Der wöchentliche Streifzug durch unseren Kalender.
Wenn man so als durchschnittlich interessierter Beobachter der Landespolitik die Einladungen des Parlamentarischen Untersuchungsausschuss liest, dann kommt man ab und an nicht aus dem Staunen heraus. Der Ausschuss soll ja eigentlich aufklären, wie die HSH so dermaßen auf Grund laufen konnte. Und ob die Vertreter des Landes in den Gremien der Skandal-Bank das Land auch stets vor größerem Schaden retteten. Oder ob sie etwa fleißig in Kiel und Hamburg mit das Ruder hielten, als der weltgrößte Schiffsfinanzierer vom Kurs abkam. Und dann wird Peer Steinbrück eingeladen. Dessen politische Zeiten in Schleswig-Holstein zunächst als Kieler Umweltstaatssekretär und später als Wirtschaftsminister im Kabinett Engholm liegen nun schon ein paar Jahre zurück. Und während des Desasters an Förde und Elbe war er als Bundesfinanzminister sicher anderweitig beschäftigt. Aber vielleicht wollen sie ihn ja nur fragen, warum ihm bei der Boni-Zahlung „der Kragen platzte”, wo er es doch selbst in der Hand gehabt hätte, solche Zahlungen gesetzlich zu verhindern: Das Finanzmarktstabilisierungsgesetz deckelt die Gehälter auf 500.000 Euro nur bei denjenigen Banken, die Kapitalhilfen erhielten, nicht aber bei denen, die lediglich Garantien erhielten. Was wäre Schleswig-Holstein da an politischem Ärger erspart geblieben.
Neben dem ehemaligen Spitzenpolitiker wird am Montag der ehemalige Leiter des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFiN) Dr. Günther Merl befragt werden. Der Finanzmarktstabilisierungfonds unterliegt der Kontrolle von neuen Bundestagsabgeordneten. Das Gremium tagt laut Wikipedia in einem abgeriegelten, abhörsicheren Raum, die Befragung und die dort getroffenen Aussagen unterliegen der Geheimhaltung. Dann hoffen wir, dass Dr. Merl trotzdem aufklärendes erzählen kann.
Die in der Öffentlichkeit leider kaum wahrgenommene (den Schuh zieht sich das Landesblog natürlich auch selbst an) Enquetekommission „Norddeutsche Kooperation“ trifft sich am Montag zur 9. Sitzung. Anhörungen zu den Themenfeldern „Metropolregion Hamburg“, „MORO-Nord“ und „Wirtschaftsförderung“ stehen auf der Agenda. Gemeinsame Einnahmequellen nicht.
Die Ministerpräsidentenkandidatenbewerbertournee der SPD hat Bergfest. Am Abend treffen sich die vier in Schönberg zur öffentlichen Mitgliederversammlung. Es sieht nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Torsten Albig und Ralf Stegner aus. Mathias Stein scheint weit abgeschlagen. Auch Brigitte Fronzek hat wohl keine Chance, eine Mehrheit der SPD-Mitglieder hinter sich zu scharren. Aber wer weiß schon, ob das Ergebnis der öffentlichen Veranstaltungen mit denen der Briefwahl Ende Februar 2011 deckungsgleich sein wird.
Am Dienstag wird der Finanzaussschuss noch einmal tagen und — wenn denn alles so läuft, wie sich CDU und FDP das so vorstellen — die letzten Beschlüsse zu dem am Mittwoch im Parlament debattierten Doppelhaushalt für die Jahre 2011 und 2012 fassen. Im Wesentlichen geht es um den Einzelplan des Landtages. Nach den Kürzungen überall im Landeshaushalt werden die Parlamentarier zeigen, wie sie sich selbst beschneiden, auf was sie verzichten wollen, wie sie sich solidarisch in die Reihe der Einsparungen einreihen. Oder so.
Abends ist im Landeshaus der parlamentarische Abend des ADAC. Parallel dazu treffen sich Landesblogger und ihre Kolleginnen und Kollegen vom Förderflüsterer zum gemeinsamen Redaktionsstammtisch.
Für den Landtag geht es am Mittwoch in die Endrunde. Der Zeitplan hat diesen Tag für das Königsrecht des Parlaments reserviert: Die Debatte um die Verabschiedung des Landeshaushaltes. Finanzminister Wiegard macht sich anscheinend Sorgen. Anders kann ich mir seine Presseerklärung vom Freitag, in der er vor einer Verschiebung der Verabschiedung des Haushaltes warnte, nicht erklären. Ahnt er was?
Die SPD hat, unabhängig vom Ergebnis der Abstimmung, an diesem Abend Lust auf Musik. Sie möchte uns zeigen, welche Vielfalt sich heute nicht nur in Parlamenten sondern auch im Jazz bündelt. Die Hamburger Gruppe „Farbe vier“ gastiert in denRäumen der SPD-Landtagsfraktion.
Am Donnerstag beginnt der vorletzte Arbeitstag des Parlamentes mit der Debatte um das Wahlgesetz. Ein Thema, dass das Landesblog schon bewegte und noch weiter bewegen wird. Direkt im Anschluss wird dann die Netzgemeinde nach Schleswig-Holstein gucken und schauen, ob der Jugendmedienschutzstaatsvertrag eine Mehrheit bekommt. Die Opposition hat sich schon auf eine Ablehnung festgelegt. Auch auf Seite der CDU und FDP bestehen anscheinend Zweifel an der Verbesserung des Jugendschutzes und der Sinnhaftigkeit des Gesetzes. Die FDP in Nordrhein-Westfalen hat klar Position gegen den JMStV bezogen. Die FDP in Schleswig-Holstein, deren Frontmann Wolfgang Kubicki im Spiegel gerade deutlich machte, dass er nicht weiter in dem Sog der Bundes-FDP in die außerparlamentarische Opposition gerissen werden will, hat heute eine einmalige Chance, zu zeigen, was liberale Politik in Schleswig-Holstein von der Bundes-FDP unterscheidet. Jens Matheuszik hat die negativen Auswirkungen, die die FDP in Nordrhein-Westfalen sieht, im Pottblog so zusammengefasst.
- Erheblicher Eingriff in die Freiheitsrechte, insbesondere die Meinungs- und Informationsfreiheit nach Art. 5 (1) GG.
- Reduzierung der deutschsprachigen Inhalte für das Lehr- und Lernmedium Internet.
- Benachteiligung der mittelständischen Wirtschaft und mittelbare Gefährdung von Arbeitsplätzen.
- Drohende Abmahnwelle.
- Ausufernde Bürokratie.
- Benachteiligung von Mittelstand und Kleinunternehmern gegenüber Großunternehmen.
In der Mittagspause trifft sich der Wirtschaftsausschuss zu einem Gespräch mit der DB AG — wie immer findet sich auf den Servern des Landtages keine Einladung zu dem Gespräch. Protokolle habe ich auch noch nie gefunden.
Auch der Innen- und Rechtsausschuss nutzt die Mittagspause. Er will — en passant? — eine Änderung des Schleswig-Holsteinischen Abgeordnetengesetzes beraten, die dann am Freitag in zweiter Lesung beschlossen werden kann. Dem Gesetzentwurf fehlt jegliche Begründung — was nicht wirklich die Transparenz erhöht. Es geht ja nur um die Übergangsgelder für ausscheidende Abgeordnete.
Der Freitag ist dann der letzte Arbeitstag des Plenums vor der Weihnachtspause. Am Vormittag steht unter anderem eine Diskussion um die Fehmarn-Belt-Querung an. Auch dieses Thema diskutierte wir im Landesblog schon mehrfach. Am Nachmittag steht die Neuordnung des Glücksspiels auf der Tagesordnung. Auch damit hat das Landesblog sich bereits befasst. Wenn auch nicht so intensiv wie der CDU-Abgeordnete Arp.