Aussterbende Kommunikationsarten

Von | 19. Januar 2011

Zu den alt­her­ge­brach­ten Sitten, die Regierungschefs pfle­gen, gehört das Senden von Telegrammen zu freu­di­gen oder trau­ri­gen Anlässen. Auch aus förm­li­chen Anlässen wer­den Staatstelegramme ver­schickt. Staatstelegramme sind viel­leicht sel­ten, aber anschei­nend so wich­tig, dass sie bis heu­te in den Bekanntmachung über die Sprechfunkverfahren im Flugfunkdienst als Meldungen zuge­las­sen sind. Glückwunsch- oder Kondulenztelegramme wer­den im Bulletin des Presse– und Informationsamtes der Bundesregierung abge­druckt. Genauer: wur­den sie abge­druckt. Denn das Bulletin gibt es längst nicht mehr in streng gesetz­ter und hübsch gedruck­ter Form und ist mitt­ler­wei­le über­haupt so unbe­kannt oder irrele­vant, dass nicht mal Wikipedia was dar­über zu berich­ten weiß. Egal, Landesblogleser wis­sen mehr: So sah das Bulletin mal aus.

Ein Telegramm hat halt Stil und Form. Ein Kondolenzbrief per Fax käme irgend­wie komisch rüber. Selbst Bundeskanzlerin Merkel, bekannt für ihre SMS-Freudigkeit, lässt Glückwünsche noch nach alter Väter und Mütter Sitte per Telegramm schi­cken — wie immer sie das auch macht, denn die Deutsche Post hat das Verschicken von Auslandstelegrammen schon Ende 2000 ein­ge­stellt. Vielleicht grüßt sie auch des­halb ab und an förm­lich-leger fern­münd­lich (Schade, lei­der nicht als Podcast ver­öf­fent­licht).

Was haben wir das in Schleswig-Holstein da schon leicht. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen hat ges­tern (18. Januar) dem Team des Solarboots „PlanetSolar” per E-Mail gra­tu­liert, weil es den Panama-Kanal pas­siert hat. Wir sind viel­leicht nicht Papst, aber modern.

Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

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