Der wöchentliche Streifzug durch unseren Kalender.
Wenn das Wetter so wird, wie die Vorhersage androht, dann macht die CDU-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag alles richtig, wenn sie am Montag das triste November-Wetter in Kiel hinter sich lässt, um zu politischen Gesprächen in die Bundeshauptstadt Berlin zu fahren. Am Nachmittag steht unter anderem der Besuch eines Kindergartens auf der Agenda, der laut Besuchsprogramm ein Integrationsmodell ist. Ob der Besuch des bilingualen(!) Kindergartens „Teremok” zu einer radikalen Wende in der Integrationspolitik inspiriert? Denn in dem namensgebenden, an Metaphern reichen Märchen теремок („anheimelndes Häuschen”, meint meine russische Bekannte) aus dem Vielvölkerstaat Russland geht es um ein kleines Häuschen, das mehr und mehr verschiedene Tiere gemeinsam, fröhlich und friedlich bewohnen. Eines Tages will auch der große Bär einziehen, passt aber nicht mehr ins Haus und setzt sich deshalb kurzentschlossen auf das Dach, was daraufhin krachend zerbricht und das Haus unter sich begräbt. Die Tiere bauen aus den Trümmern fröhlich ein neues Haus, das — und das stimmt uns hoffnungsvoll — besser als das alte ist. Die CDU-Vertreter aus die Untersuchungausschuss rund um die HSH-Bank werden diese Hoffnung mutmaßlich gern hören. Sie reisen später nach, weil sie am Vormittag zunächst die Vernehmung des Herrn Nonnenmacher fortsetzen wollen.
Am Nachmittag wird im Kieler Schloss der Deutsche Preis für Denkmalschutz vergeben. Unter anderem wird der Schleswiger Harm Paulsen, laut der ZEIT „der gute Geist der Steinzeit”, für „sein hervorragendes, Jahrzehnte andauerndes ehrenamtliches Engagement, seinen hohen persönlichen Einsatz als Vorreiter der Experimentalarchäologie in Deutschland, populärer Vermittler archäologischer Forschungsergebnisse in der Öffentlichkeit und fundierter Mittler zwischen Praxis und Wissenschaft” geehrt.
Der Dienstag ist der 9. November, als Schicksalstag der Deutschen bedeutungsschwer. Das Landesblog wird den Tag ausführlich beleuchten. An diesem Wochentag trifft sich im Haus B die schleswig-holsteinische Landesregierung zur wöchentlichen Kabinettssitzung. Die Tagesordnung ist nicht bekannt. Da die Regionalisierung der Steuerschätzung der letzten Woche den Haushaltsentwurf der Landesregierung, der ja schon im Frühsommer erstellt wurde, verändert, dürfen wir raten, dass die MinisterInnenriege sich unter anderem um den Entwurf des Landeshaushaltes kümmern wird.
Der Mittwoch kommt in dieser Woche terminlich beschaulich daher. Selbst dem Terminkalender der Landesregierung ist keine außerordentlicher Termin zu entlocken. Wobei: solche Tage haben es manchmal doch in sich. Warten wir es ab.
Der Donnerstag beginnt in aller Frühe mit der Sitzung des Ältestenrates des Landtages, in der wohl die Plenarsitzung der nächsten Woche vorbereitet wird. Dann geht es weiter mit dem Finanzausschuss, der sich ob der zu diskutierenden Ergebnisse der letztwöchentlichen Steuerschätzung wohl kaum dazu hinreißen lassen wird, um 11.11 Uhr seine Sitzung für ein Helau oder Alaaf zu unterbrechen. Auch der Sozialausschuss wird angesichts eines Tagesordnungspunktes wie „Fünf Jahre Hartz IV — eine Bilanz für Schleswig-Holstein” keine Pappnase aufsetzen, sich aber vielleicht beim Diskutieren der „Umsetzung der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung” an die eigene Nase fassen.
Mitte der 80er Jahres des letzten Jahrhunderts, wohnte Günther Grass in einem beschaulichen Flecken namens Wewelsfleth. Der liegt da, wo die Stör, die auch kaum jemand kennt, ein letztes großes Halbrund beschreibt, bevor sie sich in die Elbe verliert. Solche Orte haben mehr in sich, als man gemeinhin glaubt. Grass schrieb hier unteren anderen Der Butt. Zusammen mit Björn Engholm, der damals gerade von Bonn (auch so ein beschaulicher Flecken, damals vorübergehend Bundeshauptstadt) nach Kiel wechselte, gründete er die Wewelsflether Gespräche, eine lockere, unregelmäßig zusammen kommende Runde, in der die beiden mit illustren Gästen aus Wirtschaft, Politik und Kultur „über den Tag hinaus” diskutierten. Man wollte, als ob man die Zukunft schon erahnte, eine „neue politische Kultur” in Schleswig-Holstein begründen. Vor einigen Jahren wurde die Runde wiederbelebt, ohne Günther Grass. Dieses Jahr treffen sich am Freitag um 18:00 Uhr in der Mehrzweckhalle Wewelsfleth die (Partei)Politiker Björn Engholm, Robert Habeck, Wolfgang Kubicki, Cornelie Sonntag, Henning Voscherau und der Parteienforscher Prof. Elmar Wiesenthal und fragen sich, moderiert von dem Journalisten Rainer Burchardt, ob die Sündenböcke der Nation, die Parteien, ausgedient haben.
Für die einen war die Polizeisportschau ein Anachronismus, für andere eine gelungene Eigenwerbung der Polizei. Für die Schau selbst ist am Samstag nicht der 13. sondern Ultimo. Zum letzten Mal findet sie in der Kieler Ostseehalle statt.
Am Sonntag ist Volkstrauertag. Das hält die SPD nicht davon ab, sich „Mehr Demokratie” zu trauen. Heute in Niebüll, im Restaurant Friesenhof.
Wewelsfleth ist übrigens neulich zu erneutem Weltruhm gekommen, als der Ministerpräsident das örtliche Blasorchester auf seine Chinareise mitnahm, welches dann vor entzückten Chinesen auf der Expo aufspielte.
Siehe hier:
http://www.shz.de/themen/schleswig-holstein/chinareise.html
Wewelsfleth ist vor allem durch die Peters-Werft weltberühmt!
Ich denke, die „andere politische Kultur” hatte damals weniger mit der heutigen Schwierigkeiten zu tun und mehr mit 30 Jahren CDU-Regierung in Schleswig-Holstein, die zu der Zeit vor allem dadurch ausgezeichnet war, dass Stoltenberg die Anti-Atomkraftbewegung brutal niedergeknüppelt hat und in dem gipfelte, was in einer Schweizer Badewanne endete.