Friesenhof-Untersuchungsausschuss veröffentlicht Abschlussbericht

Von | 16. März 2017

By: Erich Ferdinand - CC BY 2.0

Anfang März leg­te der Friesenhof-Untersuchungsausschuss sei­nen Abschlussbericht vor. Er war Mitte September 2015 auf Antrag der Fraktionen der CDU, FDP und PIRATEN ein­ge­setzt wor­den, um die Vorgänge in zwei Friesenhof-Heimen in Dithmarschen und die Vorwürfe gegen das Ministerium bzw. Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) zu unter­su­chen. Es war der ers­te und blieb der ein­zi­ge Parlamentarische Untersuchungsausschuss in der 18. Wahlperiode.

Mit dem gut tau­send Seiten umfas­sen­den Schlussbericht (Drucksache 18/​5272) ging die Empfehlung an den Landtag, den Auftrag des Untersuchungsausschusses für erle­digt zu erklä­ren.

Der Bericht fasst die Vorgeschichte wie folgt zusam­men:

Ende Januar 2015 nahm das Landesjugendamt des Landes Schleswig-Holstein eine unan­ge­mel­de­te ört­li­che Prüfung der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung „Friesenhof — Barbara Janssen“ vor, die in Dithmarschen meh­re­re (Teil-)Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe betrieb. Anlass für die­se ört­li­che Prüfung waren Beschwerden über die Zustände ins­be­son­de­re in den Teileinrichtungen „Nanna“, „Campina“ und „Charlottenhof“ gewe­sen. Mit Schreiben vom 18. Februar  2015 teil­te das Landesjugendamt  den­je­ni­gen  ört­li­chen  Jugendämtern,  die von ihnen zu betreu­en­de Jugendliche in den „Friesenhof“-Einrichtungen unter­ge­bracht hat­ten, das Ergebnis die­ser ört­li­chen Überprüfung mit. Darunter befan­den sich auch Hamburger Jugendämter.

In dem Schreiben leg­te das Landesjugendamt dar, dass es aus sei­ner Sicht ange­sichts der erlang­ten Eindrücke und Erkenntnisse aus mit ange­trof­fe­nen Bewohnerinnen und Mitarbeitern geführ­ten Gesprächen erfor­der­lich gewe­sen sei, der Trägerin der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung unter dem 30. Januar 2015 diver­se Auflagen zur wei­te­ren Gestaltung der Arbeit in den (Teil-)Einrichtungen auf­zu­er­le­gen. Die Auflagenverfügung wur­de den ent­sen­den­den Jugendämtern zur Kenntnis gege­ben.

Diese Vorgänge nahm die Fraktion DIE LINKE der Hamburger Bürgerschaft zum Anlass, am 18. Mai 2015 eine „Schriftliche Kleine Anfrage zur etwai­gen Kindeswohlgefährdung Hamburger Minderjähriger in Einrichtungen der Jugendhilfeträgerin Barbara Janssen GmbH“ an den Hamburger Senat zu rich­ten.

Die Antwort des Hamburger Senats erfolg­te unter dem 26. Mai 2015. Die  Fraktion  DIE  LINKE  lud  dar­auf­hin  am  29. Mai  zu  einer Pressekonferenz  „Friesenhof“ ein, die am 1. Juni  2015  statt­fin­den soll­te. In der Einladung wur­de  ein  Bezug  zu  den Skandalen um die „Haasenburg“-Heime und den „Schönhof“ her­ge­stellt: Erneut habe Hamburgs Sozialbehörde Kinder und Jugendliche in Heimen aus­wär­tig unter­ge­bracht, gegen die schwer­wie­gen­de  Anschuldigungen vor­ge­bracht wür­den. Außerdem wur­den Details zu den ver­meint­li­chen Missständen in den Einrichtungen bekannt gemacht.

Danach hät­ten sich Mädchen und jun­ge Frauen vor dem fast aus­schließ­lich männ­li­chen Personal nackt aus­zie­hen und ihre per­sön­li­che Bekleidung abge­ben müs­sen. Dabei sei­en sie teil­wei­se gegen ihren Willen foto­gra­fiert oder gefilmt wor­den. Ferner sei­en in den Einrichtungen Fenstergriffe abmon­tiert und Kollektivstrafen ver­hängt wor­den. Briefe sei­en geöff­net und zurück­ge­hal­ten sowie unge­stör­te Telefonate mit Erziehungsberechtigten ver­wei­gert wor­den. Zudem sei­en ent­wür­di­gen­de Erziehungsmaßnahmen ange­wandt wor­den, ins­be­son­de­re habe ein „Aussitzen“, Anschreien, Beschimpfungen, ein Wecken zur Nachtzeit, Essensentzug, ein Zwang zur Essensaufnahme, ein Zwang zum Tragen bestimm­ter Kleidung, der Zwang zum Entkleiden, ein Sprechverbot, Strafsport und Sport zur Nachtzeit statt­ge­fun­den.

In der Folge kam es zu einer ver­stärk­ten Presseberichterstattung, die auch dazu führ­te, dass das  MSGWG  des  Landes  Schleswig-Holstein  seit  dem 1. Juni  2015 mit Medien-Informationen reagier­te.

panama
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das; Abk. f. Panorama (griech.). Unter diesem Namen postet Daniela Mett vermischte Nachrichten aus der bewohnten Welt des Nordens. Die ausgebildete Magazinjournalistin berichtet frei und unabhängig. Sie hat sich in 30 Berufsjahren spezialisiert auf Reportagen und Interviews - www.panama-sh.com.

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