Reaktionen auf den Beitrag zu Kurzzeitverträgen und Lohndumpig an Schleswig-Holsteins Schulen

Von | 7. Oktober 2013
Waltraud "Wara" Wende (Kaffeeringe - spd-geschichtswerkstatt.de CC-BY)

Waltraud "Wara" Wende (Kaffeeringe - spd-geschichtswerkstatt.de CC-BY)

 

Waltraud "Wara" Wende (Kaffeeringe - spd-geschichtswerkstatt.de CC-BY)

Waltraud „Wara” Wende (Kaffeeringe — spd-geschichtswerkstatt.de — CC-BY)

Der Beitrag im NDR Schleswig Holstein Magazin über die Missstände in Bezug auf Zeitverträge und Lohndumping an Schleswig-Holsteins Schulen, von dem das Landesblog am Tag der Ausstrahlung berich­te­te, hat offen­sicht­lich nicht nur in den Lehrerzimmern des Landes für vie­le Diskussionen gesorgt, son­dern auch bei den Parteien, die an den dar­auf fol­gen­den Tagen mit ent­spre­chen­den Pressemitteilungen reagier­ten. So weist die bil­dungs­po­li­ti­sche Sprecherin der CDU-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Heike Franzen, dar­auf hin, dass die Ministerin Waltraud „Wara” Wende „seit Monaten einen Bericht zu befris­tet arbei­ten­den Lehrkräften vor[bereite]. Wie kann sie in die­ser Situation behaup­ten, von der Situation kei­ne Ahnung zu haben? Irgendjemand im Bildungsministerium muss die geschil­der­ten Verfahren schließ­lich ein­ge­führt haben“. Außerdem habe sie „bereits im Mai ange­kün­digt …, zumin­dest auf kurz­fris­ti­ge Zeitverträge zu ver­zich­ten. Tatsache ist wei­ter, dass sie bis­lang auch auf Nachfrage dazu nichts vor­ge­legt hat.” Des Weiteren weist sie dar­auf hin, „dass wäh­rend der Amtszeit von Bildungsministerin Professor Wende die Zahl der befris­te­ten Verträge um 20 Prozent gestie­gen sei.” Diese Aussagen geben den Kollegen an der Basis natür­lich zu den­ken, denn im Fernsehbeitrag wirk­te die Ministerin eher über­rascht von den Rahmenbedingungen, die an Schulen im Land herr­schen.

Der stell­ver­tre­ten­de Fraktionsvorsitzende der SPD Schleswig-Holsteins und Vorsitzende des Arbeitskreises Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Martin Habersaat, reagier­te eben­falls mit einer Pressemitteilung auf den kürz­lich gesen­de­ten Fernsehbeitrag. So nimmt er auf die Problematik der Zeitverträge als „not­wen­di­ges Übel” Bezug, was auch im Falle von Krankheits- oder Elternzeitvertretungen völ­lig nach­voll­zieh­bar und sicher­lich auch für die betrof­fe­nen Kollegen akzep­ta­bel ist. Aber die­se Art von Verträgen ist im Rahmen der Berichterstattung und des Unmuts an den Schulen vor Ort auch nicht gemeint. Es han­delt sich viel mehr um Fälle, in denen bei­spiels­wei­se an Schulen ver­be­am­te­te Kollegen mit Realschullaufbahn in Pension ver­ab­schie­det wur­den und die dadurch frei wer­den­den Stellen nur als ein­jäh­ri­ge, befris­te­te Grund- und Hauptschulstellen, ver­gü­tet mit TVL 11 aus­ge­schrie­ben und besetzt wer­den durf­ten. Hier greift das Argument des „not­wen­di­gen Übels” nicht, denn was spricht dage­gen, die­se Stelle wie­der als unbe­fris­te­te, ver­be­am­te­te Stellen aus­zu­schrei­ben, da sie doch seit Jahrzehnten als sol­che im System waren und die Gefahr einer Doppelbesetzung nicht gege­ben ist. Solche und ähn­li­che Beispiele gibt es an vie­len Schulen, wenn man den Berichten von Lehrkräften, die sich auf Fortbildungen mit Kollegen aus ande­ren Schulen Schleswig-Holsteins aus­tau­schen, Glauben schen­ken darf.

Auch der Hinweis dar­auf, dass es meh­re­re Möglichkeiten gäbe, sich als Betroffener gegen die­se Missstände zu weh­ren oder sie öffent­lich zu machen, lesen sich leich­ter als sie umge­setzt wer­den kön­nen. Ebenso, dass Schulleitungen und Personalvertretungen, die sich für die Belange ihrer ange­stell­ten Mitarbeiter ein­set­zen, in den obe­ren Etagen des Dienstwegs Gehör fin­den und dass es kei­ne Androhung von Sanktionen gibt. Natürlich hat kei­ner der ange­stell­ten Lehrerkräfte direk­te Androhungen zu hören bekom­men, aber wenn man als das ent­behr­lichs­te, unters­te Glied der Kette behan­delt wird, sind die Bedenken schon grö­ßer, laut­hals die Entscheidungen der­je­ni­gen in Frage zu stel­len, die letzt­end­lich über eine unbe­fris­te­te Einstellung ent­schei­den.

Persönlicher Kommentar

Meiner Erfahrung nach, als Mitglied des ört­li­chen Personalrats an einer Schule mit sol­chen Problemen, ist in Bezug auf Versuche, über den Dienstweg mit der Schulaufsicht ins Gespräch zu kom­men eher nega­tiv, da die Bitte um einen Gesprächstermin als nicht nötig erach­tet wur­de und der Hinweis erfolg­te, sich an den nächst­hö­he­re Stelle der Personalvertretungen zu wen­den. Ziel des Gesprächs war von uns als Personalrat, auf die Belastungen auf­merk­sam zu machen, denen mei­ne Kollegen mit Zeitverträgen aus­ge­setzt sind, da sie zu Konditionen arbei­ten müs­sen, die nicht ihrer stu­dier­ten Laufbahn ent­spre­chen und dank der Umwandlung der oben genann­ten ver­be­am­te­ten Stellen in befris­te­ten Verträge gebun­den sind. Meldungen der Missstände vor Ort an den Bezirks- und Hauptpersonalrat wer­den zwar auf­ge­nom­men, aber es wird signa­li­siert, dass es unse­rer Schule nicht allein so geht und die Handlungsmöglichkeiten der Personalräte sehr begrenzt sind. Auch wenn man sich also mit den ange­stell­ten Kollegen in miss­li­chen Vertragssituationen soli­da­risch erklä­ren will, um ihre Arbeitsbedingungen zu ver­bes­sern, ist das nicht so ohne Weiteres mög­lich, denn man fin­det nir­gends wirk­lich Gehör.

Mit dem Beitrag im NDR ist ein ers­ter Schritt in Sachen Öffentlichkeit getan und offen­sicht­lich hat die­ser auch eine Diskussion inner­halb der Parteien aus­ge­löst, nun bleibt jedoch abzu­war­ten, ob die­se auch Früchte tra­gen wird, damit die Arbeitssituation für die Betroffenen tat­säch­lich bes­ser wird. Mittlerweile ist in der NDR Mediathek auch das kom­plet­te Interview mit Bildungsministerin Waltraud „Wara” Wende zu sehen und soll­te sie tat­säch­lich zu ihren Zusicherungen ste­hen, müss­te das spä­tes­tens nach den Herbstferien eine Vertragsänderung für die betrof­fe­nen Lehrerkräfte nach sich zie­hen.

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Von:

Melanie Richter lebt seit mehr als 20 Jahren in Kiel, ist parteilos, seit 2010 Mitglied im Verein für Neue Medien Kiel e.V. und arbeitet in einer Kieler Gemeinschaftsschule.

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