der wir mitt­ler­wei­le auf diver­sen Kanälen kon­fron­tiert wer­den. Wem der Sinn eher nach Fakten steht, der fin­det vie­les bereits im Netz. Ob es in Schleswig-Holstein jetzt mehr Lehrer gibt als 2012, wie Frau Heinold behaup­te­te, oder ins­ge­samt weni­ger wie Herr Kubicki ihr vor­warf, lässt sich anhand des aktu­el­len Bildungsberichtes selbst her­aus­fin­den. Eltern schul­pflich­ti­ger Kinder wer­den die­se Frage jedoch auch aus dem Bauch her­aus grund­sätz­lich rich­tig ent­schei­den kön­nen.

Nachsatz vom 6. April:

Die Aufzeichnung der Veranstaltung wur­de bei YouTube ein­ge­stellt.

panama
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das; Abk. f. Panorama (griech.). Unter diesem Namen postet Daniela Mett vermischte Nachrichten aus der bewohnten Welt des Nordens. Die ausgebildete Magazinjournalistin berichtet frei und unabhängig. Sie hat sich in 30 Berufsjahren spezialisiert auf Reportagen und Interviews - www.panama-sh.com.

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