Durch die Woche mit dem Landesblog (2)

Von | 7. November 2010

Der wöchent­li­che Streifzug durch unse­ren Kalender.

Wenn das Wetter so wird, wie die Vorhersage androht, dann macht die CDU-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag alles rich­tig, wenn sie am Montag das tris­te November-Wetter in Kiel hin­ter sich lässt, um zu poli­ti­schen Gesprächen in die Bundeshauptstadt Berlin zu fah­ren. Am Nachmittag steht unter ande­rem der Besuch eines Kindergartens auf der Agenda, der laut Besuchsprogramm ein Integrationsmodell ist. Ob der Besuch des bilin­gua­len(!) Kindergartens „Teremok” zu einer radi­ka­len Wende in der Integrationspolitik inspi­riert? Denn in dem namens­ge­ben­den, an Metaphern rei­chen Märchen теремок („anhei­meln­des Häuschen”, meint mei­ne rus­si­sche Bekannte) aus dem Vielvölkerstaat Russland geht es um ein klei­nes Häuschen, das mehr und mehr ver­schie­de­ne Tiere gemein­sam, fröh­lich und fried­lich bewoh­nen. Eines Tages will auch der gro­ße Bär ein­zie­hen, passt aber nicht mehr ins Haus und setzt sich des­halb kurz­ent­schlos­sen auf das Dach, was dar­auf­hin kra­chend zer­bricht und das Haus unter sich begräbt. Die Tiere bau­en aus den Trümmern fröh­lich ein neu­es Haus, das — und das stimmt uns hoff­nungs­voll — bes­ser als das alte ist. Die CDU-Vertreter aus die Untersuchungausschuss rund um die HSH-Bank wer­den die­se Hoffnung mut­maß­lich gern hören. Sie rei­sen spä­ter nach, weil sie am Vormittag zunächst die Vernehmung des Herrn Nonnenmacher fort­set­zen wol­len.

Am Nachmittag wird im Kieler Schloss der Deutsche Preis für Denkmalschutz ver­ge­ben. Unter ande­rem wird der Schleswiger Harm Paulsen, laut der ZEIT „der gute Geist der Steinzeit”, für „sein her­vor­ra­gen­des, Jahrzehnte andau­ern­des ehren­amt­li­ches Engagement, sei­nen hohen per­sön­li­chen Einsatz als Vorreiter der Experimentalarchäologie in Deutschland, popu­lä­rer Vermittler archäo­lo­gi­scher Forschungsergebnisse in der Öffentlichkeit und fun­dier­ter Mittler zwi­schen Praxis und Wissenschaft” geehrt.

Der Dienstag ist der 9. November, als Schicksalstag der Deutschen bedeu­tungs­schwer. Das Landesblog wird den Tag aus­führ­lich beleuch­ten. An die­sem Wochentag trifft sich im Haus B die schles­wig-hol­stei­ni­sche Landesregierung zur wöchent­li­chen Kabinettssitzung. Die Tagesordnung ist nicht bekannt. Da die Regionalisierung der Steuerschätzung der letz­ten Woche den Haushaltsentwurf der Landesregierung, der ja schon im Frühsommer erstellt wur­de, ver­än­dert, dür­fen wir raten, dass die MinisterInnenriege sich unter ande­rem um den Entwurf des Landeshaushaltes küm­mern wird.

Der Mittwoch kommt in die­ser Woche ter­min­lich beschau­lich daher. Selbst dem Terminkalender der Landesregierung ist kei­ne außer­or­dent­li­cher Termin zu ent­lo­cken. Wobei: sol­che Tage haben es manch­mal doch in sich. Warten wir es ab.

Der Donnerstag beginnt in aller Frühe mit der Sitzung des Ältestenrates des Landtages, in der wohl die Plenarsitzung der nächs­ten Woche vor­be­rei­tet wird. Dann geht es wei­ter mit dem Finanzausschuss, der sich ob der zu dis­ku­tie­ren­den Ergebnisse der letzt­wö­chent­li­chen Steuerschätzung wohl kaum dazu hin­rei­ßen las­sen wird, um 11.11 Uhr sei­ne Sitzung für ein Helau oder Alaaf zu unter­bre­chen. Auch der Sozialausschuss wird ange­sichts eines Tagesordnungspunktes wie „Fünf Jahre Hartz IV — eine Bilanz für Schleswig-Holstein” kei­ne Pappnase auf­set­zen, sich aber viel­leicht beim Diskutieren der „Umsetzung der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung” an die eige­ne Nase fas­sen.

Mitte der 80er Jahres des letz­ten Jahrhunderts, wohn­te Günther Grass in einem beschau­li­chen Flecken namens Wewelsfleth. Der liegt da, wo die Stör, die auch kaum jemand kennt, ein letz­tes gro­ßes Halbrund beschreibt, bevor sie sich in die Elbe ver­liert. Solche Orte haben mehr in sich, als man gemein­hin glaubt. Grass schrieb hier unte­ren ande­ren Der Butt. Zusammen mit Björn Engholm, der damals gera­de von Bonn (auch so ein beschau­li­cher Flecken, damals vor­über­ge­hend Bundeshauptstadt) nach Kiel wech­sel­te, grün­de­te er die Wewelsflether Gespräche, eine locke­re, unre­gel­mä­ßig zusam­men kom­men­de Runde, in der die bei­den mit illus­tren Gästen aus Wirtschaft, Politik und Kultur „über den Tag hin­aus” dis­ku­tier­ten.  Man woll­te, als ob man die Zukunft schon erahn­te,  eine „neue poli­ti­sche Kultur” in Schleswig-Holstein begrün­den. Vor eini­gen Jahren wur­de die Runde wie­der­be­lebt, ohne Günther Grass. Dieses Jahr tref­fen sich am Freitag um 18:00 Uhr in der Mehrzweckhalle Wewelsfleth die (Partei)Politiker Björn Engholm, Robert Habeck, Wolfgang Kubicki, Cornelie Sonntag, Henning Voscherau und der Parteienforscher Prof. Elmar Wiesenthal und fra­gen sich, mode­riert von dem Journalisten Rainer Burchardt, ob die Sündenböcke der Nation, die Parteien, aus­ge­dient haben.

Für die einen war die Polizeisportschau ein Anachronismus, für ande­re eine gelun­ge­ne Eigenwerbung der Polizei. Für die Schau selbst ist am Sams­tag nicht der 13. son­dern Ultimo. Zum letz­ten Mal fin­det sie in der Kieler Ostseehalle statt.

Am Sonntag ist Volkstrauertag. Das hält die SPD nicht davon ab, sich „Mehr Demokratie” zu trau­en. Heute in Niebüll, im Restaurant Friesenhof.

Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

2 Gedanken zu “Durch die Woche mit dem Landesblog (2)”:

  1. Steffen Voß

    Wewelsfleth ist vor allem durch die Peters-Werft welt­be­rühmt!

    Ich den­ke, die „ande­re poli­ti­sche Kultur” hat­te damals weni­ger mit der heu­ti­gen Schwierigkeiten zu tun und mehr mit 30 Jahren CDU-Regierung in Schleswig-Holstein, die zu der Zeit vor allem dadurch aus­ge­zeich­net war, dass Stoltenberg die Anti-Atomkraftbewegung bru­tal nie­der­ge­knüp­pelt hat und in dem gip­fel­te, was in einer Schweizer Badewanne ende­te.

    Reply

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert