Wer verhandelt den Koalitionsvertrag?

Von | 17. Mai 2012

Gestern (16. Mai) haben die Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und SSW begon­nen. Es gibt eine 36-köp­fi­ge Verhandlungsrunde (je 12 aus jeder Partei). Ziel ist es, bis zum 3. Juni einen Koalitionsvertrag zu fin­den, damit die­ser am 4. Juni unter­zeich­net wer­den kann.

Am 5. Juni, wenn der neue Landtag erst­mals zusam­men­kommt, wird noch kein Ministerpräsident gewählt wer­den, da die Parteitage der drei Koalitionäre ihr end­gül­ti­ges Okay erst am 9. Juni geben wer­den. Ein Landtagspräsident wird aber am 5. Juni gewählt wer­den. Da läuft wohl alles, wie zu hören ist, auf Peter Lehnert, seit 1992 CDU-Landtagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Pinneberg-Nord, hin­aus. Lehnert ist auch Integrationsbeauftragter der Landesregierung — was dazu geführt haben könn­te, dass er in unse­ren Listen Initiativen im Landtag und Reden im Landtag auf hin­te­ren Rängen lan­de­te.

Die Wahl des Ministerpräsidenten wür­de dann am Vormittag des 12. Juni erfol­gen. Für die alte Regierung bedeu­tet das, dass sie eine Woche län­ger als gedacht im Amt sein wird.

Die eigent­li­chen Koalitionsverhandlungen fin­den in sechs klei­ne­ren Gruppen statt.

  • Wirtschaft + Verkehr
  • Energie + Umwelt
  • Arbeit + Soziales
  • Bildung + Wissenschaft
  • Inneres + Recht
  • Haushalt + Finanzen

Die gro­ße (und daher sehr unhand­li­che) Runde nickt die Zwischenergebnisse der Gruppen ab und ent­schei­det Streitigkeiten. Manche Streitpunkte wer­den es sicher mit sich brin­gen, dass der Kompromiss bes­ser in klei­ner Runde  gesucht wird. Auf der Webseite des SPD-Landesverbandes gibt es dazu ein gutes Erklärbärstück.

Ein Koalitionsvertrag ist kein Vertrag im recht­li­chen Sinne. Er hat kei­ne recht­li­che Bindungswirkung, kann nicht ein­ge­klagt wer­den und ist nicht Gegenstand einer spä­te­ren Evaluierung. Er bil­det die (poli­ti­sche) Geschäftsgrundlage der ins Auge gefass­ten Landesregierung und bin­det nie­man­den, weder Abgeordnete noch die zukünf­ti­ge Regierung. Seine unmit­tel­ba­re Wirkung beschränkt sich auf die Parteitage der Koalitionäre, die ihn als „Verhandlungsergebnis” bewer­ten und ihre Zustimmung für die Koalition vom Inhalt des „Vertrages” abhän­gig machen.

 

Das sind die Mitglieder der „36-Rates“, von dem wir in den nächs­ten Wochen immer wie­der mal Aufnahmen oder Bilder sehen wer­den. Ich habe die mir bekann­ten Facebook und Twitter-Accounts hin­zu­ge­fügt. Auf Facebook sind alle Mitglieder auf der Liste Landespolitik (die noch ande­re lan­des­po­li­tisch rele­van­te Personen oder Gremien beinhal­tet) zu fin­den. Bei Twitter mag die Liste Politik-SH (die eben­falls noch mehr Mitglieder umfasst) prak­tisch sein.

SPD

  • Ralf Stegner, LV, MdL FB, Twitter
  • Torsten Albig, MdL FB, Twitter
  • Sönke Rix, MdB FB, Twitter
  • Birgit Herdejürgen, MdL
  • Bettina Hagedorn, MdB
  • Andreas Breitner, Bürgermeister der Stadt Rendsburg FB
  • Martin Habersaat, MdL FB, Twitter
  • Wolfgang Baasch, MdL FB, Twitter
  • Regina Poersch, MdL FB
  • Serpil Midyatli, MdL FB
  • Jürgen Weber, MdL FB, Twitter
  • Brigitte Fronzek, Bürgermeisterin der Stadt Elmshorn FB

Grüne

SSW

  • Anke Spoorendonk, MdL FB
  • Lars Harms, MdL
  • Flemming Meyer, LV FB
  • Rüdiger Schulze
  • Elke Putzer
  • Jette Waldinger-Thiering FB
  • Christian Dirschauer FB
  • Peter Knöfler
  • Gudrun Lemke FB
  • Ulrich Stellfeld-Petersen
  • Susanne Schäfer-Quäck FB
  • Anke Schulz FB
Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

5 Gedanken zu “Wer verhandelt den Koalitionsvertrag?”:

  1. Timo

    Gibt es noch zusätz­li­che Berater, die auch noch inhalt­lich assis­tie­ren?
    Oder legen die oben genann­ten alles wei­te­re fest? Rechnerisch bei 6 Untergruppen gehen ja nur je zwei Personen je Partei dazu.
    Dabei gibt es ja vie­le Details, die man ohne Berater und Hintergrundinformation viel­leicht gar nicht ange­mes­sen beur­tei­len kann!?

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    1. Swen Wacker

      Schau Dir ein­fach mal vor­han­de­ne Koalitionsverträge an. So sehr ins Detail gehen die nun auch nicht. Sie bewe­gen sich in etwa auf dem Niveau man­cher Wahlprogramme, sind nur kon­kre­ter auf Umsetzung hin for­mu­liert.
      Als Beispiel etwas zu den Sparkassen aus dem CDU/FDP-Koalitionsvertrag 2009. Dort steht:

      Die Schleswig-Holsteinischen Sparkassen
      CDU und FDP beken­nen sich zur Rolle der Sparkassen als Hauptfinanzierer des
      Schleswig-Holsteinischen Mittelstandes. Die Verankerung vor Ort und die Kompetenzen bei der regio­na­len Finanzierung müs­sen ins­be­son­de­re zum Wohle des Mittelstandes erhal­ten wer­den.
      CDU und FDP wer­den das Sparkassengesetz dahin­ge­hend ändern, dass den
      Sparkassen eine bes­se­re Eigenkapitalausstattung ermög­licht wird.

      Dafür braucht man kei­ne Berater.

      In den Untergruppen sit­zen Abgeordnete und ande­re Parteimitglieder mit lang­jäh­ri­gen Erfahrungen in ihrem Spezialgebiet. Die sind ja nicht ohne Grund dort­hin ent­sandt wor­den.

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  2. Florian Lienau

    Gibt es bereits eine Facebook-/ Twitter-Liste die­ser Kandidaten? Oder magst du (ich hof­fe, es ist in Ordnung, wenn ich Sie duze), sol­che erstel­len? Ich nut­ze FB zwar viel und häu­fig, habe aber kei­ne Ahnung vom Erstellen sol­cher Listen. Das wäre toll!

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    1. Swen Wacker

      Welche „Kandidaten” meinst Du denn? Im letz­ten Absatz, vor der Aufzählung, ste­hen zwei Listen, FB und Twitter.

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  3. Timo

    Ja, die­se Beraterstruktur der Unterausschüsse mein­te ich. Interessant! Danke für den Einblick!

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