Die Bildzeitung liebt Superlative — davon kann man sich fast täglich überzeugen, wenn man sich die riesigen Überschriften auf der Titelseite anschaut, an denen man in keinem Supermarkt, Bäcker oder Zeitungsladen vorbeikommt. Nun will der Springer-Verlag einmal mehr mit einem Superlativ aufwarten, dieses Mal in Sachen Werbung. Der Konzern plant im Juni eine gigantische Werbemaßnahme, bei der jeder der etwa 41 Millionen Haushalte in Deutschland ein Gratisexemplar der Zeitung erhalten soll. Damit sollen die Verkäufe des deutschlandweit auflagestärksten Blattes, bisher über 2,5 Millionen Exemlaren täglich, noch weiter gesteigert werden. Die Recherchemethoden und die Berichterstattungen der Bildzeitung werden nicht erst seit gestern kritisiert, auch der Deutsche Presserat rügt das Blatt regelmäßig, weil es gegen den Pressekodex vertößt, indem Persönlichkeitsrechte oder die Menschenwürde missachtet werden.
Um diejenigen zu unterstützen und zusammenzuführen, die nicht begeistert sind von der besagten Werbekampagne des Verlages, hat campact.de eine Aktion gestartet, die zum einen ein Statement setzen und zum anderen die logistische Ausführung der Werbeaktion stören soll. Ziel ist es, möglichst viele Menschen zu mobilisieren, die die Jubiläums-Ausgabe verweigern und dieses Werbegeschenk nicht in ihren Briefkästen haben wollen. Auf einer Unterseite kann der Zustellung der Bild-Zeitung widersprochen werden. Über diese und ander Kampagnen von campact.de kann man sich auch auf deren Facebookpräsenz informiert. Laut Counter haben bereits über 55.000 Personen bis jetzt an der Aktion teilgenommen.
Natürlich laufen im Web mittlerweile die Nachrichten über diese Aktion heiß und es kommen stündlich neue Hintergründe dazu. So soll laut sueddeutsche.de eine Anzeige für Werbekunden in der Jubiläumsausgabe, die über eine ganze Seite geht vier Millionen Euro kosten. Damit würde der Springer-Verlag nicht nur in Sachen Eigenwerbung einen Treffer landen, sondern lässt sich diese auch noch sehr gut bezahlen. Doch auch der Konzern hinter der Bild-Zeitung reagierte bereits auf die Kampagne von campact.de und sieht die ganze Sache eher gelassen. Gegenüber horizon.net, einem Portal für Marketing, Werbung und Medien, sagte ein Sprecher des Springer-Verlages, dass noch gar nicht entschieden sei, „ob die Jubiläumsausgabe überhaupt produziert werde. Derzeit laufen Gespräche mit potenziellen Anzeigenkunden. Berichte, das Projekt stehe wegen mangelnden Zuspruchs auf der Kippe, weist Springer zurück. Sollte die Jubiläumsausgabe produziert werden, werde man aber alle Widersprüche beim Vertrieb beachten.”