Zu den althergebrachten Sitten, die Regierungschefs pflegen, gehört das Senden von Telegrammen zu freudigen oder traurigen Anlässen. Auch aus förmlichen Anlässen werden Staatstelegramme verschickt. Staatstelegramme sind vielleicht selten, aber anscheinend so wichtig, dass sie bis heute in den Bekanntmachung über die Sprechfunkverfahren im Flugfunkdienst als Meldungen zugelassen sind. Glückwunsch- oder Kondulenztelegramme werden im Bulletin des Presse– und Informationsamtes der Bundesregierung abgedruckt. Genauer: wurden sie abgedruckt. Denn das Bulletin gibt es längst nicht mehr in streng gesetzter und hübsch gedruckter Form und ist mittlerweile überhaupt so unbekannt oder irrelevant, dass nicht mal Wikipedia was darüber zu berichten weiß. Egal, Landesblogleser wissen mehr: So sah das Bulletin mal aus.
Ein Telegramm hat halt Stil und Form. Ein Kondolenzbrief per Fax käme irgendwie komisch rüber. Selbst Bundeskanzlerin Merkel, bekannt für ihre SMS-Freudigkeit, lässt Glückwünsche noch nach alter Väter und Mütter Sitte per Telegramm schicken — wie immer sie das auch macht, denn die Deutsche Post hat das Verschicken von Auslandstelegrammen schon Ende 2000 eingestellt. Vielleicht grüßt sie auch deshalb ab und an förmlich-leger fernmündlich (Schade, leider nicht als Podcast veröffentlicht).
Was haben wir das in Schleswig-Holstein da schon leicht. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen hat gestern (18. Januar) dem Team des Solarboots „PlanetSolar” per E-Mail gratuliert, weil es den Panama-Kanal passiert hat. Wir sind vielleicht nicht Papst, aber modern.
Und er sendet auch Video-Botschaften: http://www.ln-online.de/regional/stormarn/sport.php/2916491
Telegramme gibt es noch: http://www.deutschepost.de/dpag?xmlFile=link1015337_889
Ja, aber nur ins Inland.